Amazon Marketplace: So lässt sich dort Geld verdienen
Exklusivität als Schlüssel zum Erfolg
Auch für KW-Commerce, einen weiteren Plattform-Spezialisten mit großem Erfolg auf dem Amazon Marketplace, ist Exklusivität das Kernelement der Verkaufsstrategie. Erst 2012 durch einen Zusammenschluss der langjährigen Marktplatzhändler Jens Wasel und Max Kronberg gegründet, beschäftigt das Berliner Unternehmen heute über 170 Mitarbeiter und belieferte im vergangenen Jahr mehr als vier Millionen Kunden. Schwerpunkt im Warensortiment sind Unterhaltungselektronik-Kleinartikel wie Handy-Hüllen, Tablet-Zubehör und andere elektronische Komponenten.
"Wir verkaufen zu 100 Prozent eigene Produkte, die wir größtenteils in Asien produzieren lassen, wo wir inzwischen auch ein Lager aufgebaut haben", berichtet Jens Wasel. Nicht nur mit der Exklusivität der Produkte, auch mit dem Profil des angebotenen Warenportfolios sucht sich KW-Commerce sein Alleinstellungsmerkmal: "Wir bieten ein sehr breites und tiefes Produktsortiment an. Wir nehmen fast ausschließlich Artikel ins Sortiment, die Amazon nicht selbst anbieten würde. Durch unsere schlanke Struktur können wir die vielen kleinen Produkte trotzdem gewinnbringend verkaufen."
Um nicht in die Gefahr einer zu großen Abhängigkeit von Amazon oder einzelnen Amazon-Marktplätzen zu geraten, hat KW-Commerce sein Engagement möglichst breit aufgestellt: Das Unternehmen ist in Deutschland auch auf anderen Marktplätzen wie eBay, Rakuten und Hitmeister aktiv und im Ausland auf sämtlichen Amazon-Marktplätzen sowie auf landestypischen Plattformen wie etwa Taobao und T-Mall in China. "Die Abhängigkeit von einzelnen Amazon-Marktplätzen ist für uns verschmerzbar", erklärt Jens Wasel. "Wenn wir ein klassischer Online-Händler wären, der mit seinem Shop komplett von Google abhängig ist, würde ich viel schlechter schlafen."
Dass auch stationäre Händler mit der richtigen Strategie von der Plattform profitieren können, zeigt das älteste Spielwarengeschäft Deutschlands im sächsischen Torgau, Carl Loebner. Trotz 330 Jahren Geschichte sah sich die Spielwarenhandlung mit einem veränderten Kundenverhalten und rückläufigen stationären Umsätzen konfrontiert. Als Firmenchef Jörg Loebner von Amazon angesprochen wurde, ob er seine Spielwaren auf dem Marketplace verkaufen wolle, entschied er sich deshalb zu einem Testlauf. Die Ergebnisse waren ermutigend und sukzessive wuchs nicht nur das Marketplace-Angebot, sondern auch die Professionalität, mit der sich Carl Loebner im Online-Geschäft bewegt.
80.000 Pakete habe man 2015 an Amazon-Kunden verschickt, für 2016 gehe man von mindestens 100.000 aus, berichtet Jörg Loebner. Der Spielwarenhändler hat gelernt, mit den Eigenheiten des Amazon Markeplace zu leben: "Wir haben für jedes Produkt bestimmte Preispunkte festgelegt und steigen aus, wenn diese überschritten werden." Besonders lukrativ sei es, attraktive Produkte zu finden, die noch nicht von Amazon selbst gelistet würden oder bei dem Online-Riesen gerade ausverkauft seien. Trotzdem bietet Carl Loebner mit 65.000 Artikeln praktisch sein gesamtes Sortiment bei Amazon an. Der nächste Schritt ist für Jörg Loebner nun die Eröffnung eines eigenen Online-Shops. "Das wird unser zweites Online-Standbein", erklärt der Firmenchef optimistisch.