Die Filiale im Netz

Flexible Open-Source-Lösungen

Diese Flexibilität bieten dagegen proprietäre Shopsysteme, die der Händler einmal über eine Lizenzgebühr erwirbt, auf seinen eigenen Servern installiert und dann nach Herzenslust ändern, anpassen und erweitern kann, sofern er über die entsprechenden Kenntnisse verfügt. Wer ein Open-Source-Shopsystem verwendet, spart sich die Lizenzkosten – dafür ist der Aufwand für Anpassungen höher und die Lösung von Problemen komplizierter, weil es keinen zentralen Support gibt, den der Händler ansprechen kann. Stattdessen muss er sich mit seinen Schwierigkeiten an die Community wenden – und die reagiert je nach System mal schnell und kompetent, mal langsam und wenig hilfreich.
Wer sich mit seinem Shop von den Standard-Designs der angebotenen Shopsysteme abheben und sich Arbeit ersparen möchte, kann auch eine Online-Agentur mit der Einrichtung des Shops beauftragen. Als Faustregel gilt hier: Die Größe der Agentur sollte der Mitarbeiterzahl des Auftraggebers entsprechen, damit man sich in einer finanziellen Liga bewegt. Rund 10.000 Euro für einen optimierten, individuellen Shop sind ein grobes Mittelmaß. Wer sich angesichts dieser Kosten lieber selbst mit Templates und Produktdatenbanken herumschlägt, darf nicht vergessen: Ein einmal vergraulter Online-Kunde kommt nicht wieder.
„Die derzeitige Erwartungshaltung der Online-Käufer ist hoch“, warnt Silvan Dolezalek, Geschäftsführer von Zaunz, dem Hersteller des Shopsystems Cosmoshop. „Schon allein die rechtlichen Kriterien und die Bezahlmethoden dürfen nicht vernachlässigt werden. Das verprellt die Besucher nur unnötig.“ Auch abmahnsichere Texte, ein benutzerfreundliches Design, Produktfotos für jeden Artikel, gute Artikelbeschreibungen, eine SSL-Verschlüsselung im Kassenbereich und eine Lieferung binnen zwei bis vier Tagen sollte ein neuer Online-Shop ab Tag eins mitbringen, so Dolezalek.
Egal ob gemietet oder proprietär: Mit dem Shopsystem allein ist es nicht getan. „Produkte und Angebote müssen aktualisiert werden, der Shop muss permanent optimiert werden“, zählt Christian Kobrow, Key Account Manager bei spot-media, auf. Dazu kommen die Beantwortung von Kundenanfragen, der Aufwand für den Paketversand sowie die zeitaufwändige, aber unabdingbare Suchmaschinenoptimierung, durch die der Shop bei Google gefunden werden kann. Rund zwei Arbeitsstunden täglich verschlingt der Betrieb eines Online-Shops zu Anfang.
Die positive Nachricht ist: Wenn der Shop gut aussieht und stabil läuft, ein interessantes Sortiment bietet, Beratungskompetenz ausstrahlt und mit solidem Marketing beworben wird, können auch neue Web-Shops in der TK-Branche bestehen, ohne Kampfpreise bieten zu müssen. Der Interone-Studie zufolge entscheidet nur jeder zehnte Online-Käufer allein über den günstigsten Preis; für alle anderen sind auch Kriterien wie Service, Beratung, Kompetenz und Vertrauen wichtig. „Dass sich ein Online-Shop für einen stationären Händler lohnt, sehen wir fast jeden Tag anhand unserer Neukunden-Zuwächse“, macht Silvan Dolezalek Mut. „Da gibt es einige, die sich zwar in der gleichen Branche tummeln, aber erfolgreicher sind als andere. Oftmals zählen einfach das beste Marketingkonzept, die Professionalität der Umsetzung und manchmal auch der lange Atem.“