Corona-Krise
23.03.2020, 09:00 Uhr
Italien und Frankreich: Amazon liefert nur noch Lebensnotwendiges
Nach dem Anlieferstopp nicht lebensnotwendiger Produkte in Amazons Logistikzentren folgt jetzt der nächste radikale Schritt. In Frankreich und Italien liefert Amazon selbst nur noch lebensnotwendige Produkte aus.
Der E-Commerce-Riese Amazon hat den Versand nicht lebensnotwendiger Produkte in Italien und Frankreich eingestellt. Lieferbar bleiben Babyprodukte, Gesundheits- und Haushaltsartikel, Kosmetika, Lebensmittel, Heimtierbedarf sowie Produkte für Industrie und Forschung. Produkte, die nicht per FBA, sondern direkt von den Händlern verschickt werden, können Kunden weiter bestellen. Allerdings warnt Amazon hier vor längeren Lieferzeiten.
Untragbare Arbeitsbedingungen
Eine Amazon-Sprecherin begründet den radikalen Schritt mit einem hohen Bestellaufkommen und dem Schutz der Gesundheit der eigenen Logistikmitarbeiter. Die hatten sich vergangene Woche in mehreren Ländern heftig gegen untragbare Arbeitsbedingungen an ihren Arbeitsstätten zur Wehr gesetzt.
So sind in Spanien in Madrid und Barcelona Logistikzentren weiterbetrieben worden, obwohl dort mindestens drei Corona-Fälle auftraten. Daraufhin kündigte die spanische Gewerkschaft CCOO an, auf gerichtlichem Wege zu versuchen, den Betrieb der Logistikzentren einstellen zu lassen. In Frankreich gingen Amazon-Mitarbeiter an den französischen Standorten Montélimar, Chalon sur Saône und Douai auf die Barrikaden und kritisierten die Nichteinhaltung der Abstandsregeln, den Mangel an Desinfektionsmittel und eine nicht stattfindende Reinigung der Arbeitsbereiche.
Amazon streitet die Vorwürfe ab
Und auch im italienischen Mailand streikten am vergangenen Mittwoch Lagerarbeiter, weil der Betrieb aufrechterhalten werden sollte, obwohl zwei Mitarbeiter an Covid-19 erkrankt waren. Amazon selbst streitet die Vorwürfe ab. Man halte sich strikt an die Empfehlungen und Richtlinien der jeweiligen Regierungen und lege die oberste Priorität auf die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter, ließ das Unternehmen laut dpa verlauten.
Welche Durchsetzungskraft die italienische Gewerkschaft hat, bekam der E-Commerce-Riese aber schon im Mai 2018 zu spüren. Damals hatte Filcams Cgil Nazionale durchgesetzt, dass der E-Commerce-Riese zum ersten Mal eine Vereinbarung mit einer Gewerkschaft unterschreibt. Diese sah vor, dass die Nachtarbeit zunächst nur freiwillig geleistet wird und unter anderem eine 25-prozentige Erhöhung der Vergütung im Arbeitsvertrag beinhaltet. Den Beschäftigten würden vier aufeinanderfolgende freie Wochenenden alle acht Wochen garantiert und Schichten wechselten sich nun zwischen Samstagen und Sonntagen ab.
Welche Durchsetzungskraft die italienische Gewerkschaft hat, bekam der E-Commerce-Riese aber schon im Mai 2018 zu spüren. Damals hatte Filcams Cgil Nazionale durchgesetzt, dass der E-Commerce-Riese zum ersten Mal eine Vereinbarung mit einer Gewerkschaft unterschreibt. Diese sah vor, dass die Nachtarbeit zunächst nur freiwillig geleistet wird und unter anderem eine 25-prozentige Erhöhung der Vergütung im Arbeitsvertrag beinhaltet. Den Beschäftigten würden vier aufeinanderfolgende freie Wochenenden alle acht Wochen garantiert und Schichten wechselten sich nun zwischen Samstagen und Sonntagen ab.