So radikal verändert sich die Logistikbranche

Paketzustellung in neuen und alten Bundesländern

Während Großstädte auf ­höhere Volumina kommen, werden in ländlichen Regionen, insbesondere in den neuen Bundesländern, deutlich weniger Pakete zugestellt. Mit 43,5 Millionen Versandhandelspaketen im Jahr 2015 wies die Postleitzahlenregion 10 rund um Berlin mit 3,5 Millionen Einwohnern den höchsten Wert auf. Dagegen sind Regionen mit den geringsten B2C-Paketaufkommen überwiegend ländlich geprägt, weisen eine niedrigere Bevölkerungszahl auf und liegen sämtlich in den neuen Bundesländern (Postleitzahlenbereiche 02, 19 sowie 98).

Betrachtung des Pro-Kopf-Aufkommens

Während der Zusammenhang von ­Bevölkerungszahl und absoluter Paketmenge nachvollziehbar ist, liefert die ­Betrachtung des Pro-Kopf-Aufkommens ein zum Teil überraschend anderes Bild: So vereinen die beiden größten Städte Deutschlands, Berlin und Hamburg, zwar in absoluten Volumina die höchsten ­Werte auf sich, weisen jedoch bei der Häufigkeit der zugestellten Pakete mit rund 12,5 ­Paketen pro Kopf die niedrigsten Werte auf. Die höchsten Pro-Kopf-Werte sind dagegen in den Postleitzahlregionen Mannheim, Schwetzingen, Lampertheim, Viernheim (68) sowie Wuppertal (42) und Duisburg (47) zu finden. In diesen Regionen wurden 2015 18,3 beziehungsweise 17,7 Versandhandelspakete pro Kopf zugestellt. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 15,4 Paketen pro Kopf.
Auch beim Blick auf spezifische Warengruppen ergeben sich regionale Besonderheiten: Städte wie Frankfurt, Mannheim und Bremen sind mit 3,8 Paketen pro Kopf besonders offen für Bestellungen, während in Großstädten wie Berlin, Hamburg oder München im Schnitt nur drei Sendungen pro Kopf ausgeliefert wurden.
Wie die Studienautoren weiter betonen, darf der hohe Aufmerksamkeitsgrad der neuen Zustelloptionen nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Angebote zahlenmäßig bislang eine eher geringe Marktbedeutung haben. So entfalle auf Same-Day-B2C-Zustellungen derzeit weniger als ein Prozent aller Lieferungen. "Dies schließt auch die medial stark rezipierten neuen Services des Anbieters Amazon ein", heißt es. Mit ein Grund dafür ist, dass nicht nur die Logistikdienstleister, sondern auch der lokale Handel darauf nicht vorbereitet sind. Notwendige Warenwirtschaftssys­teme mit Echtzeit-Warenbestandsanzeigen sind bei lokalen Einzelhändlern nur in Ausnahmefällen vorhanden. Zudem fehlen oft die personellen Voraussetzungen für die zusätzlichen Prozesse wie etwa Kommissionierung oder Datenpflege.
Neue Bewegung wird in den Zustellmarkt allerdings erst dann kommen, wenn der Lebensmittelhandel im Web floriert. Dieser erfordert noch individuellere Lieferoptionen, auf die sich die Branche einstellen muss. "Erst eine medienbruchfreie IT in Verbindung mit einer hoch performanten Inhouse-Logistik sowie ange­passte Lagerhaltung in Verbindung mit ­einer optimierten Distribution stellen die Basis für die neuen Lieferkonzepte dar", so ein Studienfazit. Die Postleitzahlenregionen mit hohem Paketaufkommen werden also noch einige logistische Neuerungen sehen, bevor sich zeigt, was massentauglich und vor allem rentabel ist.




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