Distributor
09.06.2023, 12:28 Uhr
Herweck: Distribution neu erfinden
Anlässlich der 18. Hausmesse Perspectives gab die Chefetage von Herweck einen Einblick in die Geschäftsstrategie und erklärte, mit welchen Diensten man konkurrenzfähig bleiben will.
Die nackten Zahlen sprechen für sich: Mit einem Umsatz von rund 530 Millionen Euro verliefen die Geschäfte bei Herweck auch im vergangenen Jahr stabil. Für 2023 könnte das Erreichen der gesteckten Ziele zumindest etwas schwieriger werden, sagt Firmengründer Jörg Herweck. Derzeit bekomme die gesamte Branche die Auswirkungen von Inflation, gestiegenen Heizkosten und anderen Faktoren zu spüren, „die beim Kunden weniger Geld in der Tasche lassen“. Deshalb arbeite man daran, effizienter zu werden – auch in puncto Digitalisierung und Automatisierung. Ein aktuelles Projekt ist laut Herweck-Vorstand Dieter Philippi eine automatische Rechnungsbearbeitung und -prüfung, die künftig personelle Kapazitäten freisetzen soll, „die wir dann woanders sinnvoller einsetzen können“.
Er nennt ein Beispiel: „Momentan geben wir pro Quartal 10.000 Aufträge, die per PDF oder sogar einfach als Text in einer Mail bei uns ankommen, manuell ins Warenwirtschaftssystem ein. Das wird künftig per KI erledigt.“ Als Hypothek aus dem vergangenen Jahr bezeichnet Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Witfeld die teils hohen Lagerbestände bestimmter Waren, die man aufgebaut habe, „mit dem Gedanken: nur wer liefern kann, kann Geld verdienen.“ Diese Überbestände müssen nun abgebaut werden, und das in einer Zeit, in der sich die Kunden immer mehr in Kaufzurückhaltung üben. Dass Herweck als Firma dennoch gut aufgestellt ist für die Zukunft, liegt laut Can Güntuncer, Executive Vice President Mobile bei den Saarländern, auch daran, dass man eben nicht mehr nur Waren verteile. „Heute distribuieren wir in erster Linie Informationen: Was gibt es? Wer kann mich schulen? Ist das Produkt für mich relevant? Und natürlich verknüpfen wir Menschen – zum Beispiel auf unserer Hausmesse – miteinander.“
Großhandel hat nach wie vor Daseinsberechtigung
In vielen anderen Branchen sei der Großhandel längst verschwunden, erzählt Jörg Herweck. „In der Telekommunikation haben Unternehmen wie wir aber nach wie vor ihre Daseinsberechtigung, denn wir erledigen das, was die Industrie nicht kann und was der Handel nicht, oder nur mit sehr großem Aufwand, kann.“ Die Kunst sei es laut Herweck, nicht erst auf die Erwartungen und Anforderungen der Händler zu reagieren, sondern diese vorherzusehen und entsprechende Dienstleistungen anzubieten.
Auch beim Service müsse man sich von den Mitbewerbern abheben, um die Händler zufriedenzustellen und bei der Stange zu halten, so Güntuncer. „Wir leisten uns eine Business-Unit pro Netz, obwohl die Kosten für unsere Außendienstmitarbeiter dadurch dreimal so hoch sind, als wenn ein Kollege alle drei Netze betreuen würde. Wir haben aber festgestellt, dass die Händler das wünschen – und am Ende zahlt sich das aus.“
Angesprochen auf die vor einem Jahr vorgestellte Calamar-Lösung gibt Herweck zu, man sei damals „gegen ein paar Wände gelaufen“ und stelle das Projekt deshalb mit neuen Partnern gerade neu auf. Von der Idee sei man aber weiterhin überzeugt, da das Modell im Gegensatz zu den Cloud-Angeboten vieler anderer Anbieter direkt auf den Handel ausgerichtet sei und die Kunden beim Händler belasse.
Erfolgreiche Perspectives
Zufrieden zeigt man sich bei Herweck mit der diesjährigen Hausmesse Perspectives. Mehr als 1.300 Gäste kamen nach St. Ingbert, informierten sich an den Ständen der rund 100 Aussteller über neue Produkte und nutzten die Möglichkeit zum Netzwerken. Zu den Ausstellern gehörten unter anderem die Netzbetreiber und 1&1, Distributionspartner wie Agfeo, Atos Unify oder C4B. Herweck zeigte am eigenen Stand seinen White Label Shop und die Eigenmarken wie helos. Erstmals auf der Perspectives vertreten waren zudem Google und Volla, die ihr neues Smartphone Volla Phone X23 vorstellten.
Am Abend fand dann die traditionelle Party im Saarbrücker E-Werk statt. Unter dem Motto „Der Große Gatsby“ konnten sich die Gäste in die Goldenen Zwanzigerjahre zurückversetzen lassen.