Handynetz: Ist das Funkloch weg?

Subjektives Nutzererlebnis vs. Sendeleistung

Allerdings ist das quasi ein Idealwert - sind mehrere Menschen in einer Funkzelle unterwegs, teilen sie sich die Netzkapazität. Das ist bis zu einem gewissen Grad unproblematisch. "Viele Menschen sind auch heute noch mit zwei Megabit pro Sekunde zufrieden", sagt Fachmann Busch.
Bei Veranstaltungen, wo viele Menschen hinkommen, kann es aber doch noch hapern, selbst wenn die Ausbauauflage erfüllt wurde. "Zwischen dem subjektiven Nutzererlebnis und der Sendeleistung einer Funkstation ist immer eine Diskrepanz", sagt Behördenchef Müller. Die Erwartungshaltung in der Bevölkerung steige - "Filme streamen, Handygames spielen und große Dateien runter- oder hochladen, das wollen die Menschen auch unterwegs machen - egal wo."
Das bedeutet aber auch, dass die Telekommunikationsanbieter viel Geld in Sendemasten stecken müssen, die relativ wenig genutzt werden. Ist es sinnvoll, bis an die letzte Milchkanne gutes Netz zu haben? Im Internet-Zeitalter ja, sagt Müller. "Das ist die Erwartungshaltung der Menschen und der Politik und das streben wir an."

Noch 2,6 Prozent der Fläche weiße Flecken

Laut Zahlen der Bundesnetzagentur waren im April 2023 nur noch 2,6 Prozent der Fläche weiße Flecken, ein Jahr zuvor hatte der Wert noch bei 3,7 Prozent gelegen - dort hatte also keiner der drei Netzbetreiber gesendet. Sogenannte graue Flecken - wo also nur einer oder zwei der Netzbetreiber gefunkt haben - waren im April 2023 auf 16,7 Prozent der Landesfläche, ein Jahr zuvor waren es 24,7 Prozent.
Die Zahlen zeigen, dass es besser wird. Das betonen auch die Telekommunikationsfirmen, die auf hohe Investitionen verweisen. Seit der Auktion 2019 habe man rund 2900 Funkstation-Neubauten und mehr als 3.800 Upgrades auf LTE-Technik angestoßen, heißt es von Vodafone.
Während es bei den Überprüfungen des Messwagens im Westerwald um Ausbaupflichten von 2019 geht, richtet Behördenchef Müller den Blick nach vorne. Im kommenden Jahr will seine Behörde Auflagen für die nächste Frequenzvergabe festlegen, ein erster Vorschlag hierzu soll in den kommenden Wochen publiziert werden.

Behörde macht nur Stichproben-Messungen

Wie fallen die Ergebnisse der Messwagen-Fahrten im Westerwald aus? Ingenieur Busch lächelt. "Es sieht gut aus: Der weiße Fleck ist nicht mehr weiß und nicht mehr grau - er ist gar kein Fleck mehr." Die Angaben der Netzbetreiber seien richtig gewesen. Ob das in allen angeblich geschlossenen Funklöchern so ist, bleibt allerdings offen - die Behörde macht nur Stichproben-Messungen.
Allerdings sind die Verbindungen auf dem Land noch längst nicht überall gut, wie ein Halt in dem Dörfchen Fiersbach zeigt, das unweit von Mehren liegt - auf diese Gegend bezog sich die Weiße-Flecken-Ausbaupflicht nicht. Nachfrage bei dem Fiersbacher Taxiunternehmen Uwe Bischoff: Wie ist Ihr Handynetz? Prokurist Jonas Otto schüttelt den Kopf. "Welches Netz?", fragt er und zeigt sein Handy: null Balken. Manchmal gehe er zum Telefonieren auf einen Hügel. "Da ist es besser."




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