Leserwahl
06.02.2025, 10:00 Uhr
Seriensieg: Sechser für Samsung
Samsung kann den Titel als bester Smartphone-Hersteller erneut vor Google verteidigen. Dahinter schafft es Apple angesichts einer wiedererstarkten Xiaomi nicht mehr wie in den Vorjahren auf das Siegerpodest.
(Quelle: ink_drop /Shutterstock)
Es ist eine fast schon unheimliche Siegesserie, die Samsung bei den Leserwahlen zum besten Handy-Hersteller des Jahres hinlegt: Dieses Jahr gelingt der sechste Erfolg hintereinander. Der neue Verfolger Google, der im Vorjahr erstmals auf den zweiten Platz kam, kann zwar etwas aufholen, doch mit 0,21 Punkten ist der Abstand immer noch recht deutlich.
Hinter dem Duo an der Spitze gibt es einige Bewegung im Feld, denn Apple fällt erstmals vom Siegertreppchen auf Platz vier, während Xiaomi offenbar die Schwächen des Vorjahres ausräumen kann und wieder den dritten Platz erreicht.
Noch 15 Hersteller am Start
Die insgesamt 476 teilnehmenden Händler konnten dieses Jahr noch 15 Hersteller bewerten, das dünnste Feld seit einigen Jahren. Gegenüber dem Vorjahr fiel nach der Pleite der Bullitt Group deren Marke Cat Phones aus der Bewertung, einen Newcomer, der bereits eine signifikante Marktbedeutung erzielte, gab es wieder nicht. Wegen des Verkaufsverbots wurden Oppo, Vivo und OnePlus zum zweiten Mal nicht mehr berücksichtigt, das könnte sich dieses Jahr mit einem oder mehreren Comebacks ändern.
Die Zahl der Wertungen bleibt mit 15 dieses Jahr unverändert. Wie gewohnt ergibt sich die Gewichtung dieser Kategorien für die Berechnung der Gesamtnote aus den Antworten der Teilnehmer auf die Frage nach ihren Prioritäten bei der Beurteilung der Leistungen eines Herstellers.
Zur Wahl standen auch wieder die besten Smartphones in drei Preiskategorien und der Favorit bei den Tablets. Dabei räumen vor allem Samsung und Apple ab: In der Einsteigerklasse wiederholen die Koreaner mit dem Galaxy A16 den Sieg des Vorgängers, genau wie in der Mittelklasse mit dem Galaxy A55. Die Oberklasse ist traditionell in der Hand von Apple, diesmal etwas knapper als zuvor mit dem iPhone 16 vor dem Galaxy S24 von Samsung. Auch bei den Tablets liegt seit Jahren das iPad Pro vor Samsungs S-Klasse an der Spitze. Ganz so groß ist die Dominanz der Platzhirsche aber nicht: Auf den vier Siegerpodesten landen auch jeweils zweimal Smartphones von Google und Xiaomi sowie einmal von Motorola. Auffällig ist, dass bei den Favoriten des Fachhandels fast keine Foldables genannt werden.
Das gilt auch für Galaxy-Z-Flip- und -Fold-Serien. Dafür hat Samsung andere Erfolgsgaranten: Kontinuität scheint das Motto bei der Leistung zu sein, die Note des Marktführers zeigt sich nur minimal schlechter als im Vorjahr, die Leistungen sind durchgängig solide. Es gibt sechs Siege in Einzelwertungen, zwei weniger als noch im Jahr 2024. Nur bei der Preispolitik mit dem vierten Platz und den Margen mit einem schwachen neunten Platz verpassen sie das Podium.
Google setzt sich oben fest
Erst zum dritten Mal bei einer Leserwahl dabei war Google mit seinen Pixel-Smartphones. Dabei kann der Web-Riese den Erfolg mit dem zweiten Platz vom Vorjahr wiederholen. Die Gesamtnote zeigt sich noch einmal leicht um 0,07 verbessert. Allerdings kann wieder keine der Wertungen gewonnen werden. Dafür bewegen sich die Ergebnisse durchgängig im oberen Drittel, am schlechtesten ist noch der fünfte Platz bei den Garantieleistungen und der Kulanz. Die Pixel-Smartphones sind bei vielen Händlern beliebt, was sich in den guten Noten niederschlägt.
