Know-how
26.02.2016, 12:00 Uhr
WLAN-Standard 802.11ah: Für die Langstrecke
Mit 802.11ah geht ein neuer WLAN-Standard an den Start, der mit höherer Reichweite, aber niedrigeren Datenraten vor allem für das Internet of Things geeignet sein soll.
(Quelle: shutterstock.com/doomu)
Wer sein Heim oder Büro drahtlos vernetzen will, kommt an WLAN als Übertragungstechnik kaum vorbei. Doch nicht immer dringen die Funksignale des Routers durch Wände; die theoretisch mögliche Reichweite wird in Gebäuden nicht erreicht und muss durch kostspielige Hilfsmittel wie Signalverstärker erhöht werden. Die stetigen Erweiterungen des 802.11-Basisstandards für WLAN haben bisher keine Abhilfe geschaffen, weil sie auf immer höhere Geschwindigkeiten abzielten und nicht auf eine stärkere Sendeleistung.
Eine Lösung soll nun die neue Erweiterung 802.11ah bringen, die zur Vermarktung von der Dachorganisation Wi-Fi Alliance auch WiFi HaLow genannt wird. Dabei funken Router in niedrigeren Frequenzbändern um 900 MHz (in Europa 863 bis 868 MHz), während die anderen WLAN-Standards mit 2.400 oder 5.000 MHz arbeiten.
Die mögliche Reichweite von 802.11ah liegt bei bis zu einem Kilometer, also doppelt so hoch wie bisher. Zudem soll die Durchdringung von Wänden deutlich besser sein – bisher das größte Hindernis der Indoor-Versorgung. Der Strombedarf sowohl im Router als auch in den daran angebundenen Geräten wird merkbar geringer ausfallen als bei den anderen WLAN-Standards und Bluetooth.
Gut geeignet ist die Neuentwicklung mit diesen Eigenschaften nicht nur für das smarte Heim, sondern generell für das Internet der Dinge (IoT), in dem viele Geräte wie Sensoren, Wearables oder Smart Meter ans Netz angebunden werden müssen. Hier kann WLAN die in der Kapazität beschränkten Mobilfunknetze entlasten und zudem den Verzicht auf kostspielige und stromfressende Mobilfunkmodule in Endgeräten ermöglichen. Ein ah-Router ist in der Lage, jeweils mehr als tausend Empfänger zu versorgen, da diese nicht permanent senden und empfangen.
Langsames Tempo
Angesichts der Gigabit-Raten im bereits verbreiteten ac-Standard ist das wenig. Für die oben genannten Anwendungsszenarien stellt das Tempo aber kein Problem dar, denn Sensoren oder Messgeräte übertragen oft nur wenige Kilobyte an Daten, und das auch nicht permanent, sondern je nach Bedarf in Intervallen. Da die Router nach dem Willen der WiFi Alliance aufwärtskompatibel sein sollen, haben die Nutzer zudem die Wahl, welchen Standard sie für welchen Zweck verwenden wollen. In den IoT-Endgeräten kann jedoch aus Kosten- und Effizienzgründen ein reines ah-Chipset verbaut werden.
Nach der Festlegung des Standards durch die WiFi-Alliance müssen nun noch die sicheren Verfahren für die Konfiguration und die Verbindung entwickelt werden. Dafür ist es eine besondere Herausforderung, diese Vorgänge so zu gestalten, dass auch Endgeräte der IoT-Welt ohne eigenes Display oder Tasten mit den Routern verbunden werden können. Denkbar wäre hier zum Beispiel ein Pairing via NFC. Im nächsten Schritt können dann die Chipsets in die Produktion gehen, zertifizierte Geräte wie Router könnte es im Jahr 2018 geben.