Kooperation mit Wettbewerbern
30.11.2016, 15:58 Uhr
Telekom: Pruchnow wird Vorstandsbeauftragter für Breitbandkooperation
Die Telekom möchte den Breitbandausbau vorantreiben, auch über Kooperationen mit alternativen Netzbetreibern. Dieses Geschäftsmodell soll Ex-Versatel-CEO Johannes Pruchnow sowohl im Konzern als auch bei den Wettbewerbern etablieren.
Man kann es durchaus als Strategiewechsel der Telekom bezeichnen: Der Platzhirsch unter den Netzbetreibern sucht den Schulterschluss mit den Wettbewerbern, um gemeinsam den Breitbandausbau in Deutschland zu forcieren. Damit einher geht auch ein Wandel in den Geschäftsbeziehungen: Trat die Telekom früher als Wholesale-Anbieter für andere Telekommunikationsanbieter auf, so wird sie künftig auch Kapazitäten bei Wettbewerbern einkaufen, um in nicht erschlossenen Gebieten Breitband-Internet anzubieten – Stichwort Wholebuy.
Um die Zusammenarbeit mit City Carriern und Co. voranzutreiben, hat die Telekom mit Johannes Pruchnow einen neuen Manager an Bord, der als Vorstandsbeauftragter für Breitbandkooperationen diesen Strategiewandel forcieren soll - und vor allem die Wogen mit den Parteien glätten soll. Schließlich haben die alternativen Netzbetreiber bis zum Schluss die Vectoring-Pläne der Telekom heftig kritisiert.
Pruchnow ist in der Branche wohl bekannt, er war zuletzt CEO beim Wettbewerber Versatel, das Unternehmen agierte damals noch ohne den Namenszusatz der Schwester 1&1. Davor verantwortete er einige Jahre den Geschäftskundenbereich bei Telefónica Deutschland – und er war Vizepräsident im Breko sowie Präsidiumspräsident im VATM.
Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, begründet die Personalie denn auch ungewöhnlich emotional: "Wir setzen bewusst auf jemanden ohne Telekom-Vergangenheit, der dennoch unsere Branche und ihre zum Teil schwierigen Rahmenbedingungen sehr gut kennt. Wir sehen Johannes Pruchnows Berufung auch als Signal an unsere Wettbewerber, dass wir das zuletzt schwierige Verhältnis verbessern wollen."
Allerdings bedeutet diese Entscheidung nicht, dass die Telekom ihre Vectoring-Pläne zurückfahren und stattdessen echtes Glasfaser bis zum Haus forcieren wird, wie ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage von Telecom Handel betonte. "Wir wollen schnelle Netze bauen und unterscheiden dabei nicht zwischen Glasfaser und Vectoring", erklärt er.