Überwachung der Algorithmen 14.03.2018, 09:20 Uhr

Verbraucherschützer fordern Transparenz bei KI

Verbraucherschützer wollen KI-Algorithmen transparenter machen. Helfen könnte hierbei etwa eine Institution ähnlich wie die Finanzmarktaufsicht. Ein Algorithmen-TÜV hingegen würde die Menschen nur in einer "gefährlichen Sicherheit wiegen", so Experten.
(Quelle: shutterstock.com/ARKHIPOV ALEKSEY)
Algorithmen entscheiden bereits über die Kreditwürdigkeit von Kunden, die Vergabe von Arbeitsplätzen oder lassen Autos autonom fahren. Aber wer überwacht die Algorithmen? Es sei eine breite politische und gesellschaftliche Diskussion um die Regulierung künstlicher Intelligenz (KI) erforderlich, mahnten in Berlin Vertreter aus Politik und Wirtschaft an. "Wir wollen für die Bedeutung des Themas werben", sagte Jens Zimmermann, netzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag. Es brauche künftig Institutionen, die für die nötige Transparenz sorgten.
Solche Institutionen müssten die relevanten Anwendungen auf Diskriminierungsschutz ganz ähnlich wie in der analogen Welt überprüfen können, sagte Klaus Müller, Vorsitzender der Verbraucherschutz Bundesverband vzbv. Müller schlug eine Stelle vor, die ähnlich wie die Finanzmarktaufsicht Bafin arbeite.
Um die Kreditwürdigkeit eines Kunden zu prüfen, setzen zum Beispiel Banken Algorithmen zur Prüfung ein. Die Frage sei aber, welche Daten eingegeben würden, sagte Müller. Was könne der Verbraucher tun, wenn es dort bei der Dateneingabe Fehler gegeben habe? "Verbraucher dürfen nicht unter die Räder kommen." In solchen Fälle müsse es die Möglichkeit der Einzelfallklärung geben.

Algorithmen als Betriebsgeheimnis

Unternehmen sehen allerdings die von ihnen eingesetzten Algorithmen in der Regel als Betriebsgeheimnis an. "Dabei muss es aber nicht darum gehen, das Heiligste vom Heiligsten offenzulegen", sagte Zimmermann. Coca-Cola müsse auch nicht gezwungen werden, ihr Rezept zu veröffentlichen, um die Möglichkeit zu haben, das Getränk als nicht besonders gesund einzustufen.
In Deutschland sei die Debatte um künstliche Intelligenz noch immer von Angst getrieben, sagte Tanja Böhm, Leiterin der Hauptstadtrepräsentanz von Microsoft. Dabei habe sie ein enormes Potenzial für zahlreiche Lebens- und Arbeitsverhältnisse, sei es in der Gesundheitsversorgung, der Landwirtschaft oder beim Umweltschutz. Algorithmen könnten helfen, kreative, strategische und effizientere Entscheidungen zu treffen. Microsoft setze sich dafür ein, dass bereits bei der Entwicklung Aspekte der Fairness, des Datenschutzes, der Inklusion, Transparenz und Verantwortlichkeit berücksichtigt würden.
Die Idee eines Algorithmen-TÜVs war in der Diskussion, zu der das Wirtschaftsforum der SPD geladen hatte, schnell vom Tisch. Mit einem Siegel sei es nicht getan, sagte Zimmermann. Das würde die Menschen eher in einer "gefährlichen Sicherheit wiegen". Der vzbv hatte vor wenigen Wochen ein solches Siege ins Gespräch gebracht. In der Diskussionsrunde rückte aber auch Verbandsvorsitzender Müller von der Idee ab. Es gehe um Kontrolle, Transparenz und Haftung, erklärte Müller.




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