Location Based Marketing
15.04.2011, 10:10 Uhr
Zur rechten Zeit am rechten Ort
Mit Marketing auf mobilen Endgeräten können Händler die Kundenfrequenz im Shop steigern. Soziale Netzwerke wie Facebook und Check-in-Dienste bieten dabei eine Fülle von Möglichkeiten. Telecom Handel verrät praktische Tipps für den Handel.
Sebastian Schießl geht in der Werbung gerne neue, ungewöhnliche Wege: Ende April war der Inhaber dreier Telekom-Shops im niederbayerischen Straubing, Wörth und Bogen beispielsweise Sponsor des „T-Point-Clubbing“, eines Themenabends in der örtlichen Disco. Beworben hat er die Veranstaltung ausschließlich über Facebook – und über 160 Zusagen über das soziale Netzwerk erhalten. Die Attraktionen waren Limousinenfahrten, die unter den Gästen ausgelost wurden, sowie die Verlosung eines iPhone.
„Die Aktion war ein voller Erfolg“, freut sich Schießl. Schließlich konnte er damit vor allem ein junges Publikum ansprechen, das ansonsten häufig im Internet auf Schnäppchenjagd geht. Schießl nutzt seit etwa zwei Jahren das soziale Netzwerk für seine Werbung und möchte sein Social-Media-Marketing-Engagement künftig deutlich ausbauen: „Bislang habe ich vor allem über Statusmeldungen für meine Shops geworben – künftig werde ich auch Anzeigen auf Facebook schalten. Auch Werbung auf ortsbasierten Diensten wie ‚Facebook Angebote‘ kann ich mir sehr gut vorstellen“, kündigt der 27-jährige Unternehmer an.
Location Based Marketing, die ortsbezogene Werbung für ein Unternehmen oder Produkte auf dem Mobiltelefon, wird der Marketingtrend in diesem Jahr, sind sich Experten wie beispielsweise André Richter, Geschäftsführer der Dresdner Mindbox GmbH, sicher. Der Vorteil: „Mit Mobile Marketing erreichen auch kleinere stationäre Händler potenzielle Kunden direkt in ihrer Nähe und können sie mit gezielten Angeboten in den Shop locken.“
Doch welches Angebot sollten Händler gezielt im Netz bewerben? Eine Möglichkeit besteht natürlich darin, für ein bestimmtes Handy die Werbetrommel zu rühren – zum Beispiel, indem man es zu einem besonders günstigen Preis offeriert. „Dies bietet sich vor allem dann an, wenn ein Händler von einem Handy noch eine größere Stückzahl im Lager hat, die er eilig verkaufen möchte“, führt Richter aus. „Es muss aber nicht immer ein Produkt sein, wofür Händler werben – gerade im Mobilfunkbereich können es auch bestimmte Services sein wie beispielsweise ein Tarifcheck, der Kunden in den Laden lockt“, so Richter. Um den Kunden wiederum zum schnellen Handeln zu animieren, gibt Richter einen weiteren Tipp: „Am einfachsten geschieht dies, wenn innerhalb einer Aktion die ersten zehn Kunden am PoS einen Sonderrabatt oder einen zusätzlichen Service erhalten.“
Der richtige Mix entscheidet
Für die Kampagnen selbst gibt es derzeit eine Fülle von Möglichkeiten: Check-in-Dienste wie beispielsweise „Facebook Orte“, Foursquare oder Google Latitude bieten ihren Nutzern die Möglichkeit, an bestimmten Orten („Places“) einzuchecken. Das Prozedere ist einfach: Der Anwender wählt auf seinem Smartphone den entsprechenden Dienst aus, lässt sich über GPS (Global Positioning System) die Places in seiner Nähe suchen und checkt sich dann an seinem Aufenthaltsort ein. Der Check-in selbst bietet bislang nur bedingt Möglichkeiten für Werbetreibende, sie können in erster Linie häufige Besuche in ihrem Shop belohnen, beispielsweise indem die User ein kleines Geschenk erhalten.
Richter fehlt dabei allerdings noch „der kreative Spielball, denn bislang sind diese Dienste allein für einen Handyshop kaum sinnvoll“. Deutlich spannender wird es indes, wenn die Check-ins mit sogenannten „Deals“ verbunden sind. Das Prinzip: Der Nutzer erhält ein Produkt oder einen Service zu Sonderkonditionen, wenn er in dem Shop eincheckt – die Info über das Schnäppchen wird ihm vorab auf sein Handy übertragen. Facebook hatte im Februar in Deutschland den Dienst „Facebook Angebote“ (Deals) gestartet und damit große Aufmerksamkeit erzeugt – schließlich ist das Unternehmen auch in Deutschland sehr beliebt. Gut 16 Millionen aktive Mitglieder zählt der Dienst hierzulande – davon nutzt ein Fünftel Facebook auch mobil. Noch befindet sich Facebook Angebote in Deutschland allerdings in der Beta-Phase – „wir erwarten aber, dass der Dienst in Kürze allgemein freigeschaltet wird“, erklärt Ben Möhlenhoff, Social Media Specialist der Hamburger Performance Agentur Eprofessional.
