Statistisches Bundesamt 23.04.2025, 15:51 Uhr

Zahl der Auszubildenden ging 2024 zurück

In Deutschland wurden 2024 weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als 2023. Damit setzt sich der positive Trend der Vorjahre nicht fort.
(Quelle: Shutterstock / Juice Verve)
Die Zahl neuer Ausbildungsverträge in der dualen Berufsausbildung ist im Jahr 2024 um 1,8 Prozent oder rund 8.900 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, setzte sich damit der leicht positive Trend in der dualen Berufsausbildung seit dem starken Corona-bedingten Rückgang im Jahr 2020 nicht fort (2023: +2,1 Prozent; 2022: +0,8 Prozent; 2021: +0,6 Prozent; 2020: -9,3 Prozent). Insgesamt schlossen im Jahr 2024 rund 470.900 Auszubildende einen neuen Ausbildungsvertrag ab.

Frauenanteil sinkt im langfristigen Trend bei neu begonnenen Ausbildungen

Bei der Geschlechterverteilung gab es im Vergleich zum Vorjahr keine Veränderung: Auch im Jahr 2024 wurden 36 Prozent (170.700) der neuen Ausbildungsverträge von Frauen und 64 Prozent (300.200) von Männern abgeschlossen. Im längeren Zeitverlauf zeigt sich hingegen weiterhin der Trend, dass sich Frauen aus der dualen Berufsausbildung zurückziehen. So waren im Jahr 2014 noch 40 Prozent der Neuverträge von Frauen und 60 Prozent von Männern abgeschlossen worden.
Die Gesamtzahl aller gemeldeten Auszubildenden über alle Ausbildungsjahre hinweg blieb im Jahr 2024 beinahe unverändert gegenüber dem Vorjahr (-0,2 Prozent): Zum Jahresende befanden sich deutschlandweit rund 1.213.800 Personen (2023: 1.216.600) in einer dualen Ausbildung. Davon waren anteilig weiterhin 35 Prozent Frauen und 65 Prozent Männer. Zwischen den Ausbildungsbereichen zeichneten sich auch im Jahr 2024 deutliche Größenunterschiede ab. Der Bereich Industrie und Handel umfasste mit 688.500 die meisten Auszubildenden. Zweitgrößter Ausbildungsbereich war das Handwerk mit rund 337.800 Auszubildenden, gefolgt von den Freien Berufen (111.000), dem Öffentlichen Dienst (41.500) und der Landwirtschaft (31.700). Wesentlich geringer war die Zahl der Auszubildenden in der Hauswirtschaft (3.300).

Forderung besserer Rahmenbedingungen und Kritik an Mindestlohndebatte

„Der Einzelhandel ist eine der ausbildungsstärksten Branchen in Deutschland und dringend auf Fachkräftenachwuchs angewiesen. Die künftige Bundesregierung darf die Bedeutung der Karriere mit Lehre nicht aus dem Blick verlieren und sollte sich für die Ausbildung einsetzen“, so Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth. Die Ausbildungsbereitschaft und -beteiligung der Handelsunternehmen sei hoch. Allerdings müssten auch die politischen Rahmenbedingungen ihren Beitrag dazu leisten, die duale Ausbildung für junge Menschen attraktiv zu machen. „Der im Koalitionsvertrag angedachte gesetzliche Mindestlohn ist eine Bedrohung für die Attraktivität der dualen Ausbildung. Wenn der Mindestlohn steigt, kann der direkte Eintritt in den Arbeitsmarkt für junge Menschen auf den ersten Blick attraktiver erscheinen als eine Ausbildung“, so Genth weiter. Dabei gerate allerdings aus dem Fokus, dass eine Ausbildung langfristig oft weitaus bessere Karrierechancen und höhere Verdienstmöglichkeiten biete als eine Beschäftigung zum Mindestlohn.
Auch die wachsende Vertragslösungsquote beobachtet der HDE mit Sorge. Dass geschlossene Ausbildungsverträge immer wieder auch aufgelöst werden, sieht der Verband als Ergebnis der nach wie vor großen Matching-Probleme auf dem Ausbildungsmarkt. „Das macht deutlich, wie wichtig eine verbesserte Berufsorientierung ist. Nur wenn junge Menschen an den Schulen umfassend informiert werden, können sie eine qualifizierte und nachhaltige Berufswahlentscheidung für die eigene Zukunft treffen“, betont Genth. Eine verlässliche Berufsorientierung müsse daher an allen allgemeinbildenden Schulen sichergestellt werden, auch an den Gymnasien. Der HDE informiert im Rahmen seiner Branchenkampagne auf der Webseite www.karriere-handel.de über die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten und Karriereoptionen im Handel. Unter dem Motto „Mach Karriere im Handel!“ erfahren Schülerinnen und Schüler, Studienzweifler, Eltern, Lehrkräfte und Berufsberatende Wissenswertes über die mehr als 60 Ausbildungsberufe sowie Abiturientenprogramme des Handels und duale Studiengänge, die die Handelsunternehmen in Geschäft, Lager, Logistik, Büro und Produktion anbieten.

Alexander Schmitz
Autor(in) Alexander Schmitz



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