Tarifgespräche im Einzelhandel haben begonnen
Geht es denn der Branche so schlecht?
Bundesweit rechnet der Handelsverband (HDE) in diesem Jahr mit zwei Prozent Umsatzwachstum. Für das Plus verantwortlich sei vor allem der Online-Handel, von dem auch mehr und mehr Ladengeschäfte profitieren, die ihre Waren im Internet anbieten. Mitte April hat sich nach dem Konsumbarometer des HDE auch die Verbraucherstimmung wieder aufgehellt. Die Aussichten sind also nicht unbedingt düster. Die Händler klagen aber dennoch über hohe Kosten für digitale Angebote und steigende Mieten und Stromkosten.
Worum geht es außerdem in den Tarifverhandlungen?
Eine zentrale Forderung der Gewerkschaft in allen Bezirken ist es, Allgemeinverbindlichkeit wiederherzustellen. Übersetzt heißt das, dass die Tarifverträge verpflichtend für alle Arbeitgeber einer Branche gelten. Anfang der 2000er Jahre war die Allgemeinverbindlichkeit im Einzelhandel von Arbeitgeberseite aufgekündigt worden. Seitdem halten sich laut Verdi immer weniger Händler freiwillig an den Tarifvertrag. Die Gewerkschaft schätzt, dass im Handel nur etwa ein Drittel der Beschäftigten und etwa 18 Prozent der Unternehmen noch im Tarifvertrag sind. Beim Handelsverband rechnet man mit höheren Zahlen, denn der Verband lässt auch Mitgliedschaften ohne Tarifbindung zu. Die Firmen orientieren sich lediglich am Tarifvertrag, ohne sich zu verpflichten.
Warum sind immer weniger Firmen im Tarifvertrag?
Nach Einschätzung von Sabine Hagmann, Geschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, geht es nicht um die Höhe der Entgelte, sondern um den Manteltarifvertrag. Darin festgelegt ist unter anderem die Entgeltstruktur, also was für welchen Job gezahlt wird und welche Jobs es überhaupt gibt.
Die Verhandlungen darüber laufen seit Jahren, liegen aber in der Regel während der Verhandlungen um Löhne und Gehälter auf Eis. "Ich könnte mir vorstellen, dass der ein oder andere wieder in den Tarifvertrag einsteigt, wenn die Fragen um die Entgeltstruktur geklärt sind", sagt Hagmann.
Muss man in den Tarifverhandlungen mit Streiks rechnen?
Warnstreiks gibt es immer wieder. Dass allerdings ganze Geschäfte geschlossen bleiben, dürfte kaum vorkommen. Schafft es die Gewerkschaft tatsächlich in einem Betrieb, in dem sie viele Mitglieder hat, mehrere Tage Arbeitsniederlegungen durchzusetzen, könnte das ein oder andere Lieblingsprodukt vorübergehend nicht im Regal stehen. Sonst dürften sich die Auswirkungen in Grenzen halten.