Studie
13.01.2015, 09:00 Uhr
Deutschland hinkt im Internet hinterher
Die Schweiz hat europaweit die Nase vorn - zumindest, wenn es um die durchschnittliche Internet-Verbindungsgeschwindigkeit geht. Deutschland ist zurückgefallen.
Da bringt auch ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nichts - ein gutes Internet-Zeugnis sieht anders aus: Mit einer durchschnittlichen Verbindungsgeschwindigkeit von 8,7 Mbit/s liegt Deutschland in der DACH-Region nur auf Platz drei hinter der Schweiz (14,5 Mbit/s) und Österreich (10,4 Mbit/s) im dritten Quartal 2014, in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) steht Rang 16 zu Buche. Im globalen Vergleich rutscht die Bundesrepublik damit gegenüber dem zweiten Quartal 2014 um drei Plätze nach hinten, auf Platz 31. Zu diesem Ergebnis kommt der "State-of-the-Internet"-Bericht von Akamai Technologies, einem Anbieter von Cloud-Services.
Asien liegt klar vorne
Dem Report zufolge ist die Schweiz, die ein Jahreswachstum von 25 Prozent erzielte und international gesehen auf Platz vier kommt, nicht nur in der DACH-Region führend, sondern ebenso in Europa, Afrika udn dem Nahen Osten (EMEA) - gefolgt von Schweden mit 14,1 Mbit/s. Österreich, das seine durchschnittliche Verbindungsgeschwindigkeit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,6 Prozent steigern konnte, liegt EMEA-weit auf dem 13. Platz, weltweit auf Rang 20. Das größte Wachstum im Jahresvergleich innerhalb Europas erzielte Irland mit einem Plus von 47 Prozent, während Frankreich mit plus 5,4 Prozent das schwächste Wachstum verzeichnete.
Das durchschnittlich schnellste Web weltweit gibt es allerdings in Asien. Unangefochtener Spitzenreiter mit einem Wert von 25,3 Mbit/s ist hier Südkorea, gefolgt von Hong-Kong (16,3 Mbit/s), Japan (15,0 Mbit/s) und der Schweiz (siehe Grafik). Weltweit lag die durchschnittliche Verbindungsgeschwindigkeit bei 4,5 Mbit/s.
Schweiz dominiert den Durchschnitt, Rumänien die Spitze
Ein anderes Bild ergibt die Untersuchung der durchschnittlichen Spitzengeschwindigkeiten. In diesem Bereich hat die Schweiz zwar erneut innerhalb der DACH-Region die Nase vorn mit 54,4 Mbit/s und einem Zuwachs um 42 Prozent gegenüber dem dritten des Vorjahres, gefolgt von Österreich mit 40,4 Mbit/s und Deutschland mit 39,2 Mbit/s (plus 29 Prozent). Europaweit allerdings ist Rumänien mit 58,7 Mbit/s das Maß aller Dinge bei der durchschnittlichen Spitzengeschwindigkeit. Ebenfalls über 50 Mbit/s kamen im dritten Quartal 2014 neben Rumänien und der Schweiz auch Schweden, die Niederlande, Belgien und Irland.
Bis zu den internationalen Spitzenwerten, bei denen erneut asiatische Länder dominieren, ist es indes ein weiter Weg: Hong-Kong erreicht 84,6 Mbit/s, Singapur 83,0 Mbit/s, Südkorea immer noch 74,2 Mbit/s und Japan 65,1 Mbit/s (siehe Grafik).
Breitbandverbindungen nehmen zu
Weltweit zugenommen hat darüber hinaus der Anteil der Breitbandverbindungen mit mehr als 4 Mbit/s, die mittlerweile 60 Prozent der globalen Internet-Verbindungen erreichen. Innerhalb Europas liegt der Anteil solcher Anschlüsse in allen Ländern bei mindestens 60 Prozent, beim Spitzenreiter Schweiz und in den Niederlanden sogar bei 90 Prozent.
Bei den High-Broadband-Verbindungen, zu denen Akamai Verbindungen mit mehr als 10,0 Mbit/s zählt, ist ebenfalls die Schweiz führend in Europa mit einem Anteil von 54 Prozent im dritten Quartal 2014. Einen Anteil von mehr als 50 Prozent schaffte europaweit ansonsten lediglich die Niederlande (53 Prozent), unter zehn Prozent Anteil lag einzig Italien mit 5,3 Prozent. Bei allen Ländern wurden positive Veränderungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum registriert, den größten Zuwachs verzeichnete Portugal mit 155 Prozent gegenüber 2013 (siehe Grafik).
Mobile Breitbandverbindungen sind Schwedens Domäne
Einen genaueren Blick richtete Akamai außerdem auf die Mobilfunknetze von 54 Ländern respektive Regionen. Das Land mit der höchsten durchschnittlichen mobilen Verbindungsgeschwindigkeit weltweit ist demnach weiterhin Südkorea mit einem um 15,2 Mbit/s auf nun 18,2 Mbit/s. Weltweites Schlusslicht ist Iran mit 0,9 Mbit/s, während die Slowakei europaweit an der Spitze steht mit einem wert von 10,9 Mbit/s.
