Navi-Test
01.01.2009, 14:41 Uhr
Merian scout Navigator
Durch die umfangreiche Datenbank mit den sehr gut aufbereiteten Zusatzinformationen gibt es momentan nichts Vergleichbares auf dem Markt
Für den Preis eines Merian Scout Navigator bekommt man gut und gerne zwei neue Oberklasse-Navis von TomTom. Knapp 800 Euro machen das Navigationsgerät nicht gerade zum Massenprodukt, doch das soll es laut Hersteller iPublish auch gar nicht sein. Denn neben einem Routenplaner, der den Fahrer auf dem schnellsten Weg von A nach B lotst, soll der Merian vor allem auch ein Reiseführer sein. Dafür wurden zu rund 30.000 Sehenswürdigkeiten, Hotels, Theatern und Restaurants ausführliche Informationen und Bilder aufgespielt. Für die Auswahl und die textliche Gestaltung der teilweise recht ausführlichen Hintergrundinformationen zeichnen die Redaktionen der Merian-Reiseführer und der Gourmet-Zeitschrift "Der Feinschmecker" verantwortlich. Der Clou: Fährt der Nutzer an einer Sehenswürdigkeit vorbei, spielt das Navi automatisch sogenannte Audio-Guides ab, die mit professionellen Sprechern aufgenommen wurden und beispiels-weise über die Geschichte eines Bauwerks informieren. Außerdem können die eingetragenen Restaurants nach Landesküche und den Bewertungen der "Feinschmecker"-Redaktion sortiert werden. Die Reiseführer-Funktion konnte im Test überzeugen, die Informationen übersteigen die herkömmlicher PoI bei Weitem und sind sehr professionell aufbereitet. Kleiner Minuspunkt: Zwar lassen sich die Audio-Guides abschalten, doch auch bei eingeschalteter Funktion sollte das Navi nicht an kritischen Stellen zu erzählen beginnen, wie etwa auf mehrspurigen Abzweigungen oder an großen Kreuzungen.Kryptisches Menü
So gut die Zusatzinformationen sind, so schlecht wurde leider die Menüführung des Merian Scout umgesetzt. Kryptische Symbole -machen den Einstieg nicht gerade einfach, der Griff zum Handbuch lässt sich zumindest bei der ersten Benutzung nicht vermeiden. Um beispielsweise die nächste Tank-stelle im Umkreis zu finden, benötigt man etliche Schritte durch die Untermenüs. Positiv zu erwähnen sind die ständig sichtbaren Menüsymbole, die - sofern man sich ihre Bedeutung gemerkt hat - das schnelle Wechseln zwischen den einzelnen Menü-punkten sowie zwischen dem Navigations- und dem -Reiseführermodus ermöglichen. Für den stolzen Verkaufspreis kann der Käufer aber nicht nur gute PoI und zusätzliche Reiseinformationen erwarten, auch in puncto Ausstattung, Design und Navigation sollte der Scout Oberklasseniveau bieten können.
Der Blick auf die Feature-Liste offenbart jedoch einige Schwächen: Zwar hat das Navi den Verkehrs-informationsdienst TMC an Bord, leider aber nicht in der Pro-Variante. Des Weiteren fehlt der Kurzstreckenfunk Bluetooth, der bei -anderen Herstellern bereits bei Geräten der unteren Mittelklasse zum Standard gehört. Entsprechend gibt es keine Freisprechfunktion fürs Handy. Auch einen FM-Transmitter sucht man vergebens, der Benutzer kann Routenanweisungen und Audio-Guides also nicht über die Bordlautsprecher seines Fahrzeugs anhören, sondern ist auf die internen Lautsprecher des Geräts angewiesen. Diese verrichten ihren Dienst aber recht ordentlich, über den gut bedienbaren Wippschalter an der Außenseite des in schickem Schwarz gehaltenen Gehäuses lässt sich die Lautstärke zudem einfach regeln. Die Darstellung auf dem 3,7-Zoll-Display ist mit einer Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten sehr gut, die enthaltenen Bilder -sehen gestochen scharf aus. Der Touchscreen reagiert gut auf Ein-gabebefehle und macht wie das ganze Gerät einen hochwertigen Eindruck.Bei der Navigation kann der Nutzer zwischen 2D- und 3D-Darstellung wählen, diese aber ausschließlich über das Menü umschalten. Das Karten-material - ganz Europa ist auf dem 4-GB-Speicher installiert - wird übersichtlich angezeigt, allerdings nicht ohne Ruckeln. Das können andere Navis, etwa das TomTom Go 930T oder das Mio C620T, deutlich flüssiger und ansehnlicher. Die Routeneingabe geht relativ flott von der Hand, die berechnete Route liegt nach kurzer Wartezeit an. Während des Fahrens kommen die Anweisungen stets klar und rechtzeitig, auf mehrspurigen Straßen kann es mangels eines Fahrspurassistenten aber schon mal knifflig werden. Verpasst man die richtige Abzweigung, dann sollte man sich etwas in Geduld üben. Denn bis sich der Scout neu orientiert und eine andere Route vorgeschlagen hat, vergehen wertvolle Sekunden. Schade ist auch, dass es beim Verkehrsdienst TMC nur die Möglichkeit gibt, zwischen "Automatische Stauumfahrung" und "TMC aus" zu wählen.Der Merian Scout ist ein ausreichend ausgestattetes Navigations-system ohne größere Schwächen bei der Routenführung. Die Stärken liegen jedoch woanders: Durch die umfangreiche Datenbank mit den sehr gut aufbereiteten Zusatzinformationen gibt es momentan nichts Vergleichbares auf dem Markt. Aufgrund seines hohen Preises dürfte der Scout allerdings nicht über ein Nischen-dasein hinauskommen.
Internet: www.merian.de
Karten: Europa
Dynamische Navigation: TMC
Display: 3,7 Zoll
Preis: 779 Euro
+ einzigartiger Reiseführer
+ sehr gutes Display
+ gute Fahranweisungen
- wenig Ausstattung für den Preis
- schwaches Rerouting