Was für virtuelle TK-Anlagen spricht - und was dagegen
... und seine Nachteile
Auf den ersten Blick klingen die Vorteile einer IP-Centrex-Anlage verlockend, auf den zweiten Blick gibt es allerdings auch einige Nachteile. Das Argument der Kostenersparnis wird beispielsweise sehr schnell entkräftet, wenn das Unternehmensnetzwerk (LAN) nicht für die Sprachübertragung gerüstet ist. Statt in eine neue TK-Anlage zu investieren, müssen Unternehmen ihr LAN dann aufrüsten, um es „Voice-ready“ zu machen.
Uli Schunk, Product Manager des Darmstädter IP-Centrex-Anbieters Toplink, macht auf einen weiteren Punkt aufmerksam: Für die Verfügbarkeit der virtuellen Telefonanlage stehe der externe Dienstleister mittels entsprechender SLAs (Service Level Agreements) ein. Da jedoch in den Unternehmen meist nur ein Breitband-Internetanschluss für den Daten- und Sprachverkehr genutzt werde, müsse von Seiten des Kunden eine ausreichende Bandbreite vorgehalten werden. „Hier gilt es, neben einer symmetrischen Übertragungsgeschwindigkeit besonderes Augenmerk auf dynamische Class-of-Service-Mechanismen zu legen, so dass eine Bandbreite für zeitkritische Sprachdaten reserviert wird“, so Schunk.
Zudem bieten IP-Centrex-Lösungen oft nur sehr eingeschränkte Optionen zur Individualisierung, „denn hinter jedem IP-Centrex-Modell steht die Idee, möglichst viele Kunden auf der gleichen Plattform zu bedienen“, führt Florian Buzin an, er ist Geschäftsführer der Karlsruher Starface GmbH. Allerdings haben einige IP-Centrex-Anbieter in diesem Bereich nachgebessert und setzen zunehmend auf Lösungen nach dem Baukastenprinzip – der Kunde kann aus verschiedenen Komponenten ein auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Produkt wählen.
Eine ebenfalls häufig genannte Kritik ist die Stabilität und Sicherheit der gehosteten Anlage. Fällt der DSL-Anschluss aus, so ist das Unternehmen von der Außenwelt abgeschottet. Nicht einmal interne Telefonate sind dann noch möglich, führen Centrex-Kritiker wie Regina Dettmer, Marketingleiterin bei Auerswald, an. Bei einer TK-Anlage im Haus hingegen führt der Ausfall des DSL-Zugangs nicht zu einem kompletten Absturz, lediglich die Erreichbarkeit über VoIP ist nicht mehr gewährleistet – die interne Kommunikation bleibt davon indes unberührt. Auch besteht die Möglichkeit, für diese Fälle sogenannte Fallbacklösungen zu schaffen, mit denen die Erreichbarkeit auch bei einer DSL-Störung sichergestellt ist. Bluestring-Geschäftsführer Robert Platil verweist bei diesem Punkt auf die geringe Ausfallquote bei DSL-Anschlüssen – und darauf, dass die Mitarbeiter im Fall der Fälle ja immer noch mit ihren Handys telefonieren könnten.
Schwerwiegend ist für viele Unternehmen auch dieser Aspekt: Mit einer virtuellen Telefonanlage geben Firmen einen der wichtigsten Dienste, die Erreichbarkeit des eigenen Unternehmens, in fremde Hände. Eine Entscheidung, die vielen Unternehmen nicht leicht fällt. Kritiker führen darüber hinaus an, dass die Sprachdaten unverschlüsselt vom Endgerät über den Router bis zum Centrex-Anbieter übertragen werden – Stichwort Abhörsicherheit. Allerdings haben einige Centrex-Anbieter in diesem Punkt nachgebessert – die Münchner Nfon zum Beispiel überträgt die Gespräche nach eigenen Angaben verschlüsselt. Der Endgeräte-Hersteller Snom, der Hardware an Nfon und auch an QSC liefert, gibt an, die Verschlüsselung von Gesprächen zu unterstützen.