Fusion mit Sprint geplatzt: US-Tochter der Telekom bleibt solo
Vorzeichen standen gut
Dabei hatte alles so gut ausgesehen, nachdem jahrelang die US-Kartellaufseher den Gedankenspielen einen Strich durch die Rechnung machten. Mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump schien sich der Wind nämlich zu drehen: Er installierte Gefolgsleute an wichtigen Stellen in der Wettbewerbs- und Fusionskontrolle, die sich offenherzig für Zusammenschlüsse zeigten.
Nun ist es wohl der Ehrgeiz von Son, der den Wettbewerb am Leben hält. Dabei geht es Sprint nicht sonderlich gut: Im Sommer fuhr der chronisch verlustbringende Anbieter den ersten Quartalsgewinn seit drei Jahren ein, das Unternehmen hat im Konkurrenzkampf auf dem US-Markt viel Geld verbrannt.
Aber Softbank hat tiefe Taschen. Die Telekom muss sich darauf einstellen, dass Sprint nun bei Rabatten noch mehr in die Vollen geht - oder sich einen anderen Partner sucht. Sondiert hat Son schon vieles, unter anderem mit Satelliten-TV-Betreibern und Kabelkonzernen. Gut möglich, dass woanders ein besseres Geschäft winkt als mit der Telekom.
Für den extrovertierten T-Mobile-Chef John Legere ist die geplatzte Fusion indes eine persönliche Niederlage. Er hätte den gemeinsamen Konzern, mit dem man im Jagd auf die US-Platzhirsche Verizon und AT&T machen wollte, wohl führen sollen. Damit hätte Paradiesvogel Legere, der Anzüge und Krawatten ablehnt und gerne auch mal via Twitter auf die Pauke haut, einem Branchenriesen mit rund 125 Millionen Kunden und einem Jahresumsatz von über 70 Milliarden Dollar vorgestanden.
Daraus wird nun nichts, doch Legere bleibt angriffslustig. "Wir sind die vergangenen 15 Quartale stärker gewachsen als der Rest dieser Industrie - wir werden nicht stoppen", kündigte der Top-Manager mit dem Magenta-Shirt als Markenzeichen an. Aufhorchen lässt indes, was für schmeichelhafte Töne die Unternehmen nach Platzen der Gespräche einander gegenüber anschlagen. Es habe überzeugende Gründe für einen Zusammenschluss gegeben, so Legere. "Wir haben zweifellos Nutzen gesehen", pflichtet Sprint-Chef Claure bei. Fast könnte man meinen, hier wolle sich jemand ein Hintertürchen offenhalten.