Nach Bilanz-Desaster 15.10.2018, 09:09 Uhr

Media-Saturn-Mutter Ceconomy: Neue Führung soll Wende bringen

Der Ceconomy-Aufsichtsrat trennt sich vom bisherigen Vorstandschef Pieter Haas, auch Finanzvorstand Mark Frese verlässt das Unternehmen. Mit einer personellen Neuaufstellung will man nun "verloren gegangenes Vertrauen am Kapitalmarkt" wiederherstellen.
Der Aufsichtsrat hat sich mit dem bisherigen Vorstandschef Pieter Haas auf eine sofortige Trennung verständigt.
(Quelle: Ceconomy)
Bei der Media-Saturn-Mutter Ceconomy soll eine neue Führung die Wende schaffen. Dazu muss ein neuer Vorstandsvorsitzender und auch ein neuer Finanzchef gefunden werden. Nach zwei Gewinnwarnungen in Folge und einem anhaltenden Kursrutsch hat sich der Aufsichtsrat mit dem bisherigen Vorstandschef Pieter Haas auf eine sofortige Trennung verständigt. Auch Finanzvorstand Mark Frese verlässt das Unternehmen, wird aber bis zur Ernennung eines Nachfolgers die Geschäfte weiter führen. Das teilte die Ceconomy AG in der Nacht zum Samstag in Düsseldorf nach einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates mit.

Für den Chefposten werde "umgehend ein Suchprozess in die Wege geleitet", kündigte das Unternehmen an. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Fitschen sagte laut Mitteilung, jetzt sei "angesichts der jüngsten Entwicklungen" der richtige Zeitpunkt für eine personelle Neuaufstellung. Nur so werde es gelingen, "verloren gegangenes Vertrauen am Kapitalmarkt wiederherzustellen".

Mehr Wachstum und mehr Börsenwert

Die Dachgesellschaft der Elektronikhandelsketten Saturn und Media Markt war im Juli 2017 aus der Aufspaltung des Metro-Konzerns hervorgegangen. Auf der anderen Seite blieb der Lebensmittelhändler Metro mit den gleichnamigen Großmärkten und der Supermarktkette Real. Haas war seitdem Ceconomy-Chef und zuvor Vorstandsmitglied der früheren Metro Group.

Von der Aufspaltung hatten sich die Unternehmen ursprünglich mehr Wachstum und mehr Börsenwert erhofft. Mehr Wachstum, weil die getrennten Unternehmen sich besser auf ihre jeweilige Kundengruppe konzentrieren und dynamischer agieren könnten. Mehr Börsenwert, weil Mischkonzerne wie die alte Metro an der Börse in der Regel schlechter bewertet werden als klar fokussierte Unternehmen.

"Desaster" an der Börse

Allerdings erwies sich der Weg für Ceconomy schwieriger als erwartet: Zuletzt musste Ceconomy im September und im Oktober die Gewinnprognosen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2017/18 senken. Am vorigen Dienstag hieß es, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei von 494 auf 400 Millionen Euro gesunken. Der Gewinn ging damit noch stärker zurück als gedacht. Die vollständigen Zahlen zum Geschäftsjahr will das Unternehmen am 19. Dezember veröffentlichen. Bereits zuvor hatte Ceconomy die Prognose für das Gesamtjahr gekürzt. Als Gründe gab der Konzern die ungewöhnliche Hitzewelle und die zu langsam umgesetzte Strategie an.

Die jüngste Gewinnwarnung am vorigen Dienstag wurde an der Börse als "Desaster" aufgenommen und mit einem Kurseinbruch von zeitweise 20 Prozent quittiert. Mit rund 4,65 Euro ist die Ceconomy-Aktie aktuell nur noch gut ein Drittel so viel wert wie zu Jahresbeginn 2018, als das Papier in der Spitze um die 13,30 Euro gehandelt wurde.



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