Nachhaltigkeit im Handel 25.09.2019, 10:19 Uhr

Wie die Verpackungsindustrie grüner werden will

In der Klimaschutzdebatte steht die Verpackungsbranche besonders am Pranger. Auf ihrer Leitmesse in Nürnberg präsentiert sie Lösungsansätze, um Plastik zu reduzieren.
(Quelle: shutterstock.com/New Africa)
Der Meeresschildkröte steckt ein Plastik-Strohhalm in der Nase, der Magen des toten Wals ist voller Plastikkanister und -tüten, und der Delfin hat sich in einem Plastiknetz verheddert und musste elendig ertrinken. Es sind grausame Bilder, mit denen die Umweltstiftung WWF auf die verheerende Vermüllung der Meere durch Kunststoffabfälle aufmerksam macht.
Plastik ist längst überall zu finden - denn in fast allen Lebensbereichen kommen Kunststoffe zum Einsatz, weil sie so viele praktische Eigenschaften haben. Sie sind stabil, beliebig formbar und lange haltbar - und gerade das macht Plastik zum Problem. Es bleibt vermutlich etliche Jahre in der Natur.
Für die Lösung des Plastikproblems werden viele Ansätze diskutiert, sie reichen von Müllvermeidung, Erhöhung der Mehrweg- und Recycling-Quoten über neue Materialien und biobasierte Kunststoffe bis zur besseren Abfalltrennung in den besonders von der Plastikflut gebeutelten Ländern.
Am meisten gefordert aber ist die Verpackungsindustrie. Denn rund ein Drittel der Plastikproduktion wird für Verpackungen verwendet - und wiederum ein Drittel davon gelangt derzeit unkontrolliert in die Umwelt und damit in die Meere, vor allem in Südostasien.

Druck auf die Branche wächst

Die inzwischen zu einer globalen Bewegung gewordenen "Fridays for Future"-Demonstrationen und das zu Jahresbeginn in Kraft getretene Verpackungsgesetz haben den Druck auf die Branche weiter erhöht. "Die Branche hat das verstanden", sagt Cornelia Fehlner, Chefin der Messe Nürnberg, wo noch bis zu diesem Donnerstag die FachPack stattfindet, die europäische Leitmesse der Verpackungsindustrie - in diesem Jahr erstmals mit einem Leitthema: umweltgerechtes Verpacken.
Die Branche gibt sich geläutert und will zeigen, dass sie sich der Herausforderung stellt. Jeder zweite der rund 1.600 Aussteller habe Lösungen für umweltgerechtes Verpacken parat, so Fehlner.
Präsentiert werden zum Beispiel Lebensmittelverpackungsschalen aus Holzpapierfasern oder dem Blatt der Arekapalme, einem Agrarnebenprodukt aus Indien, das nur mit Hitze und Druck in Form gepresst werden kann. Gezeigt werden Isolierverpackungen aus Silikatpads oder Jute statt aus Styropor, wiederverwendbare Transportsicherungen statt Plastikfolien sowie Kosmetiktuben aus Zuckerrohrkunststoff.
Die Berliner Produktdesignerin Jonna Breitenhuber stellt ihre als Masterarbeit entstandenen müllfreien Seifenflaschen zur Aufbewahrung von Duschgels vor. Ist das Waschmittel aufgebraucht, kann die Verpackung der "Soapbottle" als Seife weiter genutzt werden.
Interaktive Verpackungen ersparen Bedienungsanleitungen und erschließen das Feld der sogenannten Augmented Reality (erweiterte Realität). Auf der Kartonage ist ein QR-Code aufgedruckt, den der Kunde mit seinem Smartphone einscannt - und die Produktinformationen in Form von Videos und dreidimensionalen Animationen bekommt.




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