In Echtzeit über den Browser kommunizieren

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten von WebRTC

Die Einsatzmöglichkeiten von WebRTC sind vielfältig, sowohl im Consumer- als auch im Business-Segment. Im Privatkundenbereich könnte WebRTC Plattformen wie Facebook, Twitter oder Xing grundlegend verändern, wenn eine direkte Kommunikation über Video und Voice stattfindet. Google+ etwa bietet bereits heute mit Hangouts eine Videochat-Funktion auf Basis von WebRTC an.
"Im B2B-Bereich wird WebRTC einen starken Einfluss auf Contact Center haben", glaubt wiederum Martin Bitzinger, VP Strategic Technology Development bei Aastra. Der Vorteil: Der Kunde kann dann über die Webseite des jeweiligen Anbieters via Audio oder Video in Kontakt treten. Auch die Anbindung von Heim­arbeitsplätzen oder Collaboration-Lösungen im Unternehmen oder mit Partnern sind mit WebRTC einfacher und vor allem günstiger zu realisieren. Allerdings gilt es, vorher noch einige Hürden zu überwinden.
Kampf der Browser-Hersteller
Denn noch befindet sich WebRTC in der Standardisierung – die zuständigen Gremien sind das World Wide Web Consortium und die Internet Engineering Task Force IETF. Wann mit einer Freigabe der Standards gerechnet werden kann, ist derzeit noch unklar. VAF-Experte Hein geht davon aus, dass vor Mitte 2014 – und wahrscheinlich sogar noch später – keine endgültigen Standards zu erwarten sind. "Bislang gibt es zudem noch keine Einigung, welche Protokolle eingesetzt werden sollen", gibt Anton Michael Döschl, Leiter Collaboration Architektur bei Cisco Deutschland, zu bedenken. Während Cisco und einige andere Anbieter H.264 bevorzugen, setzt Google eher auf VP8.
Darüber hinaus unterstützen derzeit noch nicht alle Browser die Lösung. Treibende Kraft ist Google mit Chrome; aber auch Mozillas Firefox sowie Opera Next haben sich früh zu WebRTC bekannt. Der Wettbewerber Microsoft hingegen hat mit CU-RTC (Customizable, Ubiquitous Real Time Communication)-Web einen Gegenentwurf entwickelt. Im Unterschied zu WebRTC setzt das Unternehmen dabei nicht auf eigene Codecs, sondern nutzt die bekannten MPEG- und G.7xx-Spezifikationen. "Der Einsatz klassischer Codecs wird vielen VoIP- und Video-Herstellern entgegenkommen, aber bei den Mobilfunkgeräten hat Microsoft den Markt verschlafen", sagt Hein. Die Industrie werde es sich nicht leisten können, zwei parallele Systeme zu unterstützen, "aus diesem Grund wird sich sicher die WebRTC-Variante durchsetzen", glaubt der VAF-Experte.
GMS-Geschäftsführer Enders geht deshalb davon aus, dass Microsoft über eine Schnittstelle WebRTC in Skype integrieren wird. Offen ist indes die Position von Apple,­ das Unternehmen bietet mit Safari­ ebenfalls einen Browser an, der vor allem auf den eigenen Produkten standard­mäßig installiert ist. Allerdings können Anwender sich noch weitere Browser auf mobile Endgeräte von Apple laden, "Chrome-­Installationen auf Apple-Systemen sind bereits jetzt WebRTC-fähig", sagt Enders.




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