Haftung auf Marktplatz 19.08.2020, 09:42 Uhr

US-Gericht: Amazon haftet für explodierten Notebook-Akku

Ein Berufungsgericht im US-Bundesstaat Kalifornien hat ein Urteil gefällt, das Amazon Schmerzen bereiten dürfte: Demnach haftet der Online-Gigant auch für Waren, die Dritte über seinen Marktplatz verkauft haben.
Explodierende Notebook-Akkus können schwere Schäden anrichten (Symbolbild)
(Quelle: Mikeldray/Shutterstock)
Tragische Folgen hatte der Kauf eines Notebook-Akkus für die US-Amerikanerin Angela Bolger: Einige Monate nach dem Kauf explodierte der Energiespeicher und fügte ihr Verbrennungen zu.
Gekauft hatte Bolger den gefährlichen Akku auf dem Amazon Marketplace. Der Anbieter Lenoge ist spezialisiert auf Ersatzakkus für verschiedenste Geräte, vom Akkuschrauber bis zum Laptop. Lenoge nutzt den Marketplace als einen seiner wichtigsten Vertriebskanäle. Im Fall Bolger fand nicht nur der Kauf auf der Amazon-Seite statt, der Online-Gigant übernahm auch das Fulfillment. 
Nach dem Brand-Unfall verklagte die Kundin Amazon auf Schadensersatz, doch der Konzern lehnte jede Haftung ab. Amazon hatte seine Rolle in dem Verkauf klein geredet, sah sich weder als Hersteller noch als Vertragspartner, eher als "Faciliator" (Moderator). Dieser Haltung mochte sich ein Berufungsgericht im US-Bundesstaat Kalifornien nicht anschließen. 

Amazon hält die Fäden in der Hand

In seiner Urteilsbegründung sieht das Gericht die Rolle von Amazon als deutlich wichtiger an:  "Als faktische und rechtliche Instanz stellte sich Amazon zwischen Lenoge und Bolger in die Vertriebskette des hier in Frage stehenden Produkts. Amazon nahm das Produkt von Lenoge in Besitz, lagerte es in einem Amazon-Lagerhaus, lockte Bolger auf die Amazon-Website, stellte ihr eine Produktliste für das Produkt von Lenoge zur Verfügung, erhielt ihre Zahlung für das Produkt und versandte das Produkt in einer Amazon-Verpackung an sie. Amazon legte die Bedingungen seiner Beziehung zu Lenoge fest, kontrollierte die Bedingungen von Lenoges Verkaufsangebot bei Amazon, beschränkte den Zugang von Lenoge zu den Kundeninformationen von Amazon, zwang Lenoge, mit Kunden über Amazon zu kommunizieren, und verlangte bei jedem Kauf beträchtliche Gebühren."
Sollte das Urteil Bestand haben, dürfte es auf jeden Fall in den USA die Regeln für den Amazon Marketplace deutlich verändern. Inwieweit sich das dann auch auf andere Märkte auswirkt, bleibt abzuwarten.



Das könnte Sie auch interessieren