Auf dem dritten Platz gab es Bewegung, denn Xiaomi kann Apple überholen. Der chinesische Hersteller, der im Vorjahr noch deutlich zurückgefallen war, hat sich wieder erholt und die Note um 0,16 Punkte verbessert. Die Zahl der gewonnenen Einzelwertungen steigt von zwei auf drei, da Xiaomi den ersten Platz bei den Garantieleistungen erobern kann. Was im Portfolio ein wenig fehlt, sind Smartphones mit Wiedererkennungswert, denn bei den Favoriten werden die Smartphones des Herstellers vor allem in der Oberklasse immer seltener genannt.
Mit dem vierten Platz fällt Apple nach langer Zeit wieder aus den Top Drei. Als einziger Hersteller in der Spitzengruppe verschlechtert sich die Note leicht um 0,08 Punkte. Das iPhone und das iPad sind zwar in der Oberklasse und bei den Tablets wie in den Vorjahren die beliebtesten Modelle, doch in einigen fachhandelsnahen Wertungen schneidet Apple erneut schlecht ab. Dabei gibt es mit Siegen in sechs Kategorien einen mehr als im Vorjahr und damit so viele wie beim Gesamtsieger Samsung. Dagegen stehen im stark polarisierten Ergebnis aber auch erneut letzte Plätze bei den Margen und dem Preis-Leistungs-Verhältnis sowie erstmals bei den Garantieleistungen.
Motorola rückt vor
Mit 0,27 Punkten klafft hinter dem Quartett an der Spitze eine noch größere Lücke als im Vorjahr. Angeführt wird das breite Mittelfeld dieses Jahr nicht mehr von Sony, sondern von Motorola. Die Lenovo-Tochter zeigte sich schon im Vorjahr stark verbessert und kann dieses Niveau halten. Ohne das mehrmonatige Verkaufsverbot in Deutschland wegen eines Patentstreits wäre das Ergebnis möglicherweise noch besser ausgefallen. Stark ist vor allem der zweite Platz beim Preis-Leistungs-Verhältnis, den auch der dritte Platz bei den Einsteiger-Smartphones für das Moto G55 widerspiegelt. Ansonsten gibt es durchgängig Platzierungen im Mittelfeld und keine echten Schwächen wie noch vor wenigen Jahren.
Diese zeigt leider Sony, denn die Japaner werden durch eine leichte Verschlechterung ihrer Note um 0,05 Punkte von Motorola überholt und kommen nur noch auf den fünften Platz. Den einzigen Podestplatz gibt es für die Reparaturabwicklung. Schlecht ist der Elektronikriese, bei dem die Smartphones im breiten Portfolio eher eine Nebenrolle spielen, beim Preis-Leistungs-Verhältnis mit einem drittletzten Platz. Auch bei den Favoriten werden kaum Sony-Smartphones genannt.
Sein bisher bestes Leserwahlergebnis erzielt in diesem Jahr Emporia mit dem siebten Platz und einer Verbesserung der Note um 0,18 Punkte. Damit sind die Linzer auch wieder mit deutlichem Abstand bester der drei Spezialisten für die ältere Zielgruppe vor Doro und Beafon. Bei den Margen kann der zweite Platz erneut verteidigt werden, dazu kommt Emporia bei der Preispolitik, den Demogeräten und den Garantieleistungen auf das Podium. An den traditionellen Schwächen der Spezialisten in diesem Segment, die vor allem in wenig innovativen und technisch bescheidenen Modellen liegen, hat der Hersteller gearbeitet, unter anderem mit dem ME.6, das jüngere Zielgruppen erschließen soll.
Noch Potenzial nach oben bei Honor
Wenig nach vorne geht es dagegen für Honor mit einer fast unveränderten Note, die am Ende den Rückfall von Platz sieben auf acht bedeutet. Lediglich das Preis-Leistungs-Verhältnis, die Ausstattung der Geräte und die Innovation werden mit fünften Plätzen überdurchschnittlich bewertet, ansonsten gibt es gerade in fachhandelsnahen Disziplinen eher bescheidene Resultate im Mittelfeld. Die technisch fortgeschrittenen guten Smartphones wären aber eine Basis für Schritte der ehemaligen Huawei-Tochter nach vorn.
