Project Ansible
17.07.2013, 10:30 Uhr
SEN entwickelt neue Kommunikationsplattform
Unter dem Codenamen "Project Ansible" entwickelt Siemens Enterprise Communications derzeit eine neue Kommunikationsplattform auf der Basis von WebRTC. Für den Oktober plant der Hersteller zudem ein Rebranding seiner Marke.
Ansible ist ursprünglich der Name eines Kommunikationsgerätes in Science Fiction-Filmen der 70er Jahre, die eine Sofortkommunikation über Galaxien hinweg ermöglichen soll – nun erlebt dieser Begriff eine Renaissance in einem der größten Entwicklungsprojekte von Siemens Enterprise Communications (SEN).
Seit zwei Jahren arbeitet das Unternehmen bereits an dem „Project Ansible“, heute stellte SEN die Lösung erstmals offiziell vor. Das Ziel: Mit Project Ansible sollen sich Teams einfacher als bisher über verschiedenste Kommunikationskanäle und auch Endgeräte hinweg austauschen und so ihre Produktivität steigern.
Project Ansible ist demnach eine Online-Plattform, die alle Kommunikationskanäle bündelt – von Voice über Video, E-Mail und Test bis hin zu Social Media. Ein weiterer Schwerpunkt der Lösung ist Collaboration, das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten. Grundlage für Project Ansible ist WebRTC, ein Standard zur Echtzeitkommunikation auf Browserbasis.
Schon in der ersten Projektphase ist SEN dabei neue Wege gegangen. So hat der Hersteller für die Entwicklung Frog als Partner mit an Bord geholt, eine weltweit agierende Unternehmensberatung für Produkt-Strategie und Design. Darüber hinaus wurden im Vorfeld Interviews mit Mitarbeitern oder IT-Verantwortlichen in Unternehmen geführt, um deren Bedürfnisse und Ansprüche besser kennen zu lernen.
Torsten Reak, Head of Corporate Marketing bei SEN, unterstreicht zudem die strategische Bedeutung von Ansible: „Langfristig wird die Entwicklung von UC-Applikationen für die SEN-Kommunikationsplattformen HiPath und OpenScape durch Project Ansible ersetzt.“
In München gab er gemeinsam mit Jan Hikisch, Vice President Porfolio Management UCC, einen ersten Einblick in die neue Plattform und zeigte eine Reihe von Merkmalen, die später noch durch weitere Funktionen ergänzt werden sollen.
Video, Mails, Telefonate und mehr auf einen Klick
Eine zentrale Funktion des Systems ist Ansible Spaces, sie fasst die Kommunikation eines Teams zusammen – hier können Mitarbeiter den Mailverkehr verfolgen, Dokumente einsehen und bearbeiten oder etwa VoiceMails noch einmal abhören. Audio-Nachrichten transkribiert Project Ansible darüber hinaus in ein Textformat, so dass diese auch gelesen werden können. Die Daten werden dabei zentral gespeichert, Dokumente und Videos werden den Nutzern in einer Vorschau angezeigt. Auch Gäste können in diesen Kommunikationsfluss eingeladen werden und haben, je nach Freigabe, Zugriff auf die gespeicherten Daten.
Eine weitere Funktion ist die kontextbasierte Suche, die auch verschriftlichte Voice Mails, E-Mails, Inhalte aus sozialen Netzen und Text-Nachrichten mit einbezieht. Mit einem sogenannten Feature Thought Trails durchsuchen Anwender Inhalte in Echtzeit nach Stichworten oder bestimmten Konversationen. So können beispielsweise auch Kollegen gefunden werden, die an einem ähnlichen Projekt arbeiten oder über Spezialwissen verfügen.
Darüber hinaus kann Project Ansible in allgemeine Geschäftsprozesse eingebunden werden – die Schnittstelle für die CRM-Software Salesforce wurde beispielsweise schon freigegeben. Auf der Basis von APIs (Application Programming Interfaces) und SDKs (Software Development Kits) können zudem externe Entwickler oder auch IT-Teams Erweiterungen oder branchenspezifische Lösungen produzieren.
Project Ansible wird auf Smartphones und Tablets (iOS, Android und Windows) und PCs (Windows, Max und Linux) nutzbar sein. Die Lösung ist derzeit auf den Einsatz in Unternehmen zugeschnitten, die Siemens ITK-Anlagen im Einsatz haben, laut Jan Hickisch ist sie aber auch mit Systemen anderer Hersteller kompatibel. Project Ansible kann sowohl als Cloud-Lösung (Private, Public und Hybrid) vermarktet, als auch zentral gehostet werden. Einen ersten Eindruck über das System vermittelt eine von SEN eingerichtete Microseite, auf der sich Partner und Interessenten registrieren können.
SEN gibt sich einen neuen Namen
Enterprise-Kunden wird Project Ansible direkt angeboten, das System soll darüber hinaus mit Carriern und Systemintegratoren vermarktet werden. Partner können dabei entweder eigene Rechenzentrums-Kapazitäten nutzen, oder auf die Angebote von SEN zurückgreifen. Auch die Integration von Project Ansible in Partner-Webshops ist dabei geplant. „Wir werden hier eine ganze Reihe neuer Partner, vor allem aus dem Software-Markt, für uns gewinnen, so Hickisch weiter.
Vermarktungsstart ist voraussichtlich in einem Jahr, im Vorfeld sind Beta-Tests mit ausgewählten Kunden und Partnern geplant. Offen ist auch noch der endgültige Name der Plattform – möglich ist aber, dass der offizielle Titel an den neuen Firmennamen von Siemens Enterprise Communications angelehnt wird.
Schließlich plant der Hersteller zum 1. November dieses Jahres ein Rebranding, die Marke Siemens Enterprise Communications wird dann verschwinden.
Ob sich mit der neuen Marke auch die Gesellschafterverhältnisse ändern werden, wollten weder er noch Hickisch auf Nachfrage von Telecom Handel kommentieren. Hintergrund: Siemens hatte im Sommer 2008 mit 51 Prozent die Mehrheit seiner Telefonanlagensparte an den US-Investor The Gores Group verkauft. Damals wurde vertraglich festgelegt, dass das Unternehmen die Marke Siemens weiterhin führen darf, zumindest für die nächsten Jahre.