Media-Saturn-Mutter
30.04.2019, 09:50 Uhr
Ceconomy streicht Stellen - und beerdigt die Retail Media Group
Die Media-Saturn-Mutter Ceconomy baut um - und streicht Jobs: Dem Vernehmen nach soll eine "mittlere dreistellige Zahl" Stellen in dem Unternehmen wegfallen. Auch die Media-Saturn-Datentochter Retail Media Group fällt den Maßnahmen zum Opfer.
Die unter Druck stehende Media-Saturn-Mutter Ceconomy streicht Hunderte Stellen, stellt Geschäftsaktivitäten auf den Prüfstand und soll künftig nur noch von einem Vorstands-Duo geführt werden. Ziel des Sparprogramms sei es, die Prozesse, Strukturen und Geschäftsaktivitäten der Gruppe zu straffen und Kosten zu senken, teilte Deutschlands größter Elektronik-Händler am Montagabend in Düsseldorf mit.
Dem Vernehmen nach soll eine "mittlere dreistellige Zahl" Stellen in dem Unternehmen wegfallen. Auch das Management wird nicht verschont und soll schlanker werden: Die Ceconomy-Spitze werde verkleinert und ab 1. Juni aus nur noch zwei Vorständen bestehen.
Auch die Retail Media Group (RMG) - ein Digitalvermarkter und ebenfalls Tochterunternehmen von Ceconomy - soll eingestellt werden.
Optimierung und Umstrukturierung
Die Optimierung und Umstrukturierung konzentriere sich insbesondere auf Zentral- und Verwaltungseinheiten in Deutschland, hieß es in einer Börsenmitteilung weiter. Das Programm umfasse auch die Überprüfung der Geschäftsaktivitäten von kleineren Unternehmen im Portfolio, hieß es weiter.
Mit dem "Kosten- und Effizienzprogramm" sollen die "Grundlagen für profitables Wachstum" geschaffen werden. Ceconomy beschäftigt in Deutschland nach eigenen Angaben gut 27.000 Mitarbeiter einschließlich der Märkte. Weltweit belaufe sich die Beschäftigtenzahl auf gut 60.000.
Die erwarteten Einsparungen des Programms bezifferte Ceconomy auf 110 Millionen bis 130 Millionen Euro jährlich. Diese sollen den Angaben zufolge bereits mehrheitlich ab dem Geschäftsjahr 2019/20 wirksam werden. Doch zunächst fallen Kosten an. Im Geschäftsjahr 2018/19 dürften Aufwendungen von insgesamt rund 150 bis 170 Millionen Euro zu stemmen sein. Darüber hinaus ergeben sich Wertminderungen von Vermögenswerten von rund 20 Millionen Euro. Die Prognose für das Geschäftsjahr 2018/19 bleibe von den Maßnahmen unberührt, hieß es.
Umbau des Vorstandes
Auch der Ceconomy-Vorstand wird nochmals umgebaut, wie aus einer weiteren Mitteilung hervorgeht. Dieter Haag Molkenteller, bislang im Vorstand für Recht, Compliance und Risikomanagement verantwortlich, verlasse das Gremium zum 31. Mai. Der Vorstand bestehe damit ab dem 1. Juni aus Jörn Werner (CEO) und Karin Sonnenmoser (Finanzen).
Aus dem Aufsichtsrat scheide Peter Küpfer auf eigenen Wunsch zum 30. April aus. Nominierungsausschuss und Aufsichtsrat hätten sich für Christoph Vilanek, Chef der Freenet AG, als Nachfolger ausgesprochen.
2018 gab es bereits einen abrupten Managementwechsel auf der ersten und zweiten Führungsebene - unter anderem mit den Abgängen von Konzernchef Pieter Haas und Finanzvorstand Mark Frese, die nach einem Gewinneinbruch im vergangenen Geschäftsjahr das Unternehmen verlassen mussten. Dies kostete Ceconomy bereits mehrere Millionen Euro.
Hintergrund
Gegen Ende 2016 gab der Handelsriese Metro Group bekannt, dass sich der Konzern in zwei eigenständige Unternehmen aufspaltet: Die Sparte Großhandel und Lebensmittel, in der das Großhandelsgeschäft Cash & Carry sowie die Verbrauchermarktkette Real aufgehen, nannte sich Metro AG.
Das Elektronikgeschäft mit den Ketten Media Markt und Saturn sowie dem Online-Händler Redcoon bekam den Namen Ceconomy. Zudem wurde im Zuge der Neustrukturierung auch ein Digitalvermarkter, ebenfalls ein Tochterunternehmen von Ceconomy, gegründet: die Retail Media Group.
Die Gründe für die strukturellen Änderungen im Konzern waren vielfältig. Insgesamt lief es in den vergangenen Jahren bei dem Konzern nicht mehr rund. Durch die Aufspaltung sollten vor allem neue Wachstumsimpulse geschaffen werden. Im Sommer 2017 war es dann soweit. Nach einer langen Vorbereitungsphase und einigen Klagen gegen die Aufspaltung konnte sie offiziell vollzogen werden.
Doch die Herausforderungen waren und sind - Aufspaltung hin oder her - weiter die gleichen: Der größte Druck lastet nach wie vor auf der Supermarktkette Real, der der Wettbewerb im Lebensmittelhandel zusetzt. Große Hoffnungen lagen aber auch auf dem Elektronikhändler Ceconomy.