Wie die Verpackungsindustrie grüner werden will

Mehrwegtabletts für den Pizzalieferdienst

Gezeigt werden aber auch ganz einfache Lösungen wie Mehrwegtabletts für den Pizzalieferdienst, die Pizzakartons ersetzen könnten. Denn weil an diesen Speisereste haften, sind nach Worten von Messechefin Fehlner im Altpapier fehl am Platz. "Die Altpapierverwerter fluchen über Pizzakartons, weil die mühsam aussortiert werden müssen." Oder der zu Großvaters Zeiten selbstverständliche Verkauf von Farbe in Pulverform und nicht klassisch im Farbeimer - was viel weniger Wasser, Energie und Kohlendioxid (CO2) verbraucht. Der tschechische Hersteller Tridas verspricht, dass seine Getränkebecherdeckel aus Holzfasern genauso stabil sind wie herkömmliche aus Plastik - aber klimaneutral und wiederverwertbar.
Nach Angaben des WWF verursacht jeder Deutsche jährlich knapp 25 Kilogramm Verpackungsmüll aus Plastik - das ist europaweit Spitze. Der wachsende Online-Handel, mehr Essen und Trinken "to go" und der Trend zu kleineren Portionsverpackungen vergrößerten die Plastikmüllberge noch. "Hersteller müssen überall Verantwortung für ihre Verpackungen und deren Entsorgung übernehmen, damit Plastik nicht weiter in Umwelt und Meere gelangt", fordert Silke Hahn vom WWF.

Komplexes Thema

Doch das Thema ist komplex. Weil Plastikverpackungen häufig verschiedene Kunststoffarten enthalten, kann nur ein Teil recycelt werden. Laut Umweltbundesamt beträgt die Quote aktuell 49,7 Prozent, nach dem neuen Verpackungsgesetz muss das Kunststoffrecycling bis 2021 auf 63 Prozent gesteigert werden. "Ohne Veränderungen an Verpackungen wird es nicht gehen", zitiert das Fachmagazin "Verpackungsrundschau" den Leipziger Professor für Verpackungstechnologie, Eugen Herzau. Künftig dürfe es etwa eine Polyethylen-Tube mit einem Verschluss aus Polypropylen nicht geben.
"Diese Tuben werden in Zukunft komplett aus Monomaterial hergestellt. Und auch Etiketten werden aus dem gleichen Material bestehen wie die Verpackung, auf der sie haften." Auf diese Weise werde der Anteil aus wiederverwertetem Plastik erhöht und damit der Rohstoff Recyclinggranulat billiger, so Herzau. Denn zurzeit sei es günstiger, Plastik neu zu produzieren als aus recycelten Kunststoffabfällen zu gewinnen, sagt Sonja Bähr, Verpackungsingenieurin und Dozentin an der Beuth Hochschule für Technik Berlin.




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