Visionär und Wired-Gründer 24.11.2016, 13:00 Uhr

Kevin Kelly: "Google und Facebook sind Phänomene, die vorüber gehen"

Kevin Kelly ist 64 Jahre alt und digital-affiner als so mancher 20-Jährige. Kein Wunder. Der Gründer des Wired Magazines begleitete das Web von der Pike auf und gilt als Visionär. Wir trafen Kelly zum Interview in London.
Kevin Kelly, 64-jähriger Gründer von Wired und Internet-Pionier
(Quelle: Kevin Kelly)
"Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen": Die oft zitierte Floskel des dänischen Physikers Niels Bohr kommt der Digital-Branche sehr gelegen. Denn es gibt kaum einen Experten auf dem Markt, der es wagt, zehn, 20 oder 30 Jahre in die technische Zukunft zu blicken. Gerne beschränkt man sich auf das kommende Jahr und ist oft bereits dann schon mit profunden Prognosen überfordert. Kein Wunder - entwickelt sich doch alles, was in irgendeiner Weise mit dem Thema Internet zu tun hat, so rasant schnell, dass selbst "Digital Natives" kaum mehr hinterherkommen.
Kevin Kelly ist da anders. Der 64-Jährige hat kein Problem damit weit über den Horizont hinauszublicken. Er kann genauestens sagen, wie wir uns im Jahr 2046 verhalten, wie wir zahlen, wie wir arbeiten, wie wir kommunizieren. Er gilt als Visionär, als einer, der das Internet aktiv mitgestaltet hat, der schon mit Bits und Bytes jonglierte als andere gerade das Fernsehen für sich entdeckten.
Wir trafen den Gründer des Wired Magazines auf der Quantcast-Konferenz "Supernova" in London und sprachen mit ihm über Online-Werbung, Technik-Verweigerer, Digitale Bildung - und natürlich die Zukunft.
Wie Sie in Ihrem Buch "The Inevitable" erklären, gibt es für Sie zwölf unvermeidbare technologische Entwicklungen, die die nächsten 30 Jahre beeinflussen werden. Welche ist für Sie die dominanteste und disruptivste von allen?
Kelly: Wenn es um einen Zeitraum von 25 Jahren und mehr geht, ist das für mich ganz klar Künstliche Intelligenz (KI). Für mich wird das Thema nicht überwertet, wie viele behaupten. Ich glaube aber, dass Künstliche Intelligenz in den nächsten fünf Jahren noch keine so dominante Rolle spielen wird. Danach jedoch wird sie wie die Elektrizität aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken sein. KI wird alle Bereiche beeinflussen, von Entertainment über Sport und Essen bis hin zu Bildung und Gesundheit.




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