Mutmacher des Tages
08.04.2020, 12:25 Uhr
TK-Fachhandel: Mit Grips durch die Corona-Krise
In seiner neuen Rubrik „Mutmacher des Tages“ stellt Telecom Handel in unregelmäßigen Abständen Händler vor, die sich mit Einfallsreichtum gegen die Folgen der Corona-Pandemie stemmen. Heute: Bukan Cetin.
Von seinen vier Läden hat Bukan Cetin einen mit Einschränkungen geöffnet, doch hauptsächlich sind er und sein Team via Telefon und Social Media für die Kunden da. Speziell auf Google schaltet er Anzeigen, um auf seinen Service aufmerksam zu machen.
(Quelle: Bukan Cetin)
Bukan Cetin ist freier Fachhändler und betreibt mehrere Läden in Dachau und München, von denen er nach Freigabe durch das Landratsamt einen als Servicestelle für Kundenanfragen nutzen darf. Die meisten Kundenanfragen kommen über Instagram, Facebook oder Google Maps. Hier investiert Cetin täglich rund 50 Euro, um auf den Shop und den Service aufmerksam zu machen. Eine weitere Aktion hat der Händler erst vergangene Woche gestartet: Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflege- und Krankenhausdienst in und um Dachau erhalten über ihn eine Guthabenkarte im Wert von 15 Euro geschenkt. Die Stadt Dachau fand das Projekt so gut, dass sie spontan die Werbung dafür übernahm.
Cetin blickt aber nicht nur aufgrund des durch Aktionen wie diese erreichten Kundenkontakts relativ gelassen auf die kommenden Wochen: „Wir haben seit jeher solide gewirtschaftet und ausreichend Rücklagen gebildet, um auch eine solche Situation gut überstehen zu können.“ Man müsse gerade im Mobilfunkmarkt ohnehin immer vorbereitet sein auf kurzfristige Veränderungen, so Cetin. Als Beispiel führt er das kommende Ende für 24-Monatsverträge an. „Die Zahl der Verträge wird sich nicht ändern, dafür aber werden die Provisionen geringer werden – und damit muss man dann zurechtkommen“, sagt er.
Trotz allem hat er Fördermittel beantragt, auf Soforthilfen verzichtet er aber, „da andere diese Gelder dringender brauchen“. Falls die aktuelle Lage mehr als drei bis vier Monate andauert, will er auf die Fördermittel zurückgreifen. Die Beantragung sollte man über den Steuerberater machen, sofern man nicht wie er als Steuerfachwirt über das nötige Wissen verfüge, sagt Cetin. Die Bewilligung der Mittel nimmt laut Auskunft der Behörden zwei bis drei Wochen in Anspruch, deshalb rät er zur Eile.
Die Mietzahlungen auszusetzen, wie von verschiedenen Händlern und Branchenvertretern vorgeschlagen, hält er indes für keine gute Idee: „Selbst wenn dich dein Vermieter nicht wegen der Corona-Krise und ausbleibenden Zahlungen kündigen kann, so hat er doch die Möglichkeit, dich einfach mit der normalen Kündigungsfrist aus dem Laden zu werfen.“
Als weiteres Beispiel nennt er die Rechtsschutzversicherung. Wenn man diese jetzt nicht bediene, so sei das zwar legitim, doch könne es passieren, dass die Versicherungsgesellschaft später die Leistung für rechtlichen Beistand für diesen Zeitraum verweigere. Nach Cetins Einschätzung nutzen etliche Händlerkollegen blind alle rechtlichen Möglichkeiten aus, ohne aber an die Folgen in der Zukunft zu denken. Grundsätzlich plädiert er hier für eine Zertifizierung in der Mobilfunkbranche für Unternehmer, bei der auch solche Grundlagen vermittelt werden. „Vielen Händlern fehlt einfach das entsprechende Know-how, und deshalb kommen sie in einer solchen Krisensituation schnell an ihre Grenzen“, erklärt Cetin.