Nachhaltigkeit 01.01.2024, 16:56 Uhr

Distributoren tanken Sonne

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit stehen bei den Distributoren hoch im Kurs. Mit Photovoltaikanlagen, Recycling-Initiativen und sozialen Projekten setzen die ­Unternehmen auf umfassende Maßnahmen, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.
(Quelle: shutterstock / bombermoon)
Es ist gerade einmal ein paar Wochen her: Mit einem sanften Druck auf den roten Knopf hat Michael Kretschmer die Sonne angezapft – symbolisch zumindest. Der sächsische Ministerpräsident nahm den neuen Solarpark von Komsa in ­Betrieb, für den der Distributor 1.752 Photovoltaikmodule verbaut hat. Rund ein Viertel des eigenen Stromverbrauchs kann Komsa nun mit erneuerbaren Energien aus eigener Produktion decken – und dabei jährlich 558 Tonnen CO2 einsparen.
Sachsens Ministerpräsident ­Michael Kretschmer hat das neue Photovoltaik­kraftwerk von Komsa in Hartmannsdorf ­offiziell in Betrieb genommen

Quelle: Komsa
Damit liegen die Sachsen im Trend: Nachhaltiges Handeln ist für Unternehmen mittlerweile ein Muss, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen. Doch die von Telecom Handel befragten ITK-­Distributoren geben auch intrinsische Motive an. „Nachhaltigkeit ist für uns innerer Ansporn“, sagt etwa Harald Ollinger, Marketingleiter bei Komsa, während Eno-Geschäftsführer Gernot Teufel diese als „Teil unserer DNA“ begreift. Und Oliver Hemann sieht gleich das große Ganze: „Es ist uns wichtig, unseren Beitrag zu leisten, um nachfolgenden Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen“, so der Vorstand der Michael AG.
Tatsächlich lässt sich Nachhaltigkeit sehr weit fassen. Nicht nur das Vermeiden von CO2-Emissionen zählt dazu, sondern sämtliche Maßnahmen, die gewährleisten, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, als gegenwärtig lebende. Daher betont etwa Brodos auch, eine soziale und kulturelle Nachhaltigkeit zu leben – etwa durch „Bildung, Chancengleichheit, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, Partizipation und einen interkulturellen Dialog (mit den indischen Kollegen)“. Und bei Mo­bilezone heißt es: „Unsere Nachhaltigkeitsstrategie integriert ökologische, soziale und ökonomische Aspekte. Dabei liegt der Fokus auf gesellschaftlicher Verantwortung, dem Smartphone-Kreislauf und dem ökologischen Fußabdruck.“
Telecom Handel wollte von einigen Distributoren im ITK-Markt wissen, wie Nachhaltigkeit im Unternehmen konkret gelebt wird und welche Initiativen mittlerweile umgesetzt wurden oder in Planung sind. Klar wird sofort: Energieeinsparung und -effizienz spielen überall eine wichtige Rolle. So setzt nicht nur Komsa auf Photovoltaik, auch Herweck, Michael, Mobilezone und Eno Telecom geben an, entsprechende Anlagen installiert zu haben. Gleiches gilt für den Fuhrpark, der fast überall zumindest teilweise elektrisch betrieben wird. Und in der Logistik wird Verpackungsmüll vermieden, wo immer es geht.
Herweck wurde über die Rating-­Plattform Ecovadis mit einer Silbermedaille für ­Nachhaltigkeit ausgezeichnet

