Nach Bilanz-Debakel 30.07.2018, 10:12 Uhr

Facebook: Kritik an Zuckerberg wird lauter

Vergangenen Donnerstag fiel die Facebook-Aktie mit der Bekanntgabe der Quartalszahlen um fast 20 Prozent, Investoren verloren über 120 Milliarden US-Dollar. Stürzt die Erkenntnis, dass auch Facebooks Wachstumsraten endlich sind, Mark Zuckerberg vom Thron?
Mark Zuckerberg ist Facebook-Mitgründer, CEO und Vorstandsvorsitzender - Sonderaktien geben ihm die volle Kontrolle über das Social-Media-Imperium.
(Quelle: shutterstock.com/Frederic Legrand - COMEO)
Mark Zuckerberg ist seit jeher das Gesicht von Facebook. Der Mitgründer und Vorstandvorsitzende des Social Networks verdankt seine Machtposition auch der cleveren Aktienstruktur, die Zuckerberg Stimmrechtskontrolle zusichert - auch wenn er, wie 2015 zur Geburt seiner Tochter angekündigt, schrittweise 99 Prozent seiner Anteile an Facebook an wohltätige Projekte spenden will. Doch nun gerät der Zuckerberg-Thron ins Wanken, Stimmen, die eine drastische Veränderung an der Führungsspitze fordern, werden laut.
Schuld an der Misere sind die aktuellen Geschäftszahlen. Nachdem Facebook im vergangenen Quartal die Analysten-Erwartungen auch beim Umsatz verpasste und die Führungsriege nur eine sehr vorsichtige Prognose abgab, stürzte die Aktie um rund ein Fünftel ab. Damit sank der Börsenwert von Facebook innerhalb weniger Stunden um fast 125 Milliarden US-Dollar - der größte einzelne Tagesverlust für ein Wertpapier in der Geschichte.

Das Wachstum ist endlich

Selbst Aktionäre, die monatelange Diskussionen über die Rolle von Facebook in der Gesellschaft und die Ethik des Geschäftsmodells mitgemacht hatten, mussten sich nun plötzlich mit dem Gedanken befassen, dass auch das Wachstum von Facebook endlich ist. Die Wachstumsraten werden in den nächsten beiden Quartalen jeweils um "hohe einstellige Prozentsätze" sinken, sagte Finanzvorstand David Wehner.
Grund genug für viele Stimmen, Zuckerberg dazu aufzufordern, mehr von seinem Stimmrecht abzugeben, ebenso wie seine Rolle als Vorstandsvorsitzender. Gefordert sei eine unabhängigere Person. "Zuckerberg hört nur auf Zuckerberg", meint dazu Jonas Kron, Director of Shareholder Advocacy bei Trillium Asset Management, gegenüber Bloomberg.com. Er unterstützte im vergangenen Jahr einen Aktionärsantrag, Zuckerberg als Vorstandsvorsitzenden zu ersetzen. Seit der Bekanntgabe der aktuellen Bilanz hätte Kron neue Anrufe und Emails von anderen Investoren erhalten, die seine Unterstützung zum Ausdruck brachten.

Zuckerberg hat zu viel Macht

Facebook und andere Soziale Netzwerke stehen seit mehr als einem Jahr unter Beschuss von Politikern und Aufsichtsbehörden, weil sie gefälschte Nachrichten, Trolle und russische Manipulatoren auf ihren Diensten ungehindert handeln ließen. Jetzt gibt es zum Teil strenge Gegenmaßnahmen, die auf das Wachstum drücken und Investoren erschrecken.
Mehr Authentizität, weniger Fake - das ist langfristig gut für das Geschäft. Laut Kron hätte Facebook den Ärger aber minimieren können, wenn Zuckerbergs Macht von einem unabhängigen Vorsitzenden überprüft worden wäre. Andere große Technologieunternehmen wie Microsoft, Apple oder Alphabet teilen sich die Rollen von CEO und Vorstandvorsitzenden.
Zuckerberg hat zu viel Macht, sagt auch John Streur, Calvert Research und Management Chief Executive Officer. "Es konzentriert sich eine große Menge an Autorität auf den Gründer und CEO, die Rechte der Aktionäre werden nicht ausreichend respektiert und es gibt nur begrenzte Kontrollen in Bezug auf die Vergütung von Führungskräften."

Vorbild Microsoft?

Eine konkrete Lösung gibt es nicht, von Facebook selbst gibt es keinen Kommentar. Aber selbst wenn Zuckerberg das Stimmrecht behält, würden mehr unabhängige Vorstandsmitglieder den Aktionären zumindest mehr Mitspracherecht geben, meinen Analysten. Aber wer wäre für einen unabhängigen Vorsitzenden neben Zuckerberg geeignet? Bloomberg sieht hier Bill Gates als möglichen Kandidaten. Der Microsoft-Gründer erlebte ein ähnlich schnelles Wachstum, gefolgt von einer Phase der Instabilität, die von einem heftigen Kartellkampf geprägt war. Neue Führungskräfte und Strategien konnten das Unternehmen aber schlussendlich wieder stärken.




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