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13.02.2019, 10:43 Uhr
Ehemalige Geheimdienst-Chefs uneins über Risiken durch Huawei
Ex-BND-Chef Gerhard Schindler sieht Risiken bei einer Beteiligung von Huawei am Mobilfunkausbau. Ein britischer Ex-Geheimdienstler widerspricht.
Das Risiko bei einer Beteiligung des chinesischen Unternehmens Huawei am Ausbau des schnellen Mobilfunknetzes 5G in Deutschland wird von zwei ehemaligen Geheimdienstchefs völlig unterschiedlich eingeschätzt. Der frühere Präsident des Bundesnachrichtendienstes (BND), Gerhard Schindler, warnte am Mittwoch davor, beim 5G-Ausbau auf die Chinesen zu setzen. "Es gibt Risiken, die mit 5G und einer möglichen Beteiligung von Huawei daran verbunden sind", sagte Schindler dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Robert Hannigan, der ehemalige Direktor des britischen Geheimdiensts GCHQ, sprach sich dagegen in der "Financial Times" entschieden dagegen aus, Firmen aus China generell beim 5G-Ausbau auszugrenzen. "Großbritannien und andere europäische Länder sollten ihre Nerven behalten und Entscheidungen über die Beteiligung Chinas an künftigen Telekommunikationsnetzen auf technisches Fachwissen und rationelle Risikobewertung stützen, und nicht auf einen politischen Trend - oder Handelskriege", schrieb er. "Wir sollten akzeptieren, dass China in Zukunft eine globale Technologiemacht sein wird, und jetzt mit dem Risikomanagement beginnen, anstatt so zu tun, als könne der Westen den technologischen Aufstieg Chinas aussitzen."
Schindler, der seit drei Jahren als Experte für Sicherheitsfragen bei der Berliner Beratungsgesellschaft "Friedrich 30" arbeitet, argumentierte dagegen, wer die neue Technologie bereitstelle, der sei auch "in der Lage, Kommunikationsinhalte abzugreifen". Das zweite Risiko sei die Betriebssicherheit. "Die Technologie von Huawei ist anderthalb bis zwei Jahre weiter als unsere", erläuterte Schindler. "Wir sind also gar nicht in der Lage, zu beurteilen, was da eingebaut wird. Es sind daher Szenarien denkbar, dass im Krisenfall unser Netz abgeschaltet wird, worauf wir nicht vorbereitet sind."
"Wachsende Hysterie"
Hannigan, der inzwischen an der Harvard Universität in den USA arbeitet, sprach dagegen von einer "wachsenden Hysterie" rund um den Einsatz chinesischer Technologie. Er verwies auf das britische "National Cyber Security Centre" (NCSC), das bei seinen Untersuchungen nie Beweise für bösartige chinesische staatliche Cyberaktivitäten durch Huawei gefunden habe.
"Das NCSC ist nicht naiv", schrieb Hannigan. Es habe beispielsweise auf das Ausmaß der chinesischen Cyberspionage in Verbindung mit staatlichen Stellen durch Angriffe auf IT-Dienstleister auf der ganzen Welt hingewiesen. "Aber die Tatsache, dass diese Angriffe nicht die Manipulation souveräner chinesischer Unternehmen wie Huawei erfordern, unterstreicht lediglich, wie ineffizient ein pauschales Sicherheitsverbot auf der Grundlage von nationalen Firmenflaggen sein dürfte."
Huawei gehört zu den größten Anbietern der 5G-Mobilfunktechnik, die deutlich schnellere Datenübertragungsraten bringen soll. In den USA und auch in Deutschland sind die Chinesen aber zuletzt wegen Sicherheitsbedenken rund um Datennetzwerke unter Druck geraten. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte vergangene Woche von China Sicherheiten für den Einsatz von Huawei-Technik beim Ausbau des schnellen 5G-Mobilfunknetzes in Deutschland verlangt.
Vergangene Woche war bekanntgeworden, dass die Bundesregierung beim Ausbau des schnellen Mobilfunknetzes mit Blick auch auf Huawei die allgemeinen Sicherheitsanforderungen verstärken will.