Das sind die Anforderungen an künftige Shop-Software
Triebkraft ist die Kundenzentrierung
Alexander Graf, Geschäftsführer von Spryker Systems, beobachtet diese Entwicklung bereits: "Bei größeren Unternehmen sehen wir jetzt schon, dass diese ihre monolithischen Shop-Strukturen auflösen und ihre IT-Infrastruktur komplett neu planen." Bisher sei der Shop nur eine Art Fenster zum ERP-System gewesen. Nun werde er, getrieben durch eine hohe Kundenzentrierung, zum Mittelpunkt der IT-Landschaft, während das Enterprise Resource Planning (ERP) in die Rolle des Zulieferers gedrängt werde. "Das wirkt sich gerade sehr stark auf die Entwicklung neuer Shop-Systeme aus", meint Graf.
Stefan Hamann, Vorstand der Shopware AG, betont ebenfalls, dass Shop-Software anpassungsfähig sein muss: "Entscheidend wird die flexible Anpassbarkeit und Time-to-Market der Software sein, um auch unentdeckte oder sich neu öffnende Absatzkanäle möglichst schnell zu erschließen."
Offene Schnittstellen sichern Flexibilität
Um Shop-Software flexibler werden zu lassen, integrieren viele Anbieter offene Schnittstellen. So arbeitet Speed4Trade zum Beispiel an einer REST-API, um Drittsysteme wie die Warenwirtschaft an das Shop-System anzubinden. Auch ePages hat diesen Schritt 2015 getan und die Software mit einer REST-API für externe Entwickler geöffnet (REST steht für REpresentational State Transfer). Diese Art der Programmierung soll zu einer Softwarearchitektur führen, die einfacher verwaltbar ist.
Ein weiteres Beispiel dafür, wie entscheidend Schnittstellen für Shop-Software werden, ist das US-Start-up Moltin. Auf der Unternehmens-Webseite erklärt Moltin, es biete "den schnelleren Weg, um E-Commerce-Anwendungen zu bauen".
Das basiert auf dem Prinzip, dass die Prozesslogik, also das Backend, für den E-Commerce in die Cloud verlagert wird. Über eine Schnittstelle werden unterschiedliche Frontends - individuelle Verkaufslösungen für Webseiten, Applikationen, stationäre Geschäfte oder die Lagerverwaltung - angebunden. In den Frequently Asked Questions (FAQ) beschreibt das Start-up seinen schnittstellenbasierten Ansatz: "Wir kümmern uns um das Backend für Sie, einschließlich Upgrades. Sie müssen nur Ihren Shop über unser Dashboard einrichten und Ihr Frontend mit unserer API integrieren." Es gebe bereits zahlreiche Plugins, um die Integration zu erleichtern.
Moltin bereitet sich damit auf eine Entwicklung vor, die auch in vielen Antworten zur Zukunft von Shop-Systemen auftaucht: Der Einkaufsprozess löst sich vom Desktop, vom Smartphone und vom stationären Geschäft. Waren werden in einer nicht allzu fernen Zukunft über neue Geräte wie Amazon Dash oder über vernetzte Oberflächen beziehungsweise Bildschirme an den unterschiedlichsten Orten bestellt werden.