Und dann bietet Facebook Unternehmen eine ganze Reihe von Möglichkeiten, um spannende Werbepakete zu schnüren. Möhlenhoff nennt einige Beispiele: So ist es sinnvoll, das Angebot mit einer Werbekampagne auf Facebook zu begleiten. Auch hier können Shopbesitzer die Zielgruppe genau eingrenzen und festlegen, welcher Nutzer die Werbung sehen soll. Allerdings: Der deutsche Facebook-Nutzer gibt nicht sonderlich viel von sich preis, je differenzierter die Zielgruppe ausgewählt wird, desto kleiner ist auch die Reichweite der Werbung. Noch während die Anzeige erstellt wird, kann der Werbetreibende indes sehen, wie viele potenzielle Nutzer er mit der Werbung erreicht (siehe auch TH 19/2010). Dank des frei zu wählenden Budgets legt er zudem fest, wie viel er für seine Werbung ausgeben möchte, und geht damit kein finanzielles Risiko ein. „Wenn der Deal mit einer Facebook-Anzeigenkampagne gestützt wird, vergrößert sich die Chance für den Shopbesitzer, dass dann tatsächlich mehr Leute den Deal – also das Angebot – annehmen“, erklärt Möhlenhoff.
"Verschiedene Werbeformate miteinander verknüpfen"
In Verbindung mit Deals bietet Facebook zudem sogenannte „Sponsored Stories“ an – ebenfalls ein neues Werbeformat. Die Idee: Wenn ein Nutzer ein Angebot einlöst, so erscheint diese Information standardmäßig auf seiner Pinnwand. Der Nachteil: Bei besonders regen Nutzern, die sehr häufig Beiträge auf Facebook veröffentlichen, verschwindet diese Information sehr schnell. Mit Sponsored Stories kann der Werbetreibende künftig festlegen, dass der Kauf gleichzeitig als Anzeige auf Facebook erscheint – vorausgesetzt, der Nutzer hat dies in seinen Einstellungen freigegeben. So kann der Kunde zum Testimonial gemacht werden. Abgerechnet wird wie bei normalen Anzeigen nach dem CPC (Cost per Click), also immer dann, wenn eine Anzeige auch angeklickt wird – Möhlenhoff rechnet damit, dass der Preis für Sponsored Stories von Deals pro Klick anfangs zwischen 20 und 60 Cent liegt. Der Preis ist allerdings immer abhängig von der Klickrate der Anzeige. „Die Wirkung einer Werbung ist dreimal größer, wenn sie mit einer Person verknüpft ist, die man kennt“, erläutert der Social-Media-Experte den Vorteil dieser Werbeform.
Foursquare, ein weiterer Check-in-Dienst, bietet Unternehmen indes schon heute die Möglichkeit an, Produkte und Dienstleistungen zu bewerben. Foursquare ist in Deutschland nicht so bekannt wie Facebook, gewinnt aber stetig neue Mitglieder. „Für Unternehmen ist Foursquare eine sehr spannende Plattform“, so Möhlenhoff. Und da Werbung dort – zumindest zurzeit – noch kostenlos ist, lohnt sich ein Versuch allemal. „Foursquare-Nutzer sind allerdings anders als Facebook-Nutzer, sie lieben das spielerische Element, bevorzugen eine gewisse Individualität“, so Möhlenhoff weiter. Er rät deshalb, den Mitgliedern dieser Plattform ein ganz besonderes Angebot zu machen – beispielsweise einen Gutschein für ein Online-Spiel, wenn sie ein bestimmtes Produkt kaufen. Sein genereller Tipp: „Am effektivsten ist Mobile Marketing, wenn verschiedene Werbeformate miteinander verknüpft werden, um die maximale Reichweite bei den Kunden zu erzielen.“
Coupon-Dienste für Schnäppchenjäger
Große Reichweite haben auch sogenannte Coupon-Dienste wie beispielsweise Groupon. Das Prinzip dahinter ähnelt dem alten Rabattmarken-System: Kunden lösen einen Coupon ein und erhalten am PoS einen Rabatt auf ein entsprechendes Produkt. Groupon ist Marktführer in diesem Bereich, konzentriert sich allerdings auf das stationäre Internet. Doch es gibt auch Alternativen, die sich auf mobile Endgeräte spezialisiert haben; ein Anbieter ist die Leipziger MyMobai GmbH. Der entscheidende Vorteil gegenüber Groupon: Der Dienst ist deutlich günstiger, pro eingelöstem Coupon zahlt der Händler 50 Cent an MyMobai. „Händler gehen damit kein Risiko ein, sie zahlen nur dann, wenn ein Kunde ein Produkt auch kauft“, erklärt Richter. Er rät, Coupon-Dienste vor allem dann einzusetzen, wenn ein Unternehmen sein Lager räumen möchte – oder, im Fall einer Shopkette, um die Marke bei den Kunden bekannter zu machen.
