Geschäftsbericht
30.08.2018, 11:45 Uhr
Kabelnetzbetreiber Tele Columbus kappt Ziele
Vor allem wegen der Übernahme des Konkurrenten Pepcom muss der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr erneut senken.
Der Kabelnetzbetreiber Tele Columbus muss seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr erneut senken. Die Gründe liegen in der Übernahme des Konkurrenten Pepcom und höheren Kosten für das Anwerben von Neukunden. Die Aktie des im SDax notierten Unternehmens stieg am Mittwochvormittag dennoch - Analysten hatten Schlimmeres befürchtet. Mit mehr als 22,5 Prozent ging es für das Papier der United-Internet-Beteiligung zum Handelsstart nach oben.
Tele Columbus erwartet für 2018 nun sinkende operative Ergebnisse sowie einen stagnierenden Umsatz, teilte der Konzern am späten Dienstagabend in Berlin mit. Zudem legte er einige wenige Zahlen für das erste Halbjahr vor - Umsatz und Gewinn gingen zurück.
Der Kabelnetzbetreiber hatte nach einem schwachen Jahresauftakt Mitte Mai bereits einmal die Prognosen gesenkt. Zudem sorgte das Unternehmen Anfang August erneut für Negativschlagzeilen, als das Management die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen verschob. Die Aktien waren daraufhin eingebrochen. Allein im August haben die Tele-Columbus-Papiere bisher rund die Hälfte ihres Wertes eingebüßt. Im Jahresverlauf sind sie mit einem Minus von 70 Prozent das Schlusslicht im Nebenwerteindex SDax.
Investoren hatten eine Gewinnwarnung schon länger befürchtet und sich dabei auch ernsthaft um die finanzielle Lage der Beteiligung von United Internet gesorgt. Der Internet- und Telekomkonzern hält knapp 29 Prozent an der Gesellschaft. Die von Anlegern befürchtete Verletzung von Kreditbedingungen trete nun wohl nicht ein, erklärte ein Analyst der Privatbank Hauck & Aufhäuser der Nachrichtenagentur Bloomberg. Es gebe keine Hinweise auf die am Markt befürchteten Probleme mit Kreditvereinbarungen, schrieb auch Analyst Akhil Dattani von JP Morgan in einer ersten Reaktion. Die Ergebnisse des zweiten Quartals nannte er indes schwach. Auch die Investmentbank Equinet zeigte sich zunächst erleichtert: Er habe hohe Firmenwert-Abschreibungen auf die Übernahmen von Primacom und Pepcom 2015 befürchtet, so Analyst Cengiz Sen.
Es gibt jedoch auch kritischere Stimmen. Die Commerzbank etwa blieb in einer ersten Reaktion zurückhaltend. Die wichtigsten Kennziffern zur Abonnentensituation und zur Bilanz fehlten, erklärte Analystin Heike Pauls. Die Expertin will künftige Liquiditätsengpässe daher nicht ausschließen. Die geringe Transparenz mache eine verlässliche Aktienbewertung aktuell unmöglich.
Tele Columbus peilt für 2018 beim Umsatz jetzt nur noch einen Wert auf dem Niveau des Vorjahres von knapp 497 Millionen Euro an. Bisher hatte das Unternehmen einen Anstieg im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich prognostiziert. Beim operativen Gewinn rechnet das Management jetzt mit einem deutlichen Rückgang. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde mindestens 235 Millionen Euro betragen - damit könnte das operative Ergebnis um bis zu elf Prozent fallen. Bislang hatte Tele Columbus einen Wert von 265 bis 280 (2017: 264,7) Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Der seit Anfang des Jahres amtierende Konzernchef Timm Degenhardt begründete die Prognosesenkung mit dem Abschluss des bereits 2015 angekündigten Kaufs des Konkurrenten Pepcom für rund 600 Millionen Euro. "Aufgrund der Finalisierung des Integrationsprojekts sowie der im Oktober startenden Marketingaktivitäten erwartet der neue Vorstand eine höhere Kostenbasis und später einsetzendes Umsatzwachstum", erklärte er. Neben Degenhardt hat Tele Columbus seit Mitte Juli mit Eike Walters auch einen neuen Finanzchef. Das Unternehmen kämpfte zuletzt mit zahlreichen eigenen Problemen sowie einer schärfer werdenden Konkurrenz.
Für die ersten sechs Monate legte Tele Columbus am Dienstagabend auch Eckdaten vor. Der Umsatz ging demnach auf 240 (Vorjahr: 245,4) Millionen Euro zurück und das operative Ergebnis fiel um rund vier Prozent auf 118 Millionen Euro.