Bei den maximalen Verbindungsgeschwindigkeiten liegen die Durchschnittswerte global betrachtet enorm weit auseinander: Sie reichen von 98 Mbit/s in Singapur bis zu 3,3 Mbit/s in Iran. Der Anteil der mobilen Verbindungen mit "Breitband"-Geschwindigkeit, also mehr als 4,0 Mbit/s, ist in Schweden am höchsten - mit einem Anteil von 94 Prozent. Dahinter folgt Dänemark.
"Man muss nur die hohe Anzahl von Ankündigungen der CES 2015 betrachten, die sich auf verbundene Geräte sowie Smart-Home-Anwendungen beziehen, um zu erkennen, dass Privatanwender verstärkt vernetzte Technologien und Services nutzen und entsprechend immer mehr erwarten", erklärt David Belson, Autor des "State-of-the-Internet"-Berichts. "Die im Jahresvergleich starken Wachstumstrends, die in diesem Quartalsbericht aufgezeigt werden, verdeutlichen, dass sich das Internet weiterentwickelt und erweitert, um die steigenden Anforderungen unseres zunehmend vernetzten Lebens zu erfüllen."
4K-Readiness in Europa
Die Schweiz liegt erneut an der Spitze
Auch im aktuellen Quartalsbericht hat Akamai wieder Länder identifiziert, die die Breitbandvoraussetzungen für die Nutzung von 4K-Streams (Ultra HDTV) erfüllen. Diese benötigen im Allgemeinen eine Bandbreite von zehn bis 20 Mbit/s. Die 4K-Readiness-Metrik von Akamai misst deshalb den prozentualen Anteil von Breitbandverbindungen mit 15 Mbit/s oder mehr. Weitere Faktoren wie die Verfügbarkeit von 4K-codierten Inhalten oder 4K-fähigen TVs und Mediaplayern werden dabei nicht berücksichtigt.
Das Ergebnis: In vielen europäischen Ländern waren mehr als zehn Prozent der Breitbandverbindungen mit der Akamai Intelligent Platform schneller als die geforderten 15 Mbit/s, in neun Ländern lag dieser Wert bei mindestens 20 Prozent. Mehr als ein Viertel aller Verbindungen wiesen diese Geschwindigkeiten in der Schweiz (30 Prozent), den Niederlanden (29 Prozent) und Schweden (29 Prozent) auf. Bei allen untersuchten Ländern konnten im Vergleich zum Vorjahresquartal bessere Werte registriert werden. Die größten Wachstumsraten konnten dabei Portugal (214 Prozent) und Rumänien (179 Prozent) verzeichnen.
Attack Traffic: China bleibt zentraler Ausgangspunkt
Im Verlauf des dritten Quartals 2014 identifizierte Akamai 201 Länder oder Regionen, aus denen der Attack Traffic stammte – und damit 40 mehr als im zweiten Quartal 2014. An der Spitze der Negativliste steht mit einem Anteil von 49 Prozent am gesamten Attack Traffic erneut China. An zweiter Stelle folgen die USA mit 17 Prozent. Akamai hat ein Netzwerk aus stillen Software-Agenten. Sie sind über das ganze Internet verteilt und loggen Verbindungsversuche, die von Akamai als "Attack Traffic" eingestuft werden. Dabei ist ein anhand der IP-Adresse identifizierbares Ursprungsland nicht unbedingt auch der Urheber des Angriffs.
Zahl der IPv4-Adressen steigt wieder
Im dritten Quartal 2014 stellten mehr als 790 Millionen IPv4-Adressen aus 246 Ländern und Regionen eine Verbindung zur Akamai Intelligent Platform her. Die weltweite Zahl der eindeutigen IP-Adressen, die sich mit der Plattform verbanden, stieg damit im Vergleich zum Vorquartal wieder um zwei Millionen. Im zweiten Quartal war erstmals in der Geschichte des "State-of-the-Internet"-Quartalsberichts ein Rückgang zu verzeichnen.
In punkto IPv6-Adoption kamen auch im dritten Quartal 2014 die meisten Anfragen von Festnetz- und Mobilfunkbetreibern. So kamen bei Verizon Wireless und Brutele über 50 Prozent aller Anfragen an die Akamai Intelligent Platform über IPv6.
Der "State-of-the-Internet"-Quartalsbericht von Akamai basiert auf Daten, die das Unternehmen über seine weltweit verteilte Internetplattform sammelt. Der Bericht enthält Daten über Breitbandverbindungen, mobile Verbindungen, Attack Traffic und andere Themen, die für das Web und seine Nutzung relevant sind, sowie Aussagen zu Trends, die sich aus den Daten ableiten lassen.