Inflation: Statistisches Bundesamt rechnet mit leichtem Rückgang

Was unternimmt die Europäische Zentralbank gegen die hohe Inflation?

Die Euro-Währungshüter erhöhten im vergangenen Jahr erstmals seit elf Jahren wieder die Zinsen im gemeinsamen Währungsraum. Weitere Anhebungen werden 2023 erwartet. "Wir lassen nicht nach. Wir müssen eine längere Strecke gehen", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde unlängst.
Erhöhungen der Leitzinsen verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft, die Inflationsrate zu senken, allerdings nicht von heute auf morgen. Zinserhöhungen hätten Wirkungsverzögerungen von 18 Monaten bis zu zwei Jahren, erläuterte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: "Deswegen muss ich an dieser Stelle noch um Geduld bitten."
Welche Folgen haben die Energiepreisbremsen?
Mit den Preisbremsen für Strom und Gas will der deutsche Staat die Folgen der gestiegenen Kosten für Verbraucher und Unternehmen abfedern. Für private Haushalte sowie kleine und mittlere Firmen sollen die Bremsen ab März gelten, für Januar und Februar ist eine rückwirkende Entlastung geplant. Nach Einschätzung von Volkswirten wird das den Anstieg der Inflation im laufenden Jahr dämpfen.
Der Konjunkturchef des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW), Stefan Kooths, hält die Entlastung aber für teuer erkauft: "Die niedrigere Inflationsrate (...) wird über massive Subventionen teuer erkauft, die die Energiekrise nur vordergründig mildern."
Ist in diesem Jahr ein deutlicher Rückgang der Inflation zu erwarten?
Ökonomen machen Verbrauchern und Unternehmen trotz der staatlichen Preisbremsen wenig Hoffnung auf einen deutlichen Rückgang der Teuerung. «Im Verlauf von 2023 dürfte die monatlich gemeldete Inflationsrate zwar wieder sinken, zunächst jedoch nur graduell», erwartet die Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib.
Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen im Schnitt des laufenden Jahres mit Teuerungsraten zwischen gut 5 Prozent und mehr als 6 Prozent. Erst 2024 dürfte der Preisdruck nach ihrer Einschätzung deutlich nachlassen.
Wird die Inflation zusätzlich durch steigende Löhne angetrieben?
Bislang gibt es wenig Anzeichen dafür, dass stark steigende Löhne als Reaktion auf die hohe Inflation die Preise zusätzlich anheizen. Nach vorläufigen Berechnungen des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung erhöhten sich die Tariflöhne im Jahr 2022 zum Vorjahr um durchschnittlich 2,7 Prozent. Der Anstieg lag damit deutlich unter der Inflationsrate.
Im laufenden Jahr können Beschäftigte dem WSI zufolge angesichts der jüngsten Abschlüsse 2022 auf insgesamt deutlich höhere Tarifzuwächse hoffen. Nach Einschätzung von Bundesbank-Präsident Nagel haben die Lohnabschlüsse allerdings "erkennbar die Balance" zwischen den Interessen der Arbeitnehmer und der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gehalten, wie Nagel kürzlich dem "Stern" sagte.



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