Jahresprognose
05.07.2023, 09:00 Uhr
HDE-Hauptgeschäftsführer: Bürger weichen auf günstigere Produkte aus
Nach einer aktuellen Prognose dürften die Umsätze im Einzelhandel in diesem Jahr inflationsbereinigt noch etwas stärker sinken als bisher erwartet. Besonders hart trifft es den stationären Handel; Online soll es 2023 ein leichtes reales Wachstum von zwei Prozent geben.
Die hohe Inflation macht dem Einzelhandel in Deutschland außerordentlich zu schaffen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) geht in einer neuen Prognose davon aus, dass die Umsätze der Branche in diesem Jahr real - also preisbereinigt - um vier Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen werden. Bisher war der Handel von einem realen Minus von drei Prozent ausgegangen.
Nominal dürften die Umsätze der jüngsten Prognose zufolge um drei Prozent auf gut 650 Milliarden Euro steigen. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth verwies auf eine Verbandsumfrage, nach der ein Viertel der Verbraucher in Deutschland Angst haben, nicht mehr mit dem Geld auszukommen. „Oft kaufen sie weniger, in vielen Fällen weichen sie auf günstigere Produkte aus“, sage Genth. Insgesamt gäben 45 Prozent der Bevölkerung an, sich in irgendeiner Weise einzuschränken.
Wie hart die Inflation den Handel trifft, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Reale Umsatzeinbußen verzeichnete die Branche zuletzt in der Finanzkrise 2009. Damals fiel der Einbruch der Umsätze mit inflationsbereinigt 3,4 Prozent allerdings noch etwas geringer aus, als es für dieses Jahr erwartet wird. Einen Einbruch in vergleichbarer Höhe habe es mindestens seit der Jahrtausendwende nicht mehr gegeben.
Besonders stark trifft die Konsumflaute der HDE-Prognose zufolge den stationären Handel. Hier sollen die Umsätze inflationsbereinigt in diesem Jahr sogar um fünf Prozent schrumpfen. Das hat Folgen. Der Handelsverband geht davon aus, dass in diesem Jahr rund 9000 Geschäfte für immer ihre Türen schließen werden. Das wären fast doppelt so viele wie in einem „normalen“ Jahr vor der Corona-Krise.