Als die Preise purzelten: 25 Jahre TK-Gesetz
Monopol statt Drang zu neuen Technologien
Ob dieser Weg richtig war, ist umstritten. Jürgen Grützner vom Branchenverband VATM, in dem sich Telekom-Konkurrenten organisiert haben, hält ihn für falsch. Die Telekom habe ihre alten abgeschriebenen Kupferleitungen durch die Mietzahlungen „praktisch vergoldet bekommen und dadurch lange keinen Anreiz gehabt, in neue Technologien zu investieren“. Der Ex-Monopolist wurde nach Einschätzung von Grützner gestärkt, während Wettbewerber einen schweren Stand hatten und Investitionen in neue Technologien - vor allem Glasfaser - zunächst scheuten.
Im Internet dominierten auf der letzten Meile - also vom Kabelverzweiger bis in die Häuser - Telefon-Kupferleitungen der Telekom mit der DSL/VDSL-Technologie, die im Laufe der Jahre schrittweise optimiert wurde - an den Glasfaser-Speed aber nicht herankam. „1996 wurden die Weichen so gestellt, dass die Telekom noch jahrzehntelang von ihren Telefonleitungen profitieren konnte“, so Grützner. „Damit wurde Deutschland als Glasfaserland ausgebremst.“
Nun endlich nehme der Glasfaser-Ausbau auf der letzten Meile auch bei der Telekom Fahrt auf, nachdem jahrelang fast ausschließlich die Wettbewerber den Glasfaser-Ausbau bis zum Gebäude oder bis in die Wohnung gestemmt hätten, sagt der Verbandsvertreter, der in den 90er Jahren als Referent bei der CDU/CSU-Bundestagsfraktion an dem Gesetzgebungsverfahren beteiligt war. Er schränkt zwar ein, dass die Bedeutung des Internet samt Glasfaser noch nicht absehbar gewesen sei. Er bemängelt aber, dass der Gesetzgeber seinen Kurs in den nachfolgenden TKG-Novellen nicht geändert habe.
Telekom resümiert positiv über die letzten Jahrzehnte
Und was sagt die Telekom im Rückblick? Der Konzern sieht die Entwicklung positiv und betont die Milliardensummen, die man Jahr für Jahr investiere. „Die Liberalisierung hat dafür gesorgt, einen lebendigen Wettbewerb in Deutschland entstehen zu lassen“, sagt ein Firmensprecher. „Die Kundinnen und Kunden können in Deutschland zwischen vielen Anbietern und Tarifen wählen.“ Es seien viele Innovationen entstanden, „von modernen Endgeräten über das Internet für alle bis zu dem smarten Zuhause und dem Fernsehen über das Internet Protokoll (IP-TV)“. Gleichzeitig seien die Preise für Telekommunikation gesunken.
Jens-Uwe Theumer vom Preisvergleichsportal Verivox sagt indes, die Verbraucher müssten nach wie vor verhältnismäßig tief in die Tasche greifen für ihren Internetanschluss oder ihren Handyvertrag. „In Staaten wie Österreich, Schweden oder der Schweiz ist das Preis-Leistungs-Verhältnis oft besser.“ Im internationalen Vergleich gebe es hierzulande zu wenig Wettbewerb, sagt er und verweist etwa auf die hohe Marktabdeckung von Vodafone und von der Telekom im Festnetz-Internet.
Für die Belegschaft der Telekom war die Liberalisierung eher kein Anlass zum Feiern - davon zumindest ist der damalige Betriebsrat Josef Bednarski überzeugt und verweist auf den der Liberalisierung folgenden Stellenabbau. Der sei zwar sozialverträglich - ohne betriebsbedingte Kündigungen - durch Betriebsräte und Gewerkschaft begleitet worden, aber dennoch einschneidend gewesen. 1995 hatte die Deutsche Telekom nach Firmenangaben etwa 230.000 Vollzeitstellen, heute sind es etwa 90.000 im Inland. „Dass die Preise sanken, war gut für die Verbraucher - auf die Belegschaft kamen jedoch harte Veränderungen zu, mit einer hohen Anzahl von Umorganisationen und einer höheren Arbeitsbelastung“, sagt Bednarski