Corona-Krise 06.05.2020, 14:23 Uhr

Shop-Wiedereröffnung: Zurück zur Normalität

Telecom Handel sprach mit zwei Händlern über die Erfahrungen, die sie bei der Wiedereröffnung ihrer Shops gemacht haben, und wie die Kunden die neuen Sicherheitsvorkehrungen annehmen.
(Quelle: NikomMaelao Production/Shutterstock)
Knut Warneck, Inhaber des DSL City Shops in Esslingen, hatte durch eine Verfügung des Ordnungsamts die Erlaubnis erhalten, seinen Laden bereits vor anderen Händlern wieder zu öffnen, da er „eine wichtige Dienstleistung“ erbringe. Dennoch empfing er nur an vier Tagen pro Woche jeweils zwischen 16 und 18 Uhr Kunden, „weil es sich anders einfach nicht gerechnet hätte“. Komplett öffnete er seinen Shop erst vergangene Woche, da vorher die Kunden – trotz der Möglichkeit, wieder einkaufen gehen zu können – ausblieben.
Warneck konnte die Zeit der Ladenschließung aber trotzdem sehr gut nutzen und machte überdurchschnittlich viele Hausbesuche bei seinen Kunden. „Da Media Markt und Saturn geschlossen waren, haben viele direkt bei mir angefragt, wenn es um die Einrichtung von Hardware ging“, erzählt Warneck. Hier konnte er zudem neue Kunden gewinnen, „die sonst vermutlich nicht auf mich gekommen wären“. Da die meisten dieser Kunden mit Installationsbedarf der Generation 60 plus angehörten, sei er stets mit kompletter Schutzmontur vor Ort.

Kunden ans Web verloren

Knut Warneck, Inhaber DSL City Shop, Esslingen
Quelle: Knut Warneck
Auf Dauer sei so eine Maske aber schon sehr unangenehm, deshalb hat er sich schnell ein sogenanntes Gesichtsvisier mit Plexiglasscheibe organisiert. Dennoch hat er in seinem Shop eine selbstgebaute Spuckschutzwand installiert und auf dem Boden entsprechende Aufkleber zum Abstandhalten angebracht – auch wenn er nur zwei Kunden gleichzeitig im Laden haben darf. Durch die überdachte Passage, in der sich das Geschäft befindet, sei es zudem kein Problem, die Kunden draußen warten zu lassen. „Die Kunden haben auch kein Problem, mal etwas länger zu warten, diese Geduld hätten sie vor Corona wohl nicht gehabt“, ist sich Warneck sicher. Dennoch vereinbart er auf Wunsch auch Termine, diese dann aber nach den normalen Ladenöffnungszeiten, etwa wenn jemand sein Handy eingerichtet haben möchte.
Auch wenn seit vergangener Woche wieder mehr Kunden zu ihm kommen, geht er davon aus, dass es noch lange dauern wird, bis wieder eine gewisse Normalität einkehrt. „Ich bin leider kein Friseur, bei dem jetzt lange Schlangen vor dem Laden stehen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Zudem rechnet Warneck damit, einige Kunden ans Internet verloren zu haben. Ein erstes Resümee könne man aber erst nach ein paar Monaten ziehen. Für die kommenden Wochen will er seine Ladenöffnungszeiten an die Kundenströme anpassen, also beispielsweise am Vormittag erst später öffnen.

Gute Akzeptanz bei Kunden

Felice Fabrizio Bruno, Inhaber Telefonzelle Radolfzell
Quelle: Felice Fabrizio Bruno
Auch der Telekom Partnershop von Felice Fabrizio Bruno in Radolfzell am Bodensee konnte aufgrund der Verordnung bezüglich Servicestellen für Telekommunikation „mit den gegebenen Vorsichtsmaßnahmen“ wieder schnell öffnen. Diese Maßnahmen umfassten unter anderem die bekannten Spuckschutzwände und Aufkleber am Boden sowie einen großen Aufsteller vor dem Shop. Dieser informierte Kunden darüber, dass sie nur nach Aufforderung und mit Mundschutz den Laden betreten und sich maximal zwei gleichzeitig dort aufhalten dürfen. „Erstaunlicherweise haben wir jetzt wieder den Kundenstrom wie vor der Krise“, sagt Bruno. Das führt er auch darauf zurück, dass er und sein Team die Bestandskunden schon vor Beginn der Corona-Welle intensiv betreut und so nie den Kontakt verloren hätten.
Bislang haben laut Bruno ausnahmslos alle Kunden Verständnis für eventuelle Wartezeiten. Beim Spuckschutz hat er die Feststellung gemacht, dass sich viele „intuitiv und ohne Absicht um die Scheibe herumbewegen, weil sie einfach direkt mit dem Berater sprechen möchten“, die Kunden müssten dann aber meist selbst lachen, wenn man sie darauf hinweise. Auch die Benutzung des Mundschutzes sei noch nicht gelernt bei den Kunden, dafür hat Bruno aber auch Einwegmasken zur Hand. Diese und andere Utensilien wie etwa Handschuhe hat der Händler in einem Paket seines Distributors ASVG erhalten. „Die waren da echt fix.
Noch bevor alle anderen solche Pakete im Angebot hatten, haben wir schon eins im Laden gehabt. Sonst hätten wir sicher nicht so schnell wieder öffnen können“, lobt Bruno. Insgesamt ist der Händler vorsichtig optimistisch, was die Umsätze angeht. Noch könne man nicht einschätzen, wie sich die Kurzarbeit und andere Einbußen auf das Kaufverhalten der Konsumenten auswirken werden. „Am Ende hoffen wir natürlich alle, dass die Kunden dem stationären Handel weiter treu bleiben und so unser Überleben sichern“, sagt er.




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