Amazon: "Der Händler entscheidet selbst"

"Die nächste Evolutionsstufe beim europäischen Versand"

Nächstes Thema: Händler berichten über die Einführung der Funktion "Kauf meines Lagerbestand durch Amazon genehmigen". Wie passt denn dieses Puzzleteil jetzt ins Bild?
Schöberl: Eine neue Möglichkeit für Händler, sozusagen die nächste Evolutionsstufe beim europäischen Versand. Wir wollen die größte Auswahl für Kunden anbieten und unsere Vision ist, dass jeder Händler an jeden Kunden in Europa verkaufen kann. Ein Beispiel: Vor 2011 musste man für jedes Land ein eigenes Amazon-Konto eröffnen und separat verwalten. Mit dem europäischen Verkäuferkonto haben wir dann ein System geschaffen, das die fünf Marktplätze Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und England aus einem Cockpit heraus bedienbar macht. Der nächste Schritt war, Händler, die FBA nutzen, ohne Zusatzkosten in europäische Länder exportieren zu lassen. Da es aber oft wettbewerbsentscheidend ist, mit der Ware nah am Kunden zu sein, haben wir danach die Option eingeführt, den Warenbestand auch lokal im Land lagern zu können. Die Programme sind ein Riesenerfolg: Allein im Jahr 2015 exportierten deutsche Händler Waren im Wert von 1,5 Milliarden Euro. Trotzdem gibt es noch immer Händler, denen das zu kompliziert ist. Deshalb haben wir das paneuropäische FBA-Programm gestartet und suchen jetzt nach weiteren Wegen, wie wir internationales Verkaufen für Händler noch einfacher machen können.
Und was bedeutet diese neue Funktion in diesem Kontext?
Schöberl: Für Händler, die immer noch den Schritt ins Ausland scheuen, haben wir nun ein Pilotprogramm gestartet und einige Händler dazu eingeladen. Hier arbeiten wir mit ausgewählten deutschen FBA-Händlern zusammen, und listen deren Angebote auf der französischen Amazon-Site - als Verkäufer "Amazon". Wenn sich ein französischer Käufer entscheidet, das Produkt zu kaufen, und nur dann, kaufen wir dieses Produkt von diesem deutschen Händler und liefern es an den französischen Kunden aus. Diese Händler wurden natürlich auch alle informiert und können selber entscheiden, ihren Warenbestand zur Verfügung zu stellen, oder nicht. Und zur Vorbereitung dieser "Global-Selling"-Programme haben wir im März dieses Jahres die Teilnahmebedingungen für Amazon Verkäufer geändert und dies über die Verkaufsplattform "Seller Central" angekündigt. Auch hier gilt: Verkäufer können zu jedem Zeitpunkt wählen, ob sie die Möglichkeit zur internationalen Verkaufsförderung nutzen und ihren Warenbestand bereitstellen wollen. Händler entscheiden, an wen sie verkaufen - und können ganz einfach in ihren Seller-Central-Einstellungen das Häkchen bei der Funktion "Kauf meines Lagerbestands durch Amazon genehmigen" wegmachen.
Wäre es nicht besser gewesen, ihn selber entscheiden zu lassen, aktiv das Häkchen zu setzen?
Schöberl: Nochmal: Händler treffen in jedem Fall die Entscheidung selbst, ob sie im Ausland verkaufen wollen oder nicht. Bevor Amazon ein solches Programm startet, werden die in Frage kommenden Verkäufer vorab informiert. Anhand dieser programmspezifischen Einladung haben Verkäufer dann nochmals die Möglichkeit, über die Bereitstellung ihres Warenbestandes zu entscheiden. Die Mehrheit der Händler ist von der Grundidee begeistert. Wir helfen gerade kleinen Händlern europaweit zu verkaufen und nehmen ihnen Komplexität ab. Und Händler bekommen zusätzlich ein Signal, ob in Frankreich überhaupt Nachfrage nach ihren Produkten besteht. Bevor sie selbst eine Palette mit 300 Artikel in ein französisches Logistikzentrum von Amazon schicken, ist das der risikolosere Weg.
Jetzt gibt es aber eben auch Händler, denen Hersteller den Weiterverkauf an Händler untersagt oder die für bestimmte Produkte nur regionale Vertriebslizenzen haben. Die riskieren jetzt Vertragsstrafen.
Schöberl: Wie gesagt - der Händler entscheidet selbst. Wir sind davon überzeugt, dass das Ganze eine gute Sache ist. Fragen Sie mal einen Händler, wie schwierig es ist, die internationale Logistik so hinzubekommen, ohne viel zu investieren. Deswegen machen wir das und haben auch kein Problem damit, missverstanden zu werden. Das ist eben manchmal so, wenn man Neues entwickelt.




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