Corona-Lockerungen 05.03.2021, 09:40 Uhr

Das bisschen Öffnung reicht den meisten Händlern nicht

Der in Aussicht gestellte Einkauf nach Terminvergabe mag für manche Kunden attraktiv sein. Für große Teile des Handels dürfte er sich nicht rechnen. Besonders bei Einzelhandel und Gastronomie herrscht nach dem Corona-Gipfel Katerstimmung.
(Quelle: Friso Gentsch/dpa)
Der Besuch in der Modeboutique, beim Möbelhändler oder im Autohaus nach vorheriger Terminvergabe: Für so manchen Verbraucher ist diese auf dem Corona-Gipfel von Bund und Ländern für die kommende Woche in Aussicht gestellte Öffnungsperspektive eine gute Nachricht.
Im Einzelhandel stößt das bisschen Öffnung, das die Politik wagen will, aber auf Kritik. Der Handelsverband Deutschland (HDE) bezeichnete die Beschlüsse von Bund und Ländern als „Katastrophe“. Der Einkauf nach Terminvergabe könne für die allermeisten Geschäfte kein wirtschaftlicher Rettungsanker sein. Denn dabei seien in der Regel Personal und Betriebskosten höher als die Umsätze, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Faktisch werde der Lockdown damit für die große Mehrheit der Nicht-Lebensmittelhändler bis Ende März verlängert. Denn eine stabile Inzidenz von unter 50, die für eine Wiedereröffnung aller Geschäfte als Bedingung genannt werde, sei auf absehbare Zeit wohl nicht flächendeckend zu erreichen.
Der Präsident des Handelsverbandes Textil (BTE), Steffen Jost, urteilte nicht ganz so harsch: „Für kleinere Geschäfte mit hoher Beratungsorientierung mag das ein sinnvoller Zwischenschritt sein“, sagte er. Doch bei Häusern mit hohen Kundenfrequenzen rechne es sich wohl eher nicht. Unter dem Strich fiel auch sein Urteil über den Corona-Gipfel verheerend aus: „Weitere Modehändler werden so in den Ruin getrieben, weil die Politik immer nur auf die Inzidenzwerte schaut“, klagte er.
Der Verband der Deutschen Möbelindustrie begrüßte die Möglichkeit von Einzelberatungsterminen dagegen als ersten Schritt, „zumindest den dringendsten Einrichtungsbedarf der Bevölkerung zu decken“.
Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) sieht sogar „Grund für vorsichtigen Optimismus“. Die Branche sei bestens auf den neudeutsch Click&Meet genannten Verkauf nach Terminvergabe vorbereitet. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) bemängelte dagegen, dass das Terminshopping wegen der Bindung an die Entwicklung der Inzidenzzahlen weder für die Kunden noch für die Betriebe berechenbar sei.
Der Chef des Textil-Discounters Kik, Patrick Zahn, betonte, ob Click&Meet wirklich einen Fortschritt für Verbraucher und Händler bringe, werde letztlich von der konkreten Ausgestaltung abhängen. „Wenn das pragmatisch gehandhabt wird und der Kunde vor Ort einchecken kann, ist das in Ordnung“, sagte er. Wenn dagegen per Telefon oder Internet ein Termin vereinbart werden müsse und möglicherweise ein Mitarbeiter pro Kunde vorgeschrieben sei: „Das geht nicht.“




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