Telekom bietet Call-by-Call und Preselection bis Ende 2022 an
Call-by-Call und Preselection immer noch populär
Der Kampf um die Sparvorwahlen nimmt somit ein versöhnliches Ende. Dies ist umso erfreulicher, da allen Flatrate-Angeboten zum Trotz in Deutschland im Jahr immer noch rund fünf Milliarden Gesprächsminuten über Call-by-Call und Preselection abgewickelt werden. Die Möglichkeit, über den Anschluss des eigenen Anbieters auch die Dienstleistungen alternativer Telefongesellschaften nutzen zu können, spielte bei der Liberalisierung des heimischen TK-Marktes eine große Rolle. 1998 wurde die Deutsche Telekom im Zuge der Marktöffnung dazu verpflichtet, ihren Endkunden diese Dienste anzubieten. Heute erfreuen sich die Sparvorwahlen vor allem bei älteren Menschen immer noch großer Beliebtheit.
Allerdings hatte die EU-Kommission bereits im vergangenen Jahr entschieden, dass Call-by-Call und Preselection im europäischen Binnenmarkt keine wichtige Rolle mehr spielen und weitgehend in Europa durch Internetkommunikation abgelöst worden sind.
Tatsächlich sank mit dem Aufkommen neuer Angebote im Markt wie Flatrates, WhatsApp und Mobilfunkkommunikation die Nutzerzahl in den letzten Jahren. Dennoch sind es hierzulande immer noch rund 90 Anbieter, die vor allem günstige Tarife ins Ausland oder in Mobilfunknetze anbieten.
Der im Juli von der Bundesnetzagentur vorgelegte Entscheidungsentwurf, der die Abschaffung von Preselection und Call-by-Call vorsieht, sorgte dann auch für entsprechend heftige Reaktionen: „Die EU-Kommission hat die Besonderheiten des deutschen Marktes nicht ausreichend berücksichtigt“, wettert damals VATM-Chef Jürgen Grützner. So hätten die Sparvorwahlen hierzulande seit der Liberalisierung des Markts erheblich zu verbraucherfreundlichen Preisen beigetragen. „Statt den verbraucherfreundlichen deutschen Weg zu unterstützen, hat die EU eigene Vorstellungen durchgedrückt, die statt zu versprochenen Preissenkungen, in Wahrheit zu erheblichen Preissteigerungen geführt hätten.“
Zur Erklärung: Die EU hat durchgesetzt, dass seit dem 15. Mai 2019 alle Anrufe ins europäische Ausland sowohl im Festnetz als auch mobil nur noch maximal 22 Cent kosten dürfen. Allerdings liegen in Deutschland die Verbraucherpreise dank Call-by-Call auf einem ganz anderen, deutlich niedrigeren Niveau. „Bei einem Wegfall von Call-by-Call wäre nicht nur die Sparmöglichkeit für die Bürger entfallen, die diese Vorwahlen nutzen – mangels Wettbewerb dürften auch für viele andere Kunden die Preise in Richtung der von der EU genehmigten 22 Cent anziehen“, so Grützner damals.
Mit der jetzt erzielten Einigung zwischen der Telekom und den beiden Verbänden sind solche Befürchtungen erst einmal vom Tisch - und auch die Anbieter der Sparvorwahlen haben ausreichend Zeit, ihre Geschäftsmodelle umzustellen.
So spielt es auch keine Rolle mehr, dass das Verfahren bereits zur Überprüfung bei der EU-Kommission in Brüssel liegt. Wenn es in den nächsten Wochen so abgeschlossen wird, wird die Deutsche Telekom nicht mehr behördlich verpflichtet sein, Call-by-Call und Preselection anzubieten.