Quelle: Herweck
Herweck etwa packt die Kabel seiner Eigenmarke helos nicht mehr in Plastik ein – wodurch nach eigenen Angaben bisher 22 Millionen Tüten eingespart wurden. Nachhaltigkeit versprechen darüber hinaus papierlose Büros und recycelte Kartons, aber auch eine Streuobstwiese und eigene Bienenvölker zählen die Saarländer auf. „Wir orientieren uns bei der Ausgestaltung unseres unternehmerischen Handelns an den Sustainable Development Goals“, so das Unternehmen. Zudem habe man in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Nachhaltigkeit und Ökonomie alle Maßnahmen dokumentieren und prüfen lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Über die Rating-Plattform Ecovadis wurde Herweck mit einer Silbermedaille für Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Und: Mit Kevin Enders hat der Distributor vor zwei Jahren die neu geschaffene Position eines Nachhaltigkeitsbeauftragten besetzt, um Potenziale zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen, diese auszuschöpfen.
Auch Eno Telecom betont, bei der Verpackung von Ware statt Styropor lieber mit Luft gefüllte umweltschonende Folien zu nutzen. Außerdem würden die Paketgrößen optimiert, um Leerräume zu vermeiden. Im Repair-Segment gibt es zudem wiederverwendbare Transportboxen, die mehrfach eingesetzt werden können. Nachhaltigkeit will Eno aber auch bei der Produktpalette – etwa mit E-Bikes oder E-Scootern – sowie im eigenen Unternehmen beweisen. So wurde etwa auf Anregung mit Mitarbeitern das „Jobrad“ eingeführt.

Erfassung der CO2-Emissionen

Der Broadliner Also arbeitet als international tätiges Unternehmen daran, die CO2-Emissionen genau zu erfassen, um diese dann auf Grundlage der genauen Kenntnis der Warenströme zu reduzieren. „Wir können heute jedem Kunden genau sagen, wie viele Emissionen welche Lieferung verursacht hat“, so Also. Eine jährliche Bewertung der Lieferanten in Bezug auf ökologische, soziale und Governance-Aspekte erlaubt es, auch die Nachhaltigkeit der Lieferkette sicherzustellen. Außerdem arbeitet der Distributor am Aufbau eines paneuropäischen Logistiknetzes, um Waren vor der Auslieferung in großen Mengen näher an die Kunden zu bringen und dadurch Emissionen zu reduzieren.
Auch die Michael AG hat im Rahmen eines Azubi-Projekts die Erfassung des CO2-Ausstoßes des Unternehmens vorgenommen sowie Möglichkeiten zur Einsparung ermittelt. Damit, so Vorstand Oliver Hemann, wolle man auch ein Bewusstsein für das Thema schaffen. „Gerade uns als Familienunternehmen ist es wichtig, unseren Beitrag zu leisten“, so Hemann. Darüber hinaus nutzt Michael konsequent gelieferte Kartons wieder und beliefert Kunden CO2-neutral.
Die Buchung der GoGreen-Option für den CO2-neutralen Versand betont auch Brodos. Auch setzt der fränkische Distributor auf Papier statt Plastik als Füllmaterial für die Pakete. Ein wichtiger Punkt ist für das Unternehmen zudem die Nachhaltigkeit der Lieferkette. „Wir legen vermehrt Fokus darauf, nachhaltige Hersteller in unser Portfolio aufzunehmen und gehen diesen Punkt aktiv bei uns an“, heißt es aus Baiersdorf. Auch bei den Kunden wolle man hier ein Bewusstsein schaffen und vermehrt nachhaltige Marken bewerben.
Mobilezone hat sogar einen Verhaltenskodex für Lieferanten eingeführt, der ökologische und soziale Standards definiert. Derzeit stammen rund 83 Prozent des Einkaufsvolumens von Lieferanten, die diesen Kodex oder gleichwertige Richtlinien unterzeichnet haben. Weitere Maßnahmen sind die Rücknahme und Wiederaufbereitung gebrauchter Smartphones, das Polishing von zerkratzten Displays und die Reduzierung von Geschäftsreisen durch virtuelle Meetings. Und noch 2024 will ­Mobilezone den Commitment Letter der Science ­Based Targets Initiative (SBTi) unterzeichnen.
Komsa setzt – neben vielen anderen Maßnahmen – auf SIOC (Ship In Own Container). Dabei werden die Produkte weitgehend in der Verpackung, in der sie angeliefert werden, weiterverschickt. „Außerdem lassen wir Lieferdokumente generell weg, was bei zwei Millionen Paketen im Jahr rund zehn Tonnen Papier einspart“, berichtet Marketingchef Ollinger. Komsa will auch vorleben, dass Nachhaltigkeit als Business-Modell attraktiv sein kann – etwa mit Blick auf das Mietmodell „Device as a Service“. „Hierfür machen wir Firmengeräte durch Refurbishment-Prozesse fit für ein zweites Leben und heben die Zirkularitätsrate auf 90 Prozent an“, so Ollinger.





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