Marktsättigung und Konkurrenzkampf 07.03.2014, 11:18 Uhr

Das Tablet-Geschäft im Umbruch

Noch befindet sich der Tablet-Markt im Höhenflug, doch eine einsetzende Marktsättigung und vor allem ein immer härterer Preiswettbewerb zwischen den vielen Anbietern bereiten Sorgen.
Dass der weltweite Tablet-Boom noch immer anhält, ist erst einmal eine gute Nachricht. So wurden im vierten Quartal 2013 gemäß den Analysten von IDC weltweit mit 76,9 Millionen Geräten so viele verkauft wie nie zuvor.
Das waren im Jahresvergleich 28,2 Prozent mehr Verkäufe, allerdings lag diese Wachstumsrate weit hinter denen der Vorjahre. Einige Marktforscher und auch Vertreter aus der Industrie erkennen zunehmend eine Marktsättigung in Europa und Nordamerika; andere wie der Branchenverband Bitkom sehen dagegen bei rund acht Millionen verkauften Tablets im letzten Jahr, und damit nicht einmal 20 Prozent Marktdurchdringung in Deutschland, noch viel Potenzial für weiteren Absatz.
Der Preiskampf wird intensiver
Wer Recht behält, wird das Jahr 2014 zeigen, in dem die Tablet-Hersteller auf jeden Fall vor großen Herausforderungen stehen. Denn selbst wenn die Stückzahlen noch nicht stagnieren sollten – der Preiskampf wird immer intensiver werden.
Laut den Zahlen des Bitkom war das 2013 noch nicht der Fall, denn der Durchschnittspreis eines hierzulande verkauften Tablets lag mit 345 Euro nur zwei Prozent unter dem des Jahres 2012. Dabei wirkt sich auch die Preisstabilität des hochpreisigen iPads auf den Durchschnittspreis aus. In der Berechnung noch nicht enthalten sind allerdings das letzte Weihnachtsgeschäft und der Januar 2014, in dem sich die großen Elektronikketten mit Tablet-Billigangeboten überboten.
Einen Produkttrend, der auch die Preise sinken lässt, sehen Marktforscher zudem im „Schrumpfen“ der Displays: Hatten die ersten Tablets wie das iPad meist noch eine Diagonale von zehn Zoll, ist seit dem letzten Jahr die kleine Klasse mit sieben oder auch acht Zoll marktbeherrschend. Darunter gibt es seit einiger Zeit zudem die vor allem in Ländern wie Korea oder Japan populären „Phablets“ mit fünf bis 6,9 Zoll, die aber eher zu den Smartphones gerechnet werden.
Am anderen Ende der Größenskala sind dagegen Tablets mit Display-Diagonalen von bis zu 13 Zoll angesiedelt, die insbesondere im professionellen Bereich zum Einsatz kommen und zusammen mit einer Tastatur den Notebooks Konkurrenz machen. Das einst so populäre Segment der Netbooks ist bereits fast vom Markt verschwunden und durch die Tablets substituiert worden.
Groß ist auch die Preisspanne der Angebote, denn inzwischen gibt es Siebenzöller für rund 100 Euro, während die High-End-Produkte bis zu 900 Euro kosten können. Damit hat sich die Spanne innerhalb von zwei Jahren gewaltig vergrößert. Das Low-End-Segment wächst vor allem in sich entwickelnden Märkten stark: In Afrika oder Südamerika werden viele Menschen nie einen klassischen PC besitzen, sondern dessen Funktionen über ein günstigeres Tablet nutzen.

Druck durch OEM-Hersteller aus China

Die großen Hersteller müssen mit dieser Herausforderung künftig klarkommen, denn der Bedarf im untersten Segment wird zunehmend durch OEM-Hersteller aus China gedeckt. Diese verkaufen an Anbieter, die dann solche technisch und optisch austauschbaren Produkte gerne über spezielle Kanäle wie Supermärkte auch nach Deutschland bringen. Für den Fachhandel wächst damit die Aufgabe, die Vorzüge der von ihm meist angebotenen teureren Markenprodukte zu erklären.
Denn die technischen Unterschiede werden immer kleiner, seit selbst Produkte mit Quadcore-Prozessor für 200 Euro zu haben sind. Vor allem die Größe des Datenspeichers und die Auflösung des Displays sind noch Leistungsmerkmale, die aber für den durchschnittlichen Käufer wohl nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Mehr Bewegung könnte der Kampf der Betriebssysteme in den Markt bringen, denn Microsoft attackiert mit Windows 8 zunehmend auch den Markt für Privatkunden. Die Windows-­Tablets für weniger als 300 Euro von Asus oder Toshiba sind durchaus attraktiv. Ein weiterer Trend könnten Tablets für Kinder werden, wie sie zum Beispiel gerade von Samsung in den USA eingeführt wurden. Sie fallen durch robuste und bunte Hüllen sowie altersgerechte Inhalte auf.
Auch wenn sich der Marktanteil von Apple seit Erscheinen des ersten iPad im Frühjahr 2010 stetig von anfangs praktisch 100 Prozent laut IDC auf aktuell rund 34 Prozent reduziert hat, ist es doch erstaunlich, dass der Pionier dieses Segments so lange an der Spitze bleiben konnte und diese noch immer verteidigen kann. Auch wenn der Marktanteil geschrumpft ist, war die Stückzahl der verkauften iPads im vierten Quartal des letzten Jahres mit 26 Millionen Stück so groß wie nie zuvor.
Mit der Einführung des iPad mini hat Apple auf den Trend zu kleineren Displays reagiert, größtes Problem ist aber immer noch der vergleichsweise hohe Preis angesichts immer günstigerer Konkurrenten. Apple ist hier auch Gefangener der eigenen Hochpreisphilosophie, bei der wohl auch das iPad nicht viel billiger als ein iPhone sind soll. Neue Kunden jenseits der solventen Apple-Fans zu gewinnen, ist so besonders in weniger kaufkräftigen Märkten nicht einfach.

Kampfansage aus Korea

Vom Boom mit am meisten profitiert hat Samsung: Die Koreaner hatten im vierten Quartal einen Marktanteil von 18,8 Prozent und erzielten mit 14,5 Millionen verkauften Tablets ebenfalls einen Rekord. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum stieg der Absatz um 86 Prozent, während diese Rate bei Apple „nur“ bei 13,5 Prozent und damit unter dem Marktwachstum lag.
Die Stärken von Samsung sind vor allem eine gute Verbreitung bei Netzbetreibern und eine breite Modellpalette, mit der zunehmend auch niedrigere Preispunkte bedient werden.
Hinter den beiden Marktführern, die zusammen im vierten Quartal laut Canalys alleine 53 Prozent des weltweiten Tablet-Absatzes bestritten haben, tobt ein harter Kampf um die Plätze zwischen Lenovo, Asus, Amazon und Google.
Dazu kommen in Deutschland noch regionale Marken wie Gigaset oder Medion, die zwar ihre Geräte wie alle Hersteller in Asien bauen lassen, aber bei manchen Käufern offenbar mit dem vermeintlichen Status als deutsches Produkt punkten können.




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