Wechsel an der Spitze 03.02.2021, 15:00 Uhr

Bezos kündigt Rücktritt als Amazon-Chef an - und meldet Rekordzahlen für 2020

Jeff Bezos, der Amazon 1994 gründete, hat in einer Mail an die Belegschaft seinen Rücktritt von der Spitze des Konzerns bekanntgegeben. Sein Nachfolger soll Andy Jassy werden, Chef der Cloud-Sparte AWS. Für 2020 wurden indes Rekordzahlen genannt.
Amazon-Chef Jeff Bezos räumt im dritten Quartal
(Quelle: Amazon)
In einer Mail an die Amazon-Mitarbeiter hat Jeff Bezos, Gründer und CEO des Online-Giganten Amazon, seinen Rücktritt von der Konzernspitze angekündigt. Im 3. Quartal 2021 soll Andy Jassy als CEO Bezos Posten übernehmen. Wörtlich schreibt Bezos:
"Ich freue mich, ankündigen zu können, dass ich im dritten Quartal dieses Jahres auf den Executive Chair des Amazon Board (Verwaltungsratsratsvorsitz) wechseln werde und Andy Jassy CEO wird. In der Rolle des Exec Chair möchte ich meine Energie und Aufmerksamkeit auf neue Produkte und frühe Initiativen konzentrieren. Andy ist innerhalb des Unternehmens sehr bekannt und ist fast so lange bei Amazon wie ich selbst. Er wird eine hervorragende Führungspersönlichkeit sein, und er hat mein volles Vertrauen. Diese Reise begann vor etwa 27 Jahren. Amazon war nur eine Idee und hatte noch keinen Namen. Die Frage, die mir damals am häufigsten gestellt wurde, war: 'Was ist das Internet?' Zum Glück musste ich das schon lange nicht mehr erklären."
Quelle: Amazon

Zeit für andere Projekte

Die durch seinen Abgang von der Unternehmensführung frei werdende Zeit will Bezos in andere Projekte investieren, darunter beispielsweise das Raumfahrtunternehmen Blue Origin sowie die Tageszeitung "Washington Post." Auch um wohltätige Initiativen wie seinen vor knapp einem Jahr gegründeten "Earth Fund" und die Obdachlosenhilfe "Day One Fund" will sich der reichste Mann der Welt künftig stärker kümmern.

Von "Rente" will der Unternehmer jedenfalls noch nichts wissen. Dem Brief an die Belegschaft zufolge hatte er "noch nie mehr Energie".
Der 1964 geborene Informatiker Bezos hatte Anfang der 1990er Jahre bei einer Vermögensverwaltung in Seattle gearbeitet, wo er gemeinsam mit seinem Chef David E-Shaw die Idee hatte, einen Buchhandel im Internet aufzuziehen. 1994 trennte Bezos sich von Shaw, um seine Idee allein weiterzuverfolgen.

Starke Quartalszahlen

Das Geschäft lief ansonsten auch im Schlussquartal 2020 glänzend: In den drei Monaten bis Ende Dezember knackte Amazon beim Umsatz dank des Bestell-Booms in der Corona-Krise und eines starken Weihnachtsgeschäfts erstmals die Marke von 100 Milliarden US-Dollar. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum legten die Erlöse um 44 Prozent auf 125,6 Milliarden US-Dollar zu. Den Nettogewinn konnte Amazon auf 7,2 Milliarden US-Dollar (6,0 Milliarden Euro) deutlich mehr als verdoppeln.
Im Geschäftsjahr 2020 verdiente der Konzern 21,3 Milliarden US-Dollar, was einem Anstieg um 84 Prozent und einer neuen Bestmarke entspricht.
Amazons größter Profittreiber ist derweil nicht der Online-Handel, sondern das Cloud-Geschäft mit IT-Services und Speicherplatz im Internet. Insofern ist es auch nur logisch, dass mit Andy Jassy der Leiter dieser Sparte zum künftigen Vorstandschef befördert wurde. Amazons Cloud-Plattform AWS, die von vielen Unternehmen und Apps genutzt wird, erhöhte den Quartalsumsatz um 28 Prozent 12,7 Milliarden US-Dollar. Trotz des starken Wachstums blieb das Geschäft etwas unter den Erwartungen. Das Betriebsergebnis kletterte derweil um 37 Prozent auf 3,6 Milliarden US-Dollar, woran klar zu erkennen ist, was für ein attraktiver Gewinnbringer Amazons Cloud-Flaggschiff weiterhin ist.
Durch seinen Erfolg mit Amazon hat sich Bezos bei Weitem nicht nur Freunde gemacht. Dem Konzern wird vorgeworfen, mit seiner großen Marktmacht und seinen Niedrigpreisen den Einzelhandel zu zerstören. Auch wegen umstrittener Arbeitsbedingungen gibt es häufig Kritik an Amazon. Der mächtigste Feind von Bezos aber saß bis vor kurzem noch im Weißen Haus: Ex-US-Präsident Donald Trump und ihn verband eine erbitterte Dauerfehde. Als Hauptgrund galt indes weniger das Geschäftliche, sondern vor allem Trumps Abneigung gegenüber der "Washington Post", die häufig kritisch über ihn berichtet.




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