Dagegen verbessern sich mit Doro und Beafon zwei Spezialisten im Seniorensegment. Für Doro geht es mit einer um 0,18 Punkte verbesserten Note vom 13. auf den neunten Platz nach vorne, Beafon verbessert sich vom 15. und damit vorletzten Platz auf die zehnte Position. Doro schafft es mit einem dritten Platz bei den Margen zudem einmal auf ein Siegerpodium. Der schwedische Hersteller hat seine Stärken vor allem bei den fachhandelsnahen Wertungen, schwächelt aber bei den Produkten, unter anderem mit einem letzten Platz für das Design seines schmalen Smartphone-Portfolios. Bei Beafon kommen die Geräte insgesamt etwas besser weg, dafür ist der Ruf im Fachhandel etwas schlechter.
Mit dem elften Platz schneidet Huawei so schlecht wienoch nie bei einer Leserwahl ab. Für den einstigen Sieger sind die Smartphones wegen des US-Embargos auf Google-Dienste und 5G-Chipsets in Deutschland jenseits einiger Fans der Marke nur noch schwer verkäuflich und werden entsprechend immer schlechter bewertet. Vor allem das einst recht gute und mühsam aufgebaute Image von Huawei ist in den Keller gerauscht, was wohl auch an der weiter schwelenden politischen Debatte um den Netzwerkbereich liegen dürfte.
Ein stetiges Auf und Ab erlebt Asus im Mittelfeld bei den Leserwahlen. Der IT-Riese, bei dem die Smartphones hierzulande eine Nebenrolle spielen, fällt dieses Jahr aus den Top Ten wieder zurück auf den zwölften Platz. Im Fachhandel sind die technisch nicht unattraktiven Geräte der Taiwanesen kaum präsent, entsprechend gibt es einen letzten Platz bei der Versorgung mit Demo- und Vorführgeräten.
Auch wenn die Zukunft der deutschen Traditionsmarke Gigaset unter dem Dach von VTech inzwischen gesichert ist, herrscht im Smartphone-Bereich noch immer Unklarheit, ob es mit diesen Produkten weitergeht. Entsprechend historisch schlecht ist das Ergebnis der Leserwahl mit einem 13. Platz. Die seit geraumer Zeit nicht mehr aufgefrischte kleine Produktpalette wurde sogar nur mit einem letzten Platz bewertet. Dabei ist das Image der Marke noch immer ordentlich und auch das Potenzial in fachhandelsnahen Wertungen erkennbar.
Abschied für Nokia-Smartphones
Ähnliches gilt für Nokia, wobei die traditionsreiche Marke wohl ihren vorerst letzten Auftritt bei einer Leserwahl haben dürfte. Denn die Mutter HMD hat sich entschieden, diese nicht mehr weiter für Smartphones zu nutzen und die Produkte mit einem jungen, nachhaltigen Image unter dem eigenen Logo zu vermarkten. Angesichts des vorletzten Platzes bei der Leserwahl könnte das der richtige Schritt sein, auch wenn die Botschaft noch bei den Händlern ankommen muss. Bei der Leserwahl gibt es letzte Plätze für die Innovation und die Reparaturabwicklung und auch die Produkte selbst scheinen wenig attraktiv zu sein.
Dieses Problem hatte auch das Schlusslicht der beiden Vorjahre, ZTE. Dieses Jahr geht es für die Chinesen zwar ebenfalls nicht nach vorne, doch zumindest halten sie mit einer minimalen Verbesserung der Note wieder den Anschluss ans Feld. Auch ihnen könnte eine neue Markenstrategie Fortschritte bringen, denn für die Geräte jenseits der Einsteigerklasse, die das Portfolio von ZTE bisher dominierten, soll die Marke Nubia auch in Deutschland unter anderem mit Foldables im höherwertigen Segment positioniert werden.
Es könnte also Bewegung in den Markt kommen, wenn einige Hersteller wieder zurückkommen und andere mehr investieren. Der Erfolg von Google zeigt, dass es auch schnell nach oben gehen kann in der Wahrnehmung des Fachhandels.