Digitale Transformation 10.04.2018, 09:09 Uhr

Deutsche Unternehmen sehen sich gut aufgestellt

Fast jedes zweite Großunternehmen in Deutschland sieht sich aktuell "sehr gut" oder "gut" für die digitale Transformation aufgestellt. Tech-Konzerne wie Google oder Amazon werden von den meisten nicht als bedrohliche Wettbewerber wahrgenommen.
(Quelle: Robert Kneschke / shutterstock.com)
Die digitale Transformation zählt in den meisten Großunternehmen in Deutschland (ab 250 Millionen Euro Jahresumsatz) derzeit zu den drei wichtigsten Zielen. So gut wie jede zweite Firma in dieser Größenordnung sieht sich aktuell "sehr gut" oder "gut" für diese Wandlung aufgestellt. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Digitale Transformation 2018 - Hemmnisse, Fortschritte, Perspektiven" von etventure in Zusammenarbeit mit der GfK.
Trotz der positiven Selbsteinschätzung gibt die Studie Anlass zur Besorgnis: "Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Diskrepanz zwischen Eigenwahrnehmung der deutschen Unternehmen und den realen Herausforderungen durch die Digitalisierung", resümiert Philipp Depiereux, Gründer und Geschäftsführer der Digitalberatung.
Ein Grund dafür ist das unterschiedliche Verständnis von digitaler Transformation. 55 Prozent der befragten Unternehmen verstehen darunter primär die Digitalisierung des bestehenden Geschäftsmodells beziehungsweise bestehender analoger Prozesse. Für lediglich 28 Prozent bedeutet die digitale Transformation einen Aufbau neuer Geschäftsmodelle.
Im gleichen Zuge ist etwa jedes zweite Unternehmen der Ansicht, dass sich die eigene Branche in einem "starken" oder "sehr starken" Transformationsprozess befindet. Allerdings sehen nur 21 Prozent einen ebenso starken Wandel beim eigenen Geschäftsmodell. "Diese Ergebnisse zeigen, dass zwar viele Unternehmen erste Digitalinitiativen gestartet haben, aber nicht über den inkrementellen Bereich hinauskommen. Wer nur den Fokus auf das bestehende Geschäft legt oder gar nur die IT optimiert, gefährdet die eigene wirtschaftliche Zukunft und Arbeitsplätze", so Depiereux weiter.

Konkurrenz durch Tech-Konzerne wie Google und Amazon

Infografik: Die Ergebnisse der Studie "Digitale Transformation 2018 - Hemmnisse,  Fortschritte, Perspektiven" im Überblick.
Quelle: etventure-studie
Erschreckend ist zudem, dass 59 Prozent der Großunternehmen glauben, dass sie in den kommenden drei Jahren keine Umsatzeinbußen zu erwarten haben, auch wenn sie keine Maßnahmen zur digitalen Transformation ergreifen.
51 Prozent nehmen an, dass in frühestens drei Jahren Auswirkungen zu spüren sind. Die zunehmende Konkurrenz durch Tech-Konzerne wie Amazon oder Google wird kaum als Wettbewerbsbedrohung angesehen. Lediglich 22 Prozent der befragten Unternehmen sehen in diesen Unternehmen die größte Konkurrenz der Zukunft. Auch Start-ups werden von nur sieben Prozent als ernstzunehmende Mitbewerber am Markt wahrgenommen.

Hemmnisse der digitalen Transformation

Die größte Hürde bei der digitalen Wandlung in Großunternehmen in Deutschland ist laut Analyse die Verteidigung bestehender Strukturen (58 Prozent), dicht gefolgt von mangelnder Erfahrung bei nutzer-zentriertem Vorgehen. Ein Hemmnis, was von Jahr zu Jahr zunimmt, stellen Sicherheitsanforderungen dar. Aktuell klagt bereits jedes zweite Unternehmen (48 Prozent) darüber. Im Vorjahr waren es 44 Prozent und 2016 sogar nur ein Drittel der Firmen.
Somit sehen sich die deutschen Großunternehmen weiterhin mit den gleichen internen Hürden konfrontiert, obwohl dieses Thema in den meisten Unternehmen von den Chefetagen bearbeitet wird - in der Regel durch den Geschäftsführer oder CEO. Einen Chief Digital Officer (CDO) gibt es derzeit nur in jeder siebten Firma.
44 Prozent der Unternehmen verfügen aber über eine interne Digital-Einheit. Im Vorjahr waren es nur 33 Prozent. Den Schritt, diese Einheit aus dem Unternehmen auszugliedern, um flexibler und fernab von der Kernorganisation zu sein, wollen allerdings nur acht Prozent der Unternehmen gehen.

Digitaler Fortschritt in Deutschland

Das Urteil der Großunternehmen zum digitalen Fortschritt in Deutschland ist hingegen kritisch: Deutschland erhielt für die Digitalisierung von den befragten Unternehmen im Durchschnitt die Schulnote 3,3. Nur jede fünfte Firma sieht Deutschland "sehr gut" oder "gut" in Sachen Digitalisierung aufgestellt. 25 Prozent bewerten sie als "ausreichend", 13 Prozent als "mangelhaft". Enormen Nachholbedarf sehen die Unternehmen im Bereich Breitbandausbau, digitale Bildung sowie bei der Förderung digitaler Schlüsseltechnologien. 

Methode

Anhand des Fragebogens der Digitalberatung etventure wurde durch die GfK eine telefonische Befragung unter rund 2.000 Großunternehmen in Deutschland ab 250 Millionen Euro Jahresumsatz repräsentativ durchgeführt. Der Erhebungszeitraum war vom 18.01.2018 bis zum 16.02.2018. Befragt wurden Entscheider, die mit dem Thema der digitalen Transformation in den jeweiligen Unternehmen befasst sind.



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