Smart-Home-Vermarktung 20.08.2013, 11:32 Uhr

Verkaufen mit der Romantik-Taste

Mit dem Thema Smart Home kann man Bestandskunden für Neues begeistern und komplett neue Käuferschichten erschließen. Telecom Handel hat zwei Händler mit gänzlich unterschiedlichen Vermarktungsideen besucht.
in Mobilfunk-Shop in dem kleinen Städtchen Grefrath in Nordrhein-Westfalen. Ein junges Paar sieht sich die Entertain-Pakete der Telekom an, ein Herr lässt sich von Ladeninhaber Erkan Temel sein gerade gekauftes Smartphone erklären. Plötzlich gehen mit einem Schlag alle Lichter im Shop aus, das Pärchen sieht statt des Entertain-Spots nur einen schwarzen Bildschirm.
Während die Kundschaft sich verwirrt im Laden umblickt, grinst Temel, denn er weiß, was jetzt kommt. Als Nächstes fährt an der Smart-Home-Wand, neben der er mit dem Smartphone-Käufer gerade steht, eine Jalousie an einem Fenster nach unten, auf dem kleinen Flatscreen flackert ein gemütlich knisterndes Kaminfeuer auf und aus den Lautsprechern im Shop tönt romantische Musik. 300 Kilometer entfernt sitzt Dirk Kreutzenstein an seinem iPad und verfolgt über die im Shop installierte IP-Kamera, wie Temel die Kunden darüber aufklärt, dass sein Kollege Dirk gerade eben den „Romantik-Knopf" auf seiner iPad-Anwendung gedrückt und so all die Vorgänge in dem kleinen Laden in Gang gesetzt hat.
„Der ‚Trick‘ mit der Romantik-Taste kommt bei den Kunden richtig gut an und sehr viele wollen wissen, wie das denn funktioniert. Und schon ist man mitten im Verkaufsgespräch", erklärt Kreutzenstein. Die Idee, im TK-Shop eine komplette Smart-Home-Lösung zu installieren, reifte schon eine ganze Weile in ihm. Nach 15 Jahren reinem Mobilfunk suchte er nach einer neuen Herausforderung „und da kam das Thema gerade recht, zumal es bislang ohnehin kaum jemand aktiv vermarktet".

Smart Home für jeden

Kreutzenstein und Temel haben also zusammen ein eigenes Smart-Home-Konzept speziell für die Vermarktung im Fachhandel auf relativ geringer Fläche erstellt. Die Automations-Hardware kommt dabei von eQ3, als Logistikpartner hat man sich Stahlgruber SCC ausgesucht. Über Kreutzensteins Firma SmHoTec sollen die Demowand und andere angeschlossene Geräte demnächst auch deutschlandweit an interessierte Händler gehen. Rund 100 PoS will er innerhalb eines Jahres mit seiner Lösung ausstatten. Ob er dann auch bei diesen Partnern ab und an den Schlafzimmer-Modus aus der Ferne aktiviert? „Das lasse ich mir nicht nehmen, mit diesem ‚Risiko‘ müssen die Händler schon leben", erklärt er schmunzelnd.
Die Zukunft des TK-Fachhandels
Mit Überraschungen wie plötzlicher Verdunkelung müssen die Kunden im neuen Shop von ISI Mobile in Kölns Einkaufsmeile Hohe Straße nicht rechnen. Auf den rund 80 Quadratmetern Verkaufsfläche kann es höchstens passieren, dass man von der glänzend weißen Innenausstattung und den insgesamt 46 Flatscreens an den Wänden geblendet wird.
Das futuristische Design kommt nicht von ungefähr – die beiden Brüder Ismail und Ali Riza Sürücü wollen mit ihrem „Future-Store" zeigen, wie die Zukunft des TK-Handels aussehen kann. „Wer sich nur auf Mobilfunk beschränkt und in seinem Laden darauf wartet, dass die Kunden schon irgendwie kommen werden, der muss sich nicht wundern, wenn die Geschäfte schlecht laufen", sagt Geschäftsführer Ali Riza Sürücü.
Deshalb sind die Flatscreens im mittlerweile fünften ISI-Shop der Sürücüs auch nicht nur dazu da, aktuelle Produkte vorzustellen, die Verkäufer können den Kunden hier im Live-Einsatz zeigen, was mit Smartphone und TV heute schon alles möglich ist. Da werden Bilder von einem der zahlreichen Demo-Handys mit einem Wisch auf den Flatscreen geschickt oder ein Video zum großen Bildschirm gestreamt.

Zeigen, was möglich ist

„Die meisten Kunden wissen heute noch gar nicht, was sie mit ihrem neuen Smartphone alles machen können", erklärt Vertriebsleiter Ismail Sürücü. „Die Verbindung zwischen Handy und TV eröffnet uns ganz neue Wege im Verkaufsgespräch, das findet der Kunde in keinem anderen Shop." 
Risikobereitschaft zahlt sich aus
Auch wenn die Sürücüs mit ihren Shops in Köln schon lange etabliert sind – die Eröffnung eines Ladens in der meistfrequentierten Einkaufsstraße Deutschlands war ein gewisses Wagnis. Unterstützung gab es zwar von den Netzbetreibern Vodafone­ und Unitymedia KabelBW sowie von Samsung und Herweck. Trotzdem war das unternehmerische Risiko nicht unerheblich. Die beiden Brüder waren sich aber von Anfang an sicher, mit ihrem Konzept von Mobilfunk, Breitband, Smart TV und nicht zuletzt einem eigenen Reparatur-Center im Shop den Nerv der Kunden zu treffen.
Noch beschränkt sich der Smart-Home-Bereich im Future-Store von ISI Mobile zwar auf die Verbindung von Smartphone und Smart TV, „wir können uns aber sehr gut vorstellen, in Zukunft auch andere Bereiche aus diesem Segment zu vermarkten", sagt Ali Riza Sürücü.




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