Corona-Krise
06.04.2020, 17:00 Uhr
Telefónica-Interview: "Es geht nicht ohne den stationären Handel"
Im Gespräch mit Telecom Handel erklärt Kai-Uwe Laag, CEO der Telefónica Retail GmbH, welche Unterstützung der Handel vom Netzbetreiber aktuell bekommt und wie man beispielsweise mit Telesales verfährt.
Telecom Handel: Noch gibt es für jedes Bundesland unterschiedliche Regelungen. Wie sehr erschwert das die Koordination von Maßnahmen für Ihre Händler?
Kai-Uwe Laag: Durch die unterschiedlichen Bedingungen in den einzelnen Bundesländern zählen wir aktuell rund 130 O2 Partnershops, die nach wie vor geöffnet sind, aber auch ganze Regionen wie etwa Bayern, wo dies nicht möglich ist. Hinzu kommt, dass sich diese Situation mitunter täglich ändert und wir darauf reagieren müssen. Deshalb sind alle unsere Maßnahmen auch immer nur Momentaufnahmen, sie müssen ständig überdacht und aktualisiert werden.
Welche Maßnahmen haben Sie konkret beschlossen?
Laag: Zunächst war uns wichtig, kurzfristig für Liquidität bei unseren Partnern zu sorgen. So haben wir zum Beispiel die Quartalsziele vorab ausgezahlt, das halte ich angesichts der jetzigen Situation für eine Selbstverständlichkeit. Des Weiteren sind wir der Überzeugung, dass ein Händler nicht bestraft werden kann, nur weil er auf behördliche Anordnung seinen Laden schließen muss. Deshalb haben wir den Qualitätsbonus wie auch die Segmentierungskriterien im Partnershopkanal und Fachhandel genau analysiert – und die Ziele entsprechend angepasst. Die o2 Shops haben ab sofort die Möglichkeit, ihren Kundenstamm über Telesales inbound wie outbound zu betreuen. Wir wissen, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, dennoch sind wir überzeugt, dass wir unseren Partnern hier zumindest eine kleine Unterstützung geben können.
Wie sieht es mit weiteren Maßnahmen aus, zum Beispiel der Anpassung der Billsize?
Laag: Wir haben bereits einige gute Dinge auf den Weg gebracht, doch wenn die Krise noch deutlich länger anhält, ist es unsere Intention, die Partner mit entsprechenden Maßnahmen weiter zu unterstützen. Ich empfehle aber allen betroffenen Händlern dringend, auch die Angebote von staatlicher Seite in Anspruch zu nehmen. Allerdings ist die Beantragung nicht trivial. Hier unterstützen wir mit einer Zusammenstellung von Materialien, die den Partnern dabei helfen sollen. In diesem Rahmen zeigen wir ihnen, wie sie was beantragen und nutzen können. Aktuell bereiten wir auch wieder die Wiedereröffnung vor, um hier bestmöglich für einen Start gewappnet zu sein. Ein wichtiger Punkt wird hierbei auch das Thema Hygiene spielen, als Unterstützung für unsere Partner bieten wir die Bestellmöglichkeit eines Thekenschutzes an.
Viele Händler betreuen ihre Kunden derzeit via Facebook oder telefonisch …
Laag: Wer jetzt noch nicht digital unterwegs ist und seine Kunden auch über Google MyBusiness, Facebook und andere Kanäle betreut, der erlebt ein böses Erwachen. Wir bieten unseren Partnern diverse Posting Vorlagen für die Kommunikation im Social Media Bereich. Deshalb sollte jeder in der Lage sein, auch ohne Ladengeschäft online bestmöglich für seine Kunden da zu sein. Sie werden es ihm nach durchgestandener Krise danken, davon bin ich überzeugt.
Von verschiedenen Seiten hört man, die Gesellschaft könne gestärkt aus der Krise hervorgehen. Was halten Sie von diesem Gedanken?
Laag: Wer wie einige Händler gerade um seine Existenz kämpft, der wird sicher nichts Positives erkennen. Eines zeigt die ganze Entwicklung aber doch: Es geht nicht ohne den stationären Handel. Online kann nur ansatzweise das Einkaufen und die Beratung vor Ort ersetzen.