Turbonetz 5G treibt Mobilfunkbranche an

Virtualisierung von Infrastruktur

Beim Aufbau von 5G geht es vor allem auch um die Virtualisierung bestehender Infrastruktur. Damit wird der Grundstein gelegt dafür, dass künftig jede Leitung individuell adressiert werden kann - je nachdem, welche Daten mit welcher Dringlichkeit unterwegs sind. Künftig solle sich kein Nutzer mehr darüber den Kopf zerbrechen müssen, in welchem Netz er sich gerade befindet. "Viele Bereiche des täglichen Lebens werden ihr maßgeschneidertes Netz bekommen: enorme Bandbreiten für die Unterhaltung, superschnelle Reaktionszeiten für Autos oder Roboter und die langlebige Schmalbandverbindung für den Parksensor oder die Straßenlaterne", erläuterte Höttges.
Erstmals können Telekom-Provider ihren Kunden damit individuell zugeschnittene Zugänge liefern. Dass es im künftigen Internet der Dinge Nutzungsbereiche geben wird, die auf eine latenzfreie und hundertprozentig verlässliche Datenübertragung angewiesen sein werden, steht außer Frage. Doch bedeutet das auch eine direkte oder indirekte Abkehr vom Grundsatz der Netzneutralität? Dieser besagt, dass alle Daten unabhängig von ihrer Herkunft beim Transport im Internet gleich behandelt werden müssen.

Google, Facebook und Co. sind Nutznießer

Bisher hätten die Netzanbieter es nicht geschafft, in angemessenem Maß am Erfolg von Diensteanbietern wie Google, Facebook oder Netflix zu partizipieren, heißt es bei Oliver Wyman. Dabei wäre das mobile Internet ohne die erheblichen Investitionen der Netzbetreiber in der heutigen Form gar nicht möglich. "Mit der Einführung von 5G ist es für die Netzbetreiber von essenzieller Bedeutung, Diensteanbieter an der finanziellen Last zu beteiligen", sagt Trimmel. Und die Kosten dürften erheblich sein. Weltweit dürften Investitionen von 200 Milliarden Euro anfallen, schätzt Stéphane Richard, Chef des französischen Telekom-Providers Orange. Höttges sprach gar von 500 Milliarden Euro. Die Internet-Unternehmen kontern allerdings, ihre Dienste seien es erst, die für Verbraucher die Daten-Tarife der Netzbetreiber überhaupt attraktiv machten.
In den USA stehen derweil die Zeichen auf eine Abkehr von der zuletzt strikten Umsetzung der Netzneutralität. Der neue Chef der US-Telekomaufsicht FCC, Ajit Pai, bekräftigte in Barcelona, dass er die Gleichsetzung von Internet-Anbietern mit Versorgern wie Elektrizitäts- und Wasserwerken für einen Fehler halte, der die Investitionen in neue Netze bremst.




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