Große Reichweite haben auch sogenannte Coupon-Dienste wie beispielsweise Groupon. Das Prinzip dahinter ähnelt dem alten Rabattmarken-System: Kunden lösen einen Coupon ein und erhalten am PoS einen Rabatt auf ein entsprechendes Produkt. Groupon ist Marktführer in diesem Bereich, konzentriert sich allerdings auf das stationäre Internet. Doch es gibt auch Alternativen, die sich auf mobile Endgeräte spezialisiert haben; ein Anbieter ist die Leipziger MyMobai GmbH. Der entscheidende Vorteil gegenüber Groupon: Der Dienst ist deutlich günstiger, pro eingelöstem Coupon zahlt der Händler 50 Cent an MyMobai. „Händler gehen damit kein Risiko ein, sie zahlen nur dann, wenn ein Kunde ein Produkt auch kauft“, erklärt Richter. Er rät, Coupon-Dienste vor allem dann einzusetzen, wenn ein Unternehmen sein Lager räumen möchte – oder, im Fall einer Shopkette, um die Marke bei den Kunden bekannter zu machen.
Aus den Augen, aus dem Sinn
Und er warnt bei dieser Gelegenheit vor einem häufigen Fehler, den „leider viele Unternehmen machen“: Sobald der Kunde den Laden verlässt, ist er vergessen – nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“. „Viele Händler geben viel Geld für einen Kundenkontakt aus, den sie hinterher wieder wegwerfen“, moniert Richter, da unterscheide sich der stationäre Händler kaum von großen E-Tailern oder Kaufhausketten. Eine einfache Einverständniserklärung, dass der Kunde künftig Werbung vom Shop erhalten darf, reiche allerdings aus, um den Kunden in die Mailing- oder SMS-Liste aufzunehmen und auch weiterhin mit ihm in Kontakt zu bleiben. „Nur dann haben Händler auch die Chance, am Lebenszyklus eines Produktes beim Kunden teilzuhaben – und ihm auch beim nächsten Mal das neue Handy oder eine Vertragsverlängerung anzubieten“, betont Richter.
Und er warnt bei dieser Gelegenheit vor einem häufigen Fehler, den „leider viele Unternehmen machen“: Sobald der Kunde den Laden verlässt, ist er vergessen – nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“. „Viele Händler geben viel Geld für einen Kundenkontakt aus, den sie hinterher wieder wegwerfen“, moniert Richter, da unterscheide sich der stationäre Händler kaum von großen E-Tailern oder Kaufhausketten. Eine einfache Einverständniserklärung, dass der Kunde künftig Werbung vom Shop erhalten darf, reiche allerdings aus, um den Kunden in die Mailing- oder SMS-Liste aufzunehmen und auch weiterhin mit ihm in Kontakt zu bleiben. „Nur dann haben Händler auch die Chance, am Lebenszyklus eines Produktes beim Kunden teilzuhaben – und ihm auch beim nächsten Mal das neue Handy oder eine Vertragsverlängerung anzubieten“, betont Richter.
Beispiele für Mobiles Marketing
- Werbung auf Facebook: Rund ein Fünftel der gut 16 Millionen aktiven Mitglieder in Deutschland nutzt Facebook auch mobil. Mit „Facebook Angebote” (Deals) bietet Facebook in Kürze auch für stationäre Händler die Möglichkeit, bestimmte Produkte und Services online zu bewerben – Kunden erhalten das Angebot nur dann, wenn sie im Shop einchecken. Facebook Deals ist vor allem mit flankierenden Werbeanzeigen auf Facebook sinnvoll, die im Gegensatz zu Deals gebührenpflichtig sind. (www.facebook.de)
- Deals mit Foursquare: Im Gegensatz zu Facebook bietet der Check-in-Dienst Foursquare schon heute Unternehmen an, Sonderangebote über „Deals“ zu bewerben. Foursquare ist zwar kleiner als Facebook, wächst aber – vor allem seitdem Facebook im vergangenen Herbst seinen eigenen Check-in-Dienst gestartet hat – rasant. Die Nutzer dieses Netzwerks bevorzugen spielerische Elemente – kleinere Give-aways, mit denen deutlich wird, dass sie speziell für diesen Kanal angeboten werden. Ein Beispiel: Kunden erhalten einen Gutschein für ein angesagtes Handy-Spiel, wenn sie ein vorab beworbenes Produkt im Shop kaufen. (www.foursquare.de)
- Coupondienste für Schnäppchenjäger: Rabatt-Dienste wie Groupon haben bei vielen Kunden den Jagdinstinkt geweckt – über die Plattform werden Gutscheine für Produkte und Dienstleistungen mit hohen Rabatten verkauft. Händler und Groupon teilen sich die Einnahmen, wobei der Löwenanteil an Groupon geht. Als Alternative bietet sich beispielsweise der Dienst MyMobai (www.mymobai.de) an, der sich auf Gutscheine für mobile Endgeräte spezialisiert hat. Der Vorteil: Händler zahlen nur dann 50 Cent an Gebühren, wenn der Gutschein eingelöst wird.