Smartphones der Zukunft
01.02.2012, 16:31 Uhr
Das Display macht die Biege
Die Entwicklung der Smartphones hat manche Visionen der Science-Fiction-Filme längst eingeholt - und ein Ende ist nicht in Sicht. Telecom Handel hat sich in den Zukunftslabors der Smartphone-Hersteller umgeschaut.
Zusammendrücken, knicken oder biegen ist bei heutigen Smartphones aus Kunststoff, Glas und Aluminium sicher keine gute Idee. Doch das könnte sich bald ändern. So erforscht beispielsweise Nokia die Möglichkeiten, die sich durch das Hightech-Material „Graphen“ ergeben.
Dieses soll 300-mal bruchfester sein als Stahl – und ist dabei extrem flexibel. Neue Möglichkeiten ergeben sich dadurch vor allem bei der Bedienung: Zukünftige Smartphones könnten für den nächsten Musiktitel einfach gebogen werden – oder auseinandergezogen, wenn ein Bild gezoomt werden soll.
Gebogen lässt sich Nokias Konzept-Smartphone „Morph“ als Armreif tragen, gefaltet passt es in die Hosentasche. Die transparente Elektronik gewährt tiefe Einblicke. Das „Morph“-Headset kann gleichzeitig als Umgebungssensor dienen, der den Benutzer beispielsweise auf Smog hinweist.
Indoor-Navi
Große und komplexe Gebäude wie Flughäfen oder Möbelhäuser werden mit ihren zahlreichen Gängen und Etagen rasch zum verwirrenden Labyrinth.
Zukünftige Smartphones stehen ihren Benutzern durch präzise Navigation „für drinnen“ bei. Mangels GPS-Empfang orientieren sie sich an WLAN-Stationen in der Nähe.
Das Fraunhofer IPMS hat bereits eine Navi-Software entwickelt, die in großen Kliniken eingesetzt werden soll.
Das Rundum-Display-Paket
Während aktuelle Smartphones nur am Touchscreen auf der Frontseite für Berührungen sensibel sind, sollen zukünftige Modelle überall auf den Druck des Benutzers reagieren.
Optisches Highlight dabei: Das komplette Äußere des Smartphones lässt sich verändern. Wird etwa die Foto-App gestartet, verwandelt sich das Gehäuse in eine Kamera. Modische Trendsetter könnten sogar Farbe und Muster ihres Smartphones täglich individuell wechseln – wie ihr Outfit.
Beim GEM-Konzept von Nokia funktioniert jeder Teil des Smartphones als aktives Display. So kann auf der Vorderseite der Browser geöffnet sein, während auf der Rückseite die Facebook-App läuft und an den Seiten die Aktienkurse „tickern“.
Die Welt, ein Touchscreen
Was könnte nach Smartphones mit biegsamen und nahezu unzerstörbaren Rundum-Displays kommen? Keine weitere Bildschirm-Evolution, sondern eine Revolution. In deren Verlauf könnte die physische Anzeigefläche eines Smartphones endgültig überflüssig werden.
Daran jedenfalls arbeiten die Carnegie Mellon University und Microsoft Research, die Forschungseinrichtung des Software-Konzerns. Das dort entwickelte, „OmniTouch“ getaufte System verwandelt beliebige Oberflächen in interaktive Touchscreens. Die Ingenieure haben bereits einen funktionierenden Prototyp präsentiert, der mit seinem Projektor die Benutzeroberfläche auf Tische, Wände oder auch Körperteile wirft. Die Bewegungen der Finger erfasst eine spezielle Kamera, vergleichbar mit „Kinect“ für Microsofts Spielkonsole Xbox 360.
Extrem knifflig war das Erkennen von „Klicks“. Da auf den Oberflächen keine Berührungssensoren vorhanden sind, übernimmt die Kamera diese Aufgabe. Sie erfasst die nötigen Tiefeninformationen – sogar auf mehreren Ebenen gleichzeitig. So kann der Benutzer etwa mit der rechten Hand auf dem Tisch malen und die passenden Farben an der Farbpalette auf seiner linken Hand wählen.
Die Spezialkamera erkennt, wenn sich der Abstand des Fingers zur Oberfläche auf weniger als einen Zentimeter verringert hat und registriert dann einen „Klick“. Der Prototyp des „OmniTouch“ ist noch ziemlich sperrig. Das marktreife Modell soll deutlich kleiner ausfallen.