Digitales Zahlen nimmt zu 19.08.2019, 09:10 Uhr

Die Liebe der Deutschen zum Bargeld schwindet

Die Deutschen gelten als bargeldverliebt. Wenn dem so ist, dann stirbt die Liebe allmählich. Fachleute erwarten eine rasante Beschleunigung des Trends zum elektronischen Bezahlen.
(Quelle: Robert Michael/dpa)
Die Verbraucher in Deutschland rücken immer schneller von ihrer einstigen Vorliebe für das Bargeld ab. Einzelhandel und Bezahlbranche erwarten für die nächsten Jahre eine rasche Verbreitung digitaler Zahlverfahren - besonders über das Handy.
"Die Entwicklung ist am Anfang und wird sich stark beschleunigen", sagt Payment-Experte Ulrich Binnebößel, der beim Handelsverband HDE sowohl für Bargeld als auch für neue Zahlungssysteme zuständig ist.
Der Zahlungsdienstleister Wirecard geht davon aus, dass das Smartphone zum dominanten Zahlungsmittel werden wird: "Das ist der logische Weg", sagt Susanne Steidl, die Produktchefin im Vorstand des Dax-Konzerns. "Das Mobiltelefon ist die Identifikation des Menschen."
Zahlungen per Karte sind in Deutschland schon lange verbreitet, doch bei mobilen Bezahl-Apps waren die Bewohner der Bundesrepublik bislang zögerlich. In Deutschland nutzten 25 Prozent der Verbraucher mobile Zahlverfahren, in den Niederlanden dagegen bereits mehr als die Hälfte, heißt es in einer im März veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung PwC. Doch das Bild ändert sich rapide.

Bezahldienste von Apple und Google

So sind seit 2018 Apple Pay und Google Pay auch in Deutschland verfügbar, die Allianz hat eine ursprünglich in Italien getestete Bezahl-App nun auch in Deutschland auf den Markt gebracht. Und der im Münchner Vorort Aschheim ansässige Bezahlspezialist Wirecard ist quasi überall dabei: Einerseits als Kooperationspartner für Apple, Google, Visa, die Allianz und andere Unternehmen, andererseits mit der eigenen Bezahl-App Boon. Und an sehr vielen Ladenkassen ist Wirecard ebenfalls präsent, weil das Unternehmen den Händlern die Schnittstelle für elektronische Bezahlverfahren liefert.
Die Daten der Bundesbank zeigen, dass die Verbraucher immer häufiger zu Karte oder Handy greifen: 2014 wurde in Deutschland 3,4 Milliarden Mal elektronisch bezahlt - sowohl an Kassen als auch bei Einkäufen im Internet und per Telefon. 2018 waren es bereits fast 5,3 Milliarden elektronische Bezahlvorgänge.
Darin enthalten ist das mobile Bezahlen, dies wird aber nicht separat erfasst, wie eine Sprecherin der Bundesbank erläutert. "Die Kunden orientieren sich neu und setzen ihre Karten für immer kleinere Beträge ein", meint HDE-Experte Binnebößel.



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