Raumschiff Enterprise ist gelandet

Raumschiff Enterprise ist gelandet (Teil 4)

Codec-Flut und die Bedeutung der Audioqualität
Der Erfolg von Voice-over-IP (VoIP) und Videokonferenzen beruht zudem maßgeblich auf der Entwicklung effizienter Audio- und Video-Codecs, wie das berühmte Beispiel MP3 zeigt. Inzwischen existiert eine regelrechte Flut von Codier- und Decodier-Algorithmen. Manche davon – wie etwa ITU-T G.711 – sind für Telefongespräche mit durchschnittlicher Audioqualität bei 64 KBit/s konzipiert. Andere wie der aktuelle H.264 eignen sich für hochauflösende Videoübertragung (HD) in allen Netzwerken.
Um die Kommunikation zwischen den verschiedenen Systemen zu ermöglichen, bemühen sich die Hersteller inzwischen um eine Vereinheitlichung der Codecs. Die ITU hat deshalb im Juni 2008 den Audio-Codec G.719 standardisiert. Die Besonderheit dieses Codecs ist, dass er das volle Spektrum der menschlich wahrnehmbaren Frequenzen codiert – von null bis 20 Kilohertz.
Damit eignet er sich auch bestens für Konferenz- und Telepräsenzsysteme. Denn anders als gemeinhin angenommen entscheidet die Güte der Audiowiedergabe über die wahrgenommene Konferenzqualität. Während die Teilnehmer Schwächen bei der Bildqualität kaum wahrnehmen, tragen authentisch übertragene Nebengespräche und Hintergrundgeräusche wesentlich stärker zur interaktiven Atmosphäre einer Telepräsenz-Sitzung bei. G.719 basiert auf dem Polycom-Codec Siren 22, den der Telepräsenz-Anbieter gemeinsam mit Ericsson weiterentwickelt und zur Standardisierung vorgelegt hat.

Um abschließend noch auf den eingangs gezogenen Vergleich zur Enterprise zurückzukommen, wäre mit Videoconferencing zumindest eine Vision von damals endlich Realität geworden. Nur das mit dem Beamen scheint noch in weiter Ferne zu liegen – doch halt: Cisco arbeitet bereits eifrig daran, Personen dreidimensional von einem Ort zum anderen zu verpflanzen.
Konkret hat der Netzwerkspezialist dazu vor einem Jahr die aufsehenerregende Technologiedemonstration „Cisco on Stage Telepresence Experience“ gezeigt: Während der Eröffnung der asiatischen Cisco-Zentrale im indischen Bangalore „zauberte“ CEO John Chambers seinen Kollegen Martin De Beer als lebensechte Hologrammfigur auf die Bühne. Tatsächlich wurde De Beer in Kalifornien in einer klassischen Telepräsenz-Umgebung gefilmt und auf der Bühne in einen geschickt kaschierten Glasquader projiziert. Noch ist diese neue Dimension der Telepräsenz nicht alltagstauglich und erfordert weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Doch wer weiß, vielleicht hören wir von Cisco bald schon den – dann abgewandelten – Spruch: „Beam me up, John.“
Interview mit IDC-Analyst Dan Bieler zum Thema Videokonferencing
Tabelle: Übersicht der verschiedenen Angebote



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