Mit einer deutlichen Verspätung wird MiCloud von Mitel nun auch in Deutschland angeboten. „Wir haben in den vergangenen Monaten unsere Strategie noch einmal neu definiert“, erklärt Jürgen Engelhard, Business Development Cloud Solutions bei Mitel Deutschland, im Gespräch mit Telecom Handel.

Die zentralen Pfeiler der neuen Cloud-Strategie seien Collaboration, Mobile First und Optimierung der Geschäftsprozesse. Folglich haben alle Cloud-Services von Mitel eine Nutzeroberfläche für verschiedene Endgeräte, inhaltlich sind sie stark auf die Zusammenarbeit in Teams ausgerichtet. Und schließlich haben die Lösungen Schnittstellen für eine große Anzahl von Drittanbieter-Systemen, zum Beispiel aus dem ERP- oder CRM-Umfeld.

MiCloud wird in den Varianten Office und Business (UCaaS) vermarktet werden.­ Letztere ist eine Multi-Instanz-Lösung, bei der jedem Kunden eigene Server-Kapazitäten zur Verfügung gestellt werden. Zielgruppe sind Unternehmen mit 100 bis 5.000 Nutzern; gehostet wird das System in einem Rechenzentrum in Frankfurt von Colt.

„Ende des Jahres werden wir Partnern aber die Möglichkeit bieten können, dass sie das Hosting selbst übernehmen“, kündigt Engelhard an. Partner können für ihre Kunden verschiedene Dienste zusammenstellen, beispielsweise Unified Communications, Collaboration und Unified Messaging, Voice, Web- und Videokonferenzen sowie Contact Center.

Bei Mi­Cloud Business ist der Partner für den Vertrieb, die Konfiguration und den Support des Kunden verantwortlich. Er hält auch den Vertrag mit dem Kunden und stellt die Rechnung. Voraussetzung für die Vermarktung von MiCloud Business (UCaaS) ist eine entsprechende Zertifizierung der Partner. MiCloud Business wird direkt über Mitel angeboten und nicht über die Distribution.

Diese spielt wiederum bei MiCloud Office eine zentrale Rolle: Die Lösung wurde vor allem für den kleineren Mittelstand mit drei bis 250 Nutzern entwickelt – und wird nach Mitels neuer SMB-Strategie über Großhändler an die Partner geliefert. Zum Start wird MiCloud Office über den Also Marketplace angeboten, weitere Distributoren sollen folgen. Generell spielt der Broadliner laut Engelhard bei der Einführung von MiCloud Office eine zentrale Rolle. Denn Mitel hat für MiCloud Office eine Partner Community eingeführt, in der Partner die Plattform ausgiebig testen können. 

MiCloud Office ist eine Multi-Tenant-Lösung mit entsprechend hoher Standardisierung. Mitel ist bei beiden Modellen sowohl Service-Provider als auch Anbieter, der Hersteller schließt den Vertrag mit den Kunden und stellt auch die Rechnung. Partner können wiederum Serviceverträge mit den Kunden abschließen und auch in Rechnung stellen.

Das System wird in zwei Versionen angeboten: Basis ist das Premier-Profil, zu den Funktionen gehören Telefonie, Chat, Presence sowie Voice Mail. Im Elite-Profil sind neben den Voice-Funktionen auch Collaboration-Tools enthalten.

Die endgültigen Preise für MiCloud Office stehen noch nicht fest, werden sich aber voraussichtlich im marktüblichen Rahmen bewegen. Eine kostenlose Version, wie sie etwa Unify mit Circuit zum Test anbietet, wird es laut Engelhard aber nicht geben. MiCloud Office soll derzeit drei Monate lang intensiv von der Community getestet werden, danach wird das Unternehmen das Angebot final bekannt geben. Auch nach dem Start bleibt die Commu­nity zum Austausch mit den Partnern bestehen, „sie ist wie ein TÜV für uns“, erklärt Engelhard.

Mit einiger Verspätung steigt Mitel nun auch in Deutschland ins Cloud-Geschäft ein – kommt dafür aber den Partnern in einigen Punkten entgegen. Bei MiCloud Business beispielsweise hält der Partner den Vertrag mit den Kunden, bei den Wettbewerbern ist dies in der Regel nicht der Fall. Auch der Community-Gedanke bei MiCloud Office ist von Vorteil, denn so können Partner in die Weiterentwicklung von MiCloud Office mit eingebunden werden.