Jahresprognose
11.08.2020, 14:33 Uhr
United Internet wird zuversichtlicher dank 1&1 Drillisch
Weil die Geschäfte bei der Mobilfunktochter 1&1 Drillisch gut laufen, wird nun auch der Mutterkonzern United Internet mit Blick auf das Gesamtjahresergebnis optimistischer.
Der Telekommunikationsanbieter United Internet wird dank besserer Geschäfte bei seinem Mobilfunkanbieter 1&1 Drillisch zuversichtlicher. Nun steht in den Plänen ein solides Plus bei den Umsätzen, wie das Unternehmen in Montabaur mitteilte. Nach dem eigentlich gut gelaufenen ersten Quartal hatte United-Internet-Chef Ralph Dommermuth noch am vorsichtigen Ziel eines Erlöses auf Vorjahresniveau festgehalten. Der Konzern warnte auch weiter davor, dass der neue Ausblick nicht in Stein gemeißelt ist.
Bei 1&1 Drillisch, unter deren Dach auch die Mobilfunkmarken Yourfone und Smartmobil laufen, dürfte der Umsatz aus Mobilfunkdienstleistungen aufs Jahr gesehen um 2 bis 3 Prozent steigen, hieß es zur Maintaler Tochter. Inklusive der üblicherweise stärker schwankenden Erlöse mit unter anderem Smartphones und Tablets sollte der Umsatz gegenüber dem Vorjahreswert von 3,67 Milliarden Euro um rund 4 Prozent zulegen.
Das dürfte auch beim Mutterkonzern ankommen, United Internet erwartet nun ebenfalls ein Umsatzplus von 4 Prozent zum Vorjahreswert von 5,19 Milliarden Euro. Allerdings bleibt Dommermuth beim operativen Ergebnis noch bei seiner Einschätzung, dass es sowohl bei United Internet als auch bei 1&1 Drillisch noch auf Vorjahresniveau verharren dürfte. United Internet hatte 1,27 Milliarden Euro Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen gemacht, 1&1 Drillisch 683,5 Millionen Euro.
Die Aktienkurse der beiden Firmen legten nach der kurzfristigen Mitteilung kurz zu, lagen zuletzt aber wieder auf dem Niveau vor der Prognoseerhöhung. United Internet gewannen 1,75 Prozent auf 40,75 Euro, 1&1 Drillisch 2,1 Prozent auf 24,34 Euro.
Die Drillisch-Aktie liegt damit leicht über dem Niveau von Anfang des Jahres. United Internet hat aber bereits rund ein Drittel gewonnen. Telekom-Werte zeigen sich in der Krise durchweg als einigermaßen widerstandsfähig, zum Gesamtkonzern aus dem Westerwald gehört aber auch noch das Geschäft mit Internetdienstleistungen für Gewerbe- und Privatkunden unter den Marken Ionos, Strato, GMX und Web.de sowie die Glasfasertochter 1&1 Versatel. Technologienahe Firmen haben in den vergangenen Wochen eine regelrechte Rally erlebt, ausgehend von den starken Aufschlägen bei US-Tech-Konzernen.
Nähere Angaben zum Geschäft des abgelaufenen Quartals machte der Konzern nicht, begründete die besseren Aussichten aber mit der bisherigen Geschäftsentwicklung. United Internet und 1&1 Drillisch legen ihre Zahlen zum zweiten Quartal an diesem Donnerstag vor, genauso wie die Deutsche Telekom.
Telefonica Deutschland hatte im zweiten Quartal vor allem von robusten Geschäften mit Endgeräten profitiert, Vodafone auf seinem größten Einzelmarkt Deutschland vom zugekauften Kabelgeschäft. Die Briten mussten aber wie die O2-Mutter bei den Mobilfunkserviceumsätzen Federn lassen - unter anderem wegen ausbleibender Roaming-Erlöse aufgrund der Reisebeschränkungen in Europa. Auch wenn die Roaming-Gebühren für Endverbraucher in der EU weggefallen sind, berechnen sich Netzbetreiber gegenseitig für die Netznutzung von Fremdkunden noch Entgelte. 1&1 Drillisch hat zwar Frequenzen für den neuen Funkstandard 5G ersteigert, bisher aber noch kein eigenes Netz.
Mitgründer Dommermuth gehören 42,3 Prozent der Anteile an United Internet. Der Konzern ist an der Börse aktuell fast 8 Milliarden Euro wert. 1&1 Drillisch ist zu gut 75 Prozent im Besitz von United Internet und bringt rund 4,3 Milliarden Euro auf die Börsenwaage.