GfK-Studie
15.01.2025, 11:40 Uhr
Kaufkraftanstieg kompensiert Verbraucherpreise nicht
Eine von der GfK veröffentlichte Studie zeigt, dass die Kaufkraft der Deutschen dieses Jahr auf 29.566 Euro pro Kopf ansteigen wird. Dies entspricht rechnerisch einem Plus von nominal 2,0 Prozent und 579 Euro mehr pro Kopf.
Für Gesamtdeutschland prognostiziert GfK für das Jahr 2025 eine Kaufkraftsumme von 2.503,3 Milliarden Euro. Die GfK Kaufkraft berücksichtigt das nominal verfügbare Nettoeinkommen der Bevölkerung inklusive staatlicher Transferzahlungen wie Renten, Arbeitslosen- und Kindergeld. Ob und wie viel jedoch vom nominalen Kaufkraftzuwachs real für die Ausgaben der Bürger übrigbleibt, hängt davon ab, wie sich 2025 die Verbraucherpreise entwickeln werden.
Markus Frank, Experte im Bereich Geomarketing von GfK, kommentiert: „Die Deutschen haben auch 2025 wieder mehr Geld für ihre Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung, was unter anderem auf gestiegene Löhne und eine Erhöhung von Transferzahlungen wie Kinder- und Wohngeld zurückzuführen ist. Dennoch fällt das nominale Wachstum mit 2 Prozent deutlich moderater aus als in den Vorjahren, was reale Kaufkraftverluste bedeuten würde. Außerdem steigt auch die Arbeitslosigkeit an, was zu Verunsicherung führt. Deshalb ist anzunehmen, dass die Deutschen 2025 größere Anschaffungen auf die lange Bank schieben und wenn möglich etwas Geld beiseitelegen.“
Hamburg und Rheinland-Pfalz verbessern sich
Die regionale Verteilung der Kaufkraft in Deutschland gibt Einblicke, wo Menschen mit besonders hohem Ausgabepotenzial leben. Bei den Bundesländern belegt wie in den Vorjahren Bayern den ersten Platz. So stehen den Bayern 2025 durchschnittlich 31.907 Euro pro Kopf für ihre Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung, womit sie knapp 8,0 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt liegen. Auf dem zweiten Platz folgt Hamburg, das in diesem Jahr wieder an Baden-Württemberg vorbeizieht und mit 31.270 Euro pro Kopf knapp 6,0 Prozent über dem Durchschnitt liegt. Zudem verbessert sich Rheinland-Pfalz um einen Rang und verdrängt somit Nordrhein-Westfalen auf den siebten Platz.
Wie in den Jahren zuvor weisen mit Bayern, Hamburg, Baden-Württemberg und Hessen lediglich vier der 16 deutschen Bundesländer eine überdurchschnittliche Pro-Kopf-Kaufkraft auf, während das Ausgabepotenzial in drei Vierteln der Bundesländer unterdurchschnittlich ist. Schleswig-Holstein liegt 2025 aber erstmals fast auf Bundesdurchschnitt. Der Trend der letzten Jahre, dass vor allem die neuen Bundesländer die größten Kaufkraftzuwächse verzeichnen, setzt sich fort, womit sich die Kaufkraftschere weiter schließt.
Landkreis Starnberg behauptet Pole Position
2025 führt erneut der Landkreis Starnberg das Kreisranking an und bleibt damit der unangefochtene Spitzenreiter unter den 400 deutschen Stadt- und Landkreisen. Pro Kopf haben die Starnberger im Schnitt eine Kaufkraft von 40.684 Euro, womit sie knapp 38 Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegen. Im zweitplatzierten Landkreis München fällt das Ausgabepotenzial mit 39.779 Euro pro Kopf 905 Euro geringer aus.
Neuzugänge gibt es 2025 in den Top Ten nicht, dafür sortieren sich die Platzierungen fünf bis zehn neu. So tauschen die Landkreise Hochtaunuskreis und Main-Taunus-Kreis die Ränge fünf und sechs, während sich die Landkreise Erlangen-Höchstadt, Fürstenfeldbruck und Dachau um jeweils einen Platz verschlechtern. Größter Gewinner in den Top Ten ist der Landkreis Miesbach: Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 35.768 Euro belegt dieser den sechsten Rang und konnte sich damit im Vergleich zum Vorjahr um drei Platzierungen verbessern.
Der Landkreis Lüneburg repräsentiert den Bundesdurchschnitt: Dort stehen den Menschen durchschnittlich 29.578 Euro für ihre Ausgaben und zum Sparen zur Verfügung. Schlusslicht ist wie in den Vorjahren der Stadtkreis Gelsenkirchen. Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 23.425 Euro fällt das verfügbare Nettoeinkommen der Gelsenkirchener knapp 21 Prozent niedriger aus als das des Durchschnittsbürgers.
Auch wenn die 25 einwohnerstärksten Stadtkreise bereits mehr als 21 Prozent der Gesamtkaufkraft Deutschlands vereinen, erreichen nicht alle Großstädte in Deutschland ein überdurchschnittliches Kaufkraftniveau. Die Hauptstadt Berlin liegt bei der Pro-Kopf-Kaufkraft etwas mehr als 4,0 Prozent unter dem deutschen Durchschnitt, konnte sich im Vergleich zum Vorjahr aber um zwölf Ränge verbessern. Essen und Dresden kommen auf ein ähnliches Niveau. Gut 9,0 Prozent unter dem Durchschnitt liegen Leipzig und Dortmund, während Bremen weiter abfällt und mehr als 10 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt liegt. München und Düsseldorf sind dagegen mit 29 und 14 Prozent deutlich darüber.
Hohes Potenzial auf kleinem Raum
Dass die einwohnerstarken Städte und insbesondere die großen Metropolregionen für Einzelhändler und Dienstleister unverzichtbare Zielmärkte darstellen, zeigt ein Blick auf die Kaufkraftsummen. Die Kaufkraftdichte, also die verfügbare Kaufkraftsumme in Millionen Euro je Quadratkilometer, ist in den Metropolen München und Berlin am höchsten, gefolgt von Frankfurt, Stuttgart, Düsseldorf und Nürnberg. Die Kaufkraftdichte ist somit für Unternehmen ein wichtiger Indikator, in welchen Gebieten sie mit einer gezielten Kundenansprache auf kleinstem Raum viel Kaufkraftpotenzial mobilisieren können.
Die GfK-Kaufkraft ist definiert als die Summe aller Nettoeinkünfte der Bevölkerung, bezogen auf den Wohnort. Neben dem Nettoeinkommen aus selbstständiger und nicht selbstständiger Arbeit werden ebenso Kapitaleinkünfte und staatliche Transferzahlungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld und Renten zur Kaufkraft hinzugerechnet. Von diesem verfügbaren Einkommen sind allerdings noch nicht die Ausgaben für Lebenshaltungskosten, Versicherungen, Miete und Nebenkosten wie Gas oder Strom, Bekleidung oder das Sparen abgezogen.
Folglich bedeutet ein nominaler Anstieg der Kaufkraft nicht zwangsläufig, dass jedem Einzelnen real mehr Geld für den Konsum zur Verfügung steht, falls die aufgeführten Ausgaben stärker ansteigen. Darüber hinaus ist auch zu berücksichtigen, dass die Kaufkraft einer Region ein Durchschnittswert der dort lebenden Bevölkerung ist und nichts über die Kaufkraft einzelner Individuen, die Kaufkraft je Haushalt oder über die dahinter liegende Einkommensverteilung und damit die Schere zwischen „arm“ und „reich“ aussagt.
Basis der Berechnung sind, neben der Lohn- und Einkommenssteuerstatistik, einschlägige Statistiken zur Berechnung der staatlichen Leistungen sowie Prognosewerte der Wirtschaftsinstitute.
Autor(in)
Benjamin